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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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»Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht.«
    »Danke«, sagte sie.
    »Dann … wie ich schon im Club sagte … was du für Krissie getan hast, war … na ja … das war mutig. Normalerweise nehmen wir keine Seals bei den Wings auf, aber du kannst zu uns kommen, wenn du willst.« Er warf einen schnellen Blick zu Suki, die hinter Retra stand. »Sie auch.«
    »Wenn du mir nur einen Gefallen tun möchtest, dann lass es«, sagte Suki beleidigt.
    Kero zuckte die Achseln. »Wie du willst.«
    Retra ging ihre Antwort erst einige Mal im Kopf durch, bevor sie sprach. Sie wollte, dass ihre Stimme fest war, doch Kero machte sie nervös. Wenigstens war ihre Miene ruhig, das wusste sie immerhin. So etwas lernte man als Seal.
    »Dein Angebot ist sehr freundlich, aber ich möchte mich niemandem anschließen. Allerdings gibt es da etwas …« Sie zögerte. »Könnten wir … unter vier Augen darüber sprechen?«
    Kero zog die Füße vom Tisch und lehnte sich auf die Ellbogen vor. »Lauft mal ein bisschen in der Gegend rum, Leute«, sagte er zu den anderen Jungen. Seine Gangkumpel standen auf und gingen weg, wobei sie unanständige Gesten machten, hinter ihren Händen, damit die Mädchen sie nicht sehen konnten. Kero lachte.
    Krista-belle setzte sich neben ihn, aber Suki blieb, wo sie war, hinter Retras Schulter, die Hände in die Hüften gestützt.
    »Spuck’s aus«, sagte Kero.
    »Ich suche jemanden, der Joel heißt. Er ist groß und dünn und hat braunes Haar. Er ist vor fast einem Jahr hierhergekommen.«
    Krista-belle klatschte in die Hände. »Du bist verliebt! Wie ich und Kero!«
    »Krissie«, knurrte Kero warnend.
    Krista-belle leckte sich über die Lippen und machte ein Kussgeräusch.
    Kero runzelte finster die Stirn, doch Krista-belle grinste weiter.
    Retra fühlte, dass Suki hinter ihr zitterte. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück. Suki unterdrückte ein Lachen.
    »Er ist nicht mein Freund«, sagte Retra. »Aber ich will … ich muss ihn finden.«
    Kero kaute für eine Weile auf der Lippe. »In Ixion gibt es mehr als tausend von uns. Wahrscheinlich hat er seinen Namen geändert. Das machen die meisten. Vielleicht sieht er mittlerweile auch anders aus. Oder er wurde abgezogen. Das passiert oft.«
    »Nein!« Retra sprang auf.
    »Wow, ganz ruhig«, sagte Kero und kippelte mit dem Stuhl zurück. »Kannst du mir sonst noch was über ihn sagen?«
    Retra atmete einmal tief durch und dachte nach. »Er sagt seine Meinung. Er hat keine Angst. Nicht so wie die meisten Seals.« Nicht so wie ich. Auf einmal brannten Tränen in ihren Augen. Ich darf nicht weinen . Nicht vor denen.
    Wenn Kero wusste, wie sie fühlte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Krista-belle nahm wieder ihre Hand. »Du hast einen starken Willen«, sagte sie. »Du hast einen Riper k.o. geschlagen, um mir zu helfen. Dazu hätten nicht mal die meisten Typen den Mumm.«
    Dieses Mal funkelte Kero sie böse an, aber Krista-belle schien kein Mensch zu sein, der sich um warnende Blicke scherte. In ihren hellen Augen, die fest auf Retra gerichtet waren, lag unverkennbar Bewunderung und Dankbarkeit. Retras Unbehagen nahm zu. Sie hatte genug von der Kabbelei zwischen Kero und Krista-belle und wollte diese Unterhaltung so schnell wie möglich beenden. »Kannst du mir helfen, Joel zu finden?«
    Kero zuckte die Achseln – seine Lieblingsgeste.
    Retra wartete ein paar Atemzüge, dann stand sie auf, um zu gehen.
    »Warte«, sagte er. »Hör zu, ich kann dir nichts versprechen, aber … kannst du etwas für dich behalten?«
    Retra wartete.
    »Gleich nach dem nächsten Frühdämmer findet ein Treffen aller Gangs statt. Es ist wirklich wichtig, dass die Riper nicht davon erfahren.«
    »Wann ist der Frühdämmer? Ich habe zwar davon gehört, aber niemand hat es mir erklärt.«
    Kero schnaubte ungeduldig und zupfte an seinem Haar. Hilfesuchend sah er Krista-belle an.
    »Weil es hier weder Tag noch Nacht gibt, haben wir andere Bezeichnungen. In sechsundzwanzig Stunden hellt sich die Dunkelheit zweimal ein wenig auf. Dann scheint natürlich nicht die Sonne, aber das Licht wird zumindest ein bisschen … gräulich. Das hellere von beiden wird Frühdämmer genannt, das andere Nachtdämmer«, erläuterte Krista-belle.
    »Oh. Und das Treffen?«
    Kero beugte sich vor. »In dem Treffen geht es um sie . Krissie ist nicht die Erste, die von Brand befummelt wurde. Wir müssen uns etwas einfallen lassen«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Dank dir weiß nun wenigstens

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