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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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auf den Anfängerkurs. Als Luna mich vor dem Fenster stehen sieht, winkt sie mir kurz zu. Ich winke zurück, gehe aufs Klo und beschließe noch beim Pinkeln, meinen Kurs zu wechseln.
    Den Rest des Unterrichts fahre ich meine »Pitschi kommt in den absoluten Anfängerkurs und damit zu Luna«-Taktik. Meine große Chance kommt, als Nico mich fragt, welche Musik ich am liebsten mag.
    » Peter, ^a vos que tipo de müsica te gusta mäs?«
    Hilflos und vor allem schweigend schaue ich mich im Klassenzimmer um.
    »... el electro, hip hop, salsa, rock ... ^que prefieres?«, ergänzt Nico immer noch freundlich. Ich zucke mit den Schultern und versuche möglichst debil dabei zu wirken. Immerhin wird die Frage schon einfacher.
    »^Te gusta la musica, Peter?«
    Mit offenem Mund starre ich Nico an.
    »^Musica?«
    »He meansa music, whata you like!« erklärt mir nun auch der Lockenitaliener mit großer Geste und entsprechendem Akzent.
    »Ahhh! Music!«, sage ich.
    Nico schaut kurz durch die Scheibe ins Foyer, um sich dann direkt vor mich hinzustellen und mit ruhiger Stimme zu sagen:
    »Peter, wenn du zu Luna in den Anfängerkurs willst, dann kannst du das auch einfach sagen!«
    Heidi und Elfi müssen lachen und ich bin so erschrocken, Nico plötzlich Deutsch sprechen zu hören, dass ich mich sofort entschuldige.
    »Nein, nein, kein Problem, der Kurs hier ist gut, ich bin nur müde!«
    »Wia heißt die?«, fragt Heidi.
    »Luna. Como la luna. Der Mond«, erklärt Nico.
    »Also i würd net Mond heißa wella!«, dröhnt Heidi und lacht selbst am meisten über ihren Witz. Dafür siehst du aus wie einer, denke ich mir. Die beiden Italiener schauen sich an, als hätten sie gerade erfahren, dass ein Tsunami Venedig platt gemacht hat.
    »jDale!«, beruhigt uns Nico und zur Belohnung erfahre ich zum Schluss der Stunde, dass die Einheimischen hier portenos heißen und nicht Buenos Airesianer, sowie ein paar praktische Redewendungen, die man im Taxi, beim Einkaufen und in Internetcafes gebrauchen kann. Ich schreibe mir sämtliche Redewendungen auf orangene Karteikarten.
    Um Punkt eins ist der Unterricht zu Ende, die Türen öffnen sich und die Schüler strömen wieder in den Aufenthaltsraum. Noch bevor ich mich in Sicherheit bringen kann, kommt ein weiterer, sicherlich gut gemeinter Freizeitvorschlag von Heidi.
    »Mir gangat ins Tortoni zom Middag essa, kommsch a mit?«
    »Wirklich gerne, aber ich muss noch ein paar Sachen erledigen!«, lüge ich.
    »On am Obend? Mir gangat was essa en San Telmo!«
    Hektisch falte ich mein Papier mit den Unterrichtsnotizen und gebe Elfi den geliehenen Kugelschreiber zurück.
    »Bin leider schon mit ein paar portenos verabredet, was trinken, vielleicht morgen?«
    »Gell, du kennsch a scho Leit von dohanna?«, fragt mich Heidi beeindruckt.
    »Na klar, gibt doch immerhin zwölf Millionen!«
    Ich hasse mich für diese dummdreiste Lüge, aber wer immer auch nur eine einzige Sekunde einen Blick auf Heidis Kuhjeans geworfen hat, der wird mir verzeihen. Am schwarzen Brett entdecke ich dann die Rettung meines Abends:
    jVamos a tomar algo! jGet to know Buenos Aires Nightlife!
    Bar-Hopping con Luna, Nos vemos a las 22:30 en »Million«, Parana 1048 (Bus 29, 39, 102, 152)
    Na also, denke ich mir, geht doch. Man muss nur ein wenig Geduld haben. Heute Abend ziehe ich dann endlich mit ein paar netten Leuten durch die Szene, und das auch noch schwabenfrei!
    Ich schreibe mir die Adresse der Bar auf und schleiche mich heimlich aus der Sprachschule.
    An einem Kiosk entdecke ich eine deutschsprachige Zeitung, das Argentinische Tageblatt. Um ein klein wenig authentischer die Avenida 9 de Julio hinabzubummeln, umhülle ich es mit einem Exemplar der argentinischen Zeitung Clarin.
    In einem großen Selbstbedienungsrestaurant nehme ich mir Pasta und Bratwürste vom Büfett. Der Vorteil dieser Art von Restaurants ist es, dass man den Schein des Nicht-Touristen über einen viel größeren Zeitraum erhalten kann. Nachdem ich die Frage »iAlgo para beber?« mit einem genuschelten »una coca-cola, por favor« bravourös gemeistert habe, schlage ich das Argentinische Tageblatt auf, das ich im Clarin versteckt habe. Ich muss nicht lange im Tageblatt blättern, um zu sehen, dass es keine Jobs für mich gibt.
    Die Pasteleria Süßigkeit sucht einen Konditor. Bin ich nicht. Das Instituto Ballester sucht einen Vertretungslehrer für das Fach Deutsch. Kann ich nicht. Und das Altersheim Adolfo Kraft sucht einen Vergnügungswart. Will ich nicht.

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