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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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offenbar ist die Lage ernster, als ich vermute. Ich ziehe mir einen Stuhl ran und setze mich zu ihr an den Tisch.
    »Du hast überall geschaut?«
    »Überall!«
    »Mhhh ... Wann ist Ice Age denn zu Ende?«, frage ich.
    »Kommt auf die Stelle drauf an, wo er grad is!«
    »Klar!«
    Leise stehe ich auf und pirsche mich an die Wohnzimmertür heran. Pedro sitzt mit einer Dose Bier unter einer Decke und schaut grinsend auf den Fernseher. Ohne die Augen vom Bildschirm abzuwenden, begrüßt er mich.
    »Hey, cleaning man! Everything okay?«
    »Okay«, sage ich und spitze kurz auf den Bildschirm.
    »Ice Age Two, you know? Good movie!«, erklärt mir Pedro.
    »Yes«, sage ich, »but ... I have never seen it!«
    »Take beer. Come and see!«
    »No ... thank you, I have to search ... my ... my passport!« »Good luck! Passport is important!« Ich schließe die Tür und gehe zurück zu Keks in die Küche. »Das Eichhörnchen klebt mit seiner Zunge am Eisberg fest und kriegt die Nuss nicht!« Entschlossen drückt Keks ihre Zigarette aus. »Dann haben wir noch genau eine Stunde! Kommste mit?« »Natürlich komm' ich mit!«
    Es gibt wahrlich einfachere Aufgaben, als um Mitternacht in Buenos Aires einen entlaufenen Kater zu suchen, der Taxi heißt. Die ersten Kommentare fangen wir uns schon im Gebäude, als wir laut »Taxi« in den Aufzugschacht rufen.
    »jNo hay ningün taxi, es un edificio! jIdiotal«, hallt es aus einem Apartment.
    »jHey flaco, andatel«, bellt es mir nach einem besonders lauten Taxiruf aus einem der unteren Stockwerke entgegen. »Was hat er gesagt?«, frage ich Keks. »Dass du dich verpissen sollst!« »Und der davor?«
    »Dass das hier ein Gebäude ist und dass es da keine Taxis drin gibt!«
    Wir fahren in den Keller, suchen bei den Mülltonnen und im Hinterhof. Schließlich gehen wir sogar ganz hoch aufs Dach, welches sowohl durch ein größeres Sperrmülllager als auch durch eine sensationelle Aussicht beeindruckt.
    »Taxi!«, ruft Keks und öffnet die Tür eines verrotteten Küchenschrankes, die sofort abfällt und krachend auf die Dachpappe fällt.
    »Taaaaxxxiiiiii, verdammt noch mal«, brülle ich hinaus in die Nacht, doch es hilft alles nichts: Eine halbe Stunde vor dem Abspann von Ice Age haben wir noch immer keine Spur von Pedros Kater. Auf einem löchrigen, aber trockenen Sofa, das offenbar jemand zufällig auf dem Dach vergessen hat, rauchen wir eine Zigarette. Vor uns liegt das orangene Lichtermeer der Stadt, von unten dringt ein gedämpfter Lärmbrei aus Bussen, Sirenen und Musik herauf. Auch Keks schaut hinaus in die Nacht und zieht still an ihrer Zigarette. So unrealistisch und fremd wirkt diese Kulisse auf mich, als sei ich gefangen in einem seltsamen Traum. Es ist Keks, die meine Melancholie unterbricht.
    »Weißt du, manchmal vermiss ich Bamberg scho arch!«
    »Ach was ...?!«
    »Jetzt echt!«
    »Und . was genau vermisst du da jetzt?«
    »Mei Freunde, die Nadur, die Bierkeller. Ich mein, was gibt's Schöneres, als an einem lauen Sommerabend mit am kühlen Bier aufm Keller zu sitzen und runter auf die Stadt zu schaun, wo langsam alle Lichter angehen.«
    »Klingt gut«, muss ich zugeben. Keks schaut mich abwartend an.
    »Sonst fragen immer alle, warum des auf einem Bierkeller heißt und net in einem Biergarten.«
    Ich habe kurz Mühe, mich an meine eigene Lüge zu erinnern.
    »Oh ... ja«, sage ich, als mein Handy piepst. »Warum heißt das denn so?«
    »Weil das früher Höhlen waren, wo ma des Bier gelagert hat.
    Und irgendwann is man halt draufgekommen, dass ma des Bier ja auch gleich dort drinken kann, wo man's lagert!« »Pfiffig!«, sage ich anerkennend und zücke mein Handy. Es ist eine SMS von Arne.
    Pitschi! Du musst es Biene sagen. Dein Freund Arne.
    Ich atme aus und stecke das Handy weg. Keks beobachtet mich interessiert.
    »Vor einer Woche hab ich hier in einer Radiosendung was Tolles gehört, da hieß es: Zweimal eine halbe Heimat ist keine ganze. Stimmt irgendwie, oder?«
    »Was?«
    »Ich sagte, zweimal eine halbe Heimat ergibt keine ganze! Hörst du mir zu?« »Jaja«, erwidere ich.
    Vielleicht könnte ich mit Keks ein wenig Ehrlichkeit üben, ihr sagen, warum ich wirklich hier bin. Doch ganz bestimmt hätte mein Geständnis ein weiteres Gespräch zur Folge, das ich noch nicht zu führen bereit bin. Und wahrscheinlich soll ich auch erst mal rausfinden, was ich selbst will. Keks gibt mir einen Knuff auf die Schulter. »Dann sag doch wenigstens mal . wie is Berlin?« »Eigentlich

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