Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)
hinschaut, in ihrer Kontaktfähigkeit eingeschränkt. Sie ergreift nämlich fast nie selbst die Initiative zum Spielen. Und, was noch schwerer wiegt: Sie ist selbst davon überzeugt, gar keine Freunde zu haben. Lauras Stärke, die Kontaktfreudigkeit, gilt es also durchaus noch weiter zu fördern. Hier können Erzieher ansetzen.
Stark und Schlau
Die Perik-Beobachtungsbögen sind in Bayern Teil des Bildungsplans, denn die dort abgefragten Kompetenzen wie etwa Explorationsfreude machen nicht nur stark, sondern auchschlau: Offenheit und der Spaß am Ausprobieren sind nun einmal wichtig dafür, auf Neues zuzugehen und keine Angst zu haben – auch nicht vor ungewohntem Lernstoff. Ein Kind, das sehr ängstlich ist, kann sich oft nicht so gut darauf einstellen. Seine Lernfähigkeit und seine Neugier werden durch seine Ängstlichkeit beeinträchtigt.
Neben dem Verstand bestimmen also die sozial-emotionalen Kompetenzen, wie Kinder in der Schule zurechtkommen – und entscheiden deshalb mit über ihren Bildungserfolg. »Wir wollen nicht die alte Polarisierung von kognitiver Förderung einerseits und sozial-emotionaler Förderung andererseits aufwärmen«, versichern Mayr und Ulich. »Wir möchten aber festhalten: Sozial-emotionale Kompetenzen sind eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Lernen.« Gerade bei jüngeren Kindern sei es wichtig, diese emotionale Ebene im Auge zu behalten: Wie nähern sie sich einer Lernsituation – mit welchen Einstellungen und Gefühlen? Wie kommen sie mit anderen Kindern und Erwachsenen zurecht? Sind sie zuversichtlich, offen und neugierig? Entwickeln sie Initiative und Durchhaltevermögen? Wie gehen sie mit Belastungen um? Können sie einen eigenen Standpunkt vertreten? »Solche Kompetenzen sind für Kinder unmittelbar wichtig – im Sinne von Wohlbefinden, Zurechtkommen und Lernchancen«, betont Mayr.
Die Antworten auf die Perik-Fragen lenken den Blick der Erzieher aber auch darauf: Wie kann ich dem Kind im Alltag helfen – zum Beispiel mit Stress und Belastung umzugehen. Wenn ein Kind vor lauter Sorgen und Anspannung ständig über Bauchschmerzen klagt, dann könnten sie es fragen: Was könntest du tun, damit es dir besser geht? Magst du Ruhe haben? Oder möchtest du rausgehen und ganz viel rennen? Mit solchen Anregungen kann das Kind lernen, manche Probleme auch selbst in den Griff zu bekommen. Das macht es stolz – und das macht es stark.
Neben dem Perik-Programm sind inzwischen deutschlandweit zahlreiche Programme entstanden, die Kinder stärken und systematisch fördern sollen. Zu den Faktoren, die Resilienz ausmachen, gehören neben der stabilen emotionalen Beziehung zu einer Bezugsperson und der sozialen Unterstützungaußerhalb der Familie vor allem Selbstvertrauen sowie die Fähigkeit, seine Emotionen und sein Verhalten zu steuern und auch selbst zu regulieren. Grundthemen der Programme sind deshalb immer wieder Selbstwahrnehmung, Ärgerregulation und Selbstkontrolle, Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen, Differenzierung von Gefühlen, Umgang mit Stress, Problemlösen und auch, eine positive Sicht auf sich selbst zu gewinnen.
Friedrich Lösel ist optimistisch, was den Erfolg solcher Programme betrifft, zu denen auch das bekannte Gewaltpräventionsprogramm »Faustlos« der Universität Heidelberg, die Initiative »Starke Eltern – starke Kinder« des Deutschen Kinderschutzbunds oder das an Lösels Institut an der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelte EFFEKT-Programm (» E ntwicklungs f örderung in F amilien: E ltern und K inder t raining«) gehören. Im Rahmen von EFFEKT werden je nach Altersgruppe unterschiedliche Kurse angeboten.
Ernie und Bert als Moderatoren
Bei den Kleinen moderieren Ernie und Bert als Handpuppen die Konflikte. Eingesetzt werden auch Rollenspiele, Frage-Antwort-Runden und Bewegungsspiele. Die Hauptbotschaft lautet: »Ich kann Probleme lösen.«
Ein Bild zeigt zwei Kinder auf der Rutsche. Eins möchte gerne runterrutschen, aber das andere Kind bleibt unten stur sitzen. »Was soll ich jetzt tun?«, wird sich das Kind oben fragen, das schon lange warten musste und jetzt endlich hinuntersausen möchte. »Ich könnte einfach trotzdem rutschen«, kann sich das Kind sagen. »Ganz schnell. Und wenn der da unten dann nicht aufspringt, trete ich ihm die Füße in den Rücken.«
Aber was wird dann passieren?
Im »Ich kann Probleme lösen (IKPL)«-Kurs lernen die Vorschulkinder, über solche und andere Schwierigkeiten aus
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