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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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ihrem Alltag nachzudenken und darüber zu sprechen. So sollen sie lernen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen – aber auch die der anderen. »Was passiert mit mir, wenn der da unten sitzenbleibt?« Aber auch: »Wie fühlt sich wohl der da untenjetzt?« Es geht also auch darum, zu erkennen, was hinter dem Verhalten des anderen Kindes steckt: »Eigentlich ist es ja nicht besonders schön, dazuhocken, anstatt weiterzuspielen. Wenn er das tut, geht es ihm wahrscheinlich gerade nicht so gut.«
    »Und was würde geschehen«, so die Frage an das Kind, »wenn du einfach runterrutschst?« »Vielleicht weint er dann. Vielleicht wird er dann auch böse und haut mich. Und am Ende heulen wir beide.« Dann wär’s doch gar nicht schlecht, sich eine andere Lösung auszudenken: »Ich könnte stattdessen auch rufen und sagen: ›Tu mal Sand auf die Rutsche, dann wird sie noch schneller!‹ Oder: ›Komm hoch: Wir rutschen zusammen.‹« Ob das eine gute Idee ist?
    Auch bei Grundschülern läuft das nicht viel anders ab. Sie erhalten ein »Training im Problemlösen (TIP)« nach dem Ampelprinzip. Zunächst steht die Ampel auf Rot. Da gilt es, erst einmal laut »Stopp!« zu sich zu sagen. Tief durchzuatmen. Sich zu erzählen, was jetzt eigentlich das Problem ist und wie man sich fühlt. Dann schaltet die Ampel auf Gelb: Mach einen Plan, heißt das. Was könntest du in dieser Situation tun? Und was würde dann passieren? Würde es wohl funktionieren? Jetzt kommt Grün: LOS! Probiere die beste Idee aus. Und am Ende frage dich: Hat es funktioniert?
    Im Kindergartendurchschnitt, so zeigte sich, waren zwei Jahre nach Ende des Programms die Verhaltensprobleme in den Gruppen auf die Hälfte geschrumpft: Dort fielen von den geschulten Kindern nicht mehr 9,2 Prozent, sondern nur noch 4,4 Prozent negativ auf, weil sie prügelten oder um sich schlugen. »Am ehesten helfen solche Resilienzprogramme Kindern, die ausgeprägte Probleme im Sozialverhalten haben«, räumt Lösel ein.
    Er plädiert deshalb dafür, auch die Eltern mit zu trainieren. »Dann werden die Effekte größer«, so der Psychologe. In den Programmen wird den Eltern vermittelt, Grenzen zu setzen. Sie sollen lernen, wie sie angemessen loben und die positiven Verhaltensmuster ihrer Kinder stärken können. Wie sie konstruktiv mit ihren Kindern reden können und wie sie mit Belohnung, Lob und Ermutigung ihre Kinder dazu bringen, zu einem sozialkompatiblen Wesen zu werden. Dabei gilt es aberauch, die Eltern in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihre elterlichen Kompetenzen zu fördern, betont die Zürcher Pädagogin Corina Wustmann Seiler.
Jedes Kind hat Talente
    Getragen ist das alles von der Überzeugung, dass jedes Kind besondere Talente und Fähigkeiten besitzt. Sie gilt es zu entdecken und zu stärken. »Das ist die zentrale resilienzfördernde Maxime«, betont der Kinder- und Jugendpsychologe Georg Kormann. Allerdings muss man sich einen kritischen Blick bewahren. Manche der resilienzfördernden Faktoren können im Einzelfall nämlich auch negative Auswirkungen haben. Das hängt zum Beispiel vom sozialen Umfeld ab. Bei Jugendlichen, die in Armut aufwachsen, ist eine eher strenge Erziehung häufig ein Schutz gegen Entgleisung und Aggression. Nicht so aber bei Jugendlichen, deren Eltern psychisch labil sind. »Jeder Faktor kann Gutes und Schlechtes bewirken«, sagt der Frankfurter Heilpädagoge Michael Fingerle. Aggressive Jugendliche hätten oft ein ganz ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Es sei nicht unbedingt eine gute Idee, deren Selbstbewusstsein noch zu stärken. Umgekehrt werden Kinder, die ängstlich und scheu sind, seltener delinquent und aggressiv. Selbst Ängstlichkeit kann also ein Schutzfaktor sein.
    Auch ist es nicht immer eine gute Idee, Konflikte zu lösen, indem man über seine Gefühle redet. »Das mag in der Mittelschicht eine sinnvolle Strategie sein«, sagt Fingerle. Im Randmilieu aber funktioniert das nicht. Da kriegt man als gefühlsduseliger Diskutant höchstens eine Faust ins Gesicht. Jugendliche und Kinder aus solchen Milieus trainieren am besten untereinander, ohne dass sich akademisch ausgebildete Pädagogen oder Erzieher einmischen. Dahinter steckt die Idee der »positiven Peerkultur«, einer Kultur von Ebenbürtigen also.
    Beim Konzept der Resilienz handle es sich eindeutig um einen Gegenentwurf zur »Vorstellung vom Kind als bloß passivem Prägeprodukt äußerer Einflüsse«, schreibt der Pädagoge Rolf Göppel in seinem Buch ›Lehrer, Schüler

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