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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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Weltgesundheitsorganisation an einer großen Zahl von Kindern durchzuführen.
    So bestätigte er die Theorie von der Kaltblütigkeit vor Kurzem auch bei kleinen Kindern: Lehrer schätzten ausgerechnet jene Achtjährigen in ihrer Klasse als besonders aggressiv ein, die – ohne dass die Lehrer das wussten – schon als Dreijährige in Stresssituationen eine niedrige Herzfrequenz und eine geringe Hautleitfähigkeit gehabt hatten. Die hatten die Wissenschaftlergemessen, nachdem sie die Kleinen mit lauten Geräuschen erschreckt oder ihnen eine schwierige Aufgabe gestellt hatten.
    Die Erziehung steht dem aber nicht hilflos gegenüber: Wenn die Wissenschaftler die Familien schulten und dafür sorgten, dass die Kinder schon mit drei Jahren eine bessere Bildung und Ernährung bekamen, dann zeigten die Kleinen einige Jahre später normalisierte Reaktionen von Herz und Haut. Und mit 23 Jahren ließ sich die Einmischung der Wissenschaftler auch daran ablesen, was die jungen Leute bis dahin auf dem Kerbholz hatten: Dann war ein Drittel weniger kriminell geworden. Negative Prophezeiungen müssen also nicht schlecht sein, wenn man etwas dagegen tun kann, dass sie sich selbst erfüllen.

Was sich im Gehirn abspielt (Neurobiologie)
    Auch unter Ratten gibt es Rabenmütter. Eigentlich gehört es zum Familienleben in Rattennestern dazu, dass die Muttertiere ihren Jungen ihre Zuneigung zeigen. Sie lecken die Kleinen, wärmen sie und versorgen sie mit Nahrung. Manche Rättinnen aber sind zu solcher Mutterliebe nicht fähig. Statt ihren Nachwuchs zu hegen und zu pflegen, tun sie nur das Nötigste. Körperliche Geborgenheit lassen sie den Jungen kaum angedeihen.
    Die Nachkommen beider Typen von Rattenmüttern überstehen das und werden groß. Beiden gelingt es auch, ein Rattenleben mit allem zu führen, was dazugehört: Sie suchen sich einen geschützten Fleck zum Übernachten, ergattern genug Nahrung und auch einen Partner und pflanzen sich fort.
    Doch tief im Inneren der Tiere, da gibt es einen großen Unterschied, der sie fürs Leben prägt. Zwangsläufig geraten beide Sorten von Rattenkindern im Laufe ihres Lebens immer wieder in unangenehme oder gefährliche Situationen. Dann zeigt sich, wie es in ihren Rattenseelen aussieht: Als ausgewachsene Tiere reagieren die gehätschelten Rattenkinder auf Stress erheblich entspannter als ihre vernachlässigten Artgenossen; am Ende leben sie auch länger. Wenn sie in eine fremde Umgebunggeraten, sind die wohlbehüteten Ratten nicht besonders ängstlich; die von ihren Müttern sich oft selbst überlassenen Tiere dagegen setzen sich in einem unbekannten Raum meist in die dunkelste Ecke und zittern. Sie haben offenbar nicht genug Selbstvertrauen, es mit der Fremde aufzunehmen, und erwarten von Veränderungen eher Schlechtes als Gutes.
    Das hat einen erstaunlichen Grund. Und der ist biologischer Natur, wie der kanadische Neurobiologe Michael Meaney vor rund zehn Jahren entdeckte: Die Tiere verarbeiten die Botschaften des Stresshormons Cortisol auf höchst unterschiedliche Weise. Offenbar ist dieses Stresshormon daran beteiligt, wenn manche Rattenkinder in ihrem späteren Leben psychisch besonders widerstandsfähig und andere besonders verletzbar werden.
    Das Hormon wird vom Körper immer dann ausgeschüttet, wenn es aufregend wird – bei Ratten ebenso wie bei Menschen. Dann kurbelt Cortisol die Mobilisierung von Zucker aus den Vorratsspeichern in der Leber an. So stellt es Energie bereit – um zum Beispiel davonzulaufen, schnell im Geiste eine Lösung zu finden oder anderweitig kurzfristig Höchstleistung zu erbringen. Der Körper befindet sich im Alarmzustand.
    Das ist sinnvoll, solange die Ratten oder Menschen in Gefahr oder unter Druck sind. Aber irgendwann mal sollte dieser Alarmzustand auch wieder vorbei sein. Sonst werden Tier und Mensch zu nervlichen Wracks. Um den Stress zu beenden, bildet das Gehirn Andockstellen für Cortisol aus. Sie ziehen das Stresshormon aus dem Verkehr.
    Eben hier findet sich der Unterschied zwischen den Rattenkindern. Tatsächlich sorgen die liebevollen Rattenweibchen mit ihrem Lecken und Hätscheln dafür, dass sich in den Gehirnen ihrer Jungen mehr Andockstellen für das Hormon bilden. So wird bei diesen Rattenjungen das bei Stress entstehende Cortisol schneller wieder unschädlich gemacht. Die Jungen der kaltherzigen Ratten geraten dagegen leicht unter Dauerstress.
    Der einmal eingeschlagene Weg setzt sich in der Familie fort. Inzwischen gilt als sicher:

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