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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Krista-belle mit ihren langen, lackierten Fingernägeln an das Metall des Sitzes, damit sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete. Sie setzte ein Lächeln auf, das Retra an etwas Warmes, Weiches denken ließ. »Ruzalia, die Piratin, holt sich die Maxer – das sind die, die zu alt sind – und es gibt eine neue Gang, die ihr dabei hilft. Sie nennen sich selbst die Cursed League, und ihre Anführer heißen Dark Eve und Clash. Sie ist riesig, so groß wie ein verdammter Bär, und er ist … heiß.«
    »Beruhige dich.« Kero gab ihr einen lässigen Klaps auf den Po. Krista-belle kicherte. »Wenn die Riper sie zu fassen kriegen, war’s das für sie. Dann werden sie vorzeitig abgezogen. Pffft!«
    »Dann kann Clash und seine Gang ja nicht besonders clever sein. Klingt, als wäre das dumm und gefährlich, was sie da machen«, sagte Suki.
    »Die League sagt, sie denkt voraus. Ich meine, irgendwann sind wir alle mal Maxer, und die League meint, Abzug bedeutet, wir werden ausgesetzt, irgendwo in einem Ödland, fern von der Insel. Ich will aber nicht einfach so entsorgt werden. Dann schließe ich mich schon lieber Ruzalia an.«
    »Und was, wenn sie falschliegen? Warum bist du hergekommen, wenn du solche Angst vorm Älterwerden hast?« Retra merkte Suki an, dass sie immer noch wütend war. Wie in kleinen Wellen kam es bei ihr an.
    »Als ich noch ein Neuling war, schien das nicht wichtig zu sein. Da war das Älterwerden noch so weit weg. Aber jetzt bin ich schon eine Weile hier, da fängt man an, darüber nachzudenken. Vor allem, wenn man die anderen einen nach dem anderen verschwinden sieht.«
    »Vielleicht wird man ins Paradies geschickt, wenn man abgezogen wird«, sagte Suki.
    »Wir sind schon im Paradies«, sagte der mit dem rasierten Kopf. Er streckte die Zunge heraus und ließ sie hin und her zucken. Sie war schwarz verfärbt. Er steckte sie dem Mädchen, auf dem er saß, in den Mund. Sie würgte und schubste ihn auf den Boden des Ganges. Dann setzte sie sich auf ihn und schob ihm ihre Zunge in den Rachen.
    Alle lachten über sie.
    Krista-belle lehnte sich weiter über ihren Sitz. »Ich hoffe, du hast recht, Suki. Aber nur für den Fall, dass nicht … dann bin ich für Ruzalia und die League.« Sie verdrehte die Augen und ließ sich wieder neben Kero herabfallen.
    Er rückte näher, während sein Kopf auf ihre Schulter sank.
    Nach ein paar weiteren Haltestellen rief jemand: »Hier ist der Drop.«
    Die Kabine leerte sich, als die White Wings hinausdrängten.
    Retra erhob sich, und die Welt geriet ins Wanken. Goldene Spiralen umwirbelten die anderen, drehten sich auf ihrer Haut und auf ihren Gesichtern, verschwanden in ihren Mündern. Sie hatte das Gefühl, sich erneut übergeben zu müssen. »Lass uns auch hier aussteigen«, sagte sie mit schwerer Zunge. Sie brauchte Bewegung und frische Luft.
    Achselzuckend folgte ihr Suki aus der Kabine.
    Retra ging über eine hölzerne Brücke, die vom Bahnsteig in das oberste Geschoss eines quadratisch gemauerten Gebäudes führte.
    Suki nahm ihre Hand. Retra hatte noch nie die Hand eines Mädchens gehalten. Seals berührten sich nur selten gegenseitig. Als sie klein war, hatte ihr Mutter einen Gute-Nacht-Kuss gegeben. Das war alles, an das sie sich erinnern konnte. Und doch tat ihr Sukis Berührung gut.
    Jetzt, da sie sich bewegte, waren die Spiralen verschwunden und Geräusche waren wieder einfach nur Geräusche und nicht etwas, das sie essen wollte.
    Zu beiden Seiten des Eingangs zum Club standen Riper, die ihnen entgegensahen. Eine Frau hatte das lange Haar schwarz und weiß gesträhnt. Ihr Gesicht war stark vernarbt.
    »Da ist Brand«, flüsterte Suki. »Sie war auf der Bühne mit Lenoir und Test bei der Wiedergeburt. Sie ist unheimlich. Diese vielen Narben im Gesicht.«
    Brand. Retra erinnerte sich an sie. Sie war diejenige gewesen, die ihr den Schleier und die Tunika heruntergerissen hatte, nachdem Lenoir zu ihnen gesprochen hatte.
    Als sie an der Narbigen vorbeigingen, schlossen sich Retras Finger fester um Sukis. Sie konnte nicht anders. Sonst wäre sie zurück zur Gondel gerannt.
    Das Mädchen aus Stra’ha drückte ihre Hand. »Keine Sorge«, flüsterte sie. »Die sind hier, um für unsere Sicherheit zu sorgen.«
    Doch sobald sie drinnen waren, ließ Suki ihre Hand los und wippte. »Aaaah … hör doch … für diesen Song könnte ich sterben.« Sie rannte los.
    Retra folgte ihr langsamer und betrachtete das Gerüst, auf dem sie sich befanden, die mit

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