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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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zu euch gesagt?«
    Retra starrte in ihre Schale, aber Suki sagte: »Sie wollten Retra nur danken, weil sie Krista-belle geholfen hat. Und sie haben uns gefragt, ob wir zu den Wings kommen möchten.«
    Retra wünschte, Suki würde den Mund halten und Charlonge nicht alles erzählen. Doch es lag nicht in ihrer Natur, sich zurückzuhalten.
    Charlonge zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihnen. Sie steckte die Hände in die langen Ärmel ihres Kleides. »Das wäre nicht klug.«
    Nun war Retras Neugier geweckt, auch wenn sie keinerlei Absichten hegte, sich den Wings anzuschließen. »Warum nicht? Es klingt, als wäre man bei ihnen gut aufgehoben. So gut wie woanders auch«, sagte sie leise.
    Das war die Wahrheit. Ihr Zusammenhalt hatte etwas, das sie anzog.
    »In Ixion ist jeder frei und darf sich frei ausdrücken. Die White Wings und die anderen wollen ihre Regeln durchsetzen. Warum solltest du das ebenfalls wollen? Gerade du, die du aus einer Provinz wie Grave kommst. Außerdem tolerieren die Riper die Gangs nur, billigen tun sie sie nicht. Wenn du dich ihnen anschließt, wirst du nur noch mehr Aufmerksamkeit auf dich ziehen. Und es scheint, als stündest du bereits unter Beobachtung.«
    Retra dachte an den Aufseher zu Hause in Grave. »Was passiert, wenn man unter Beobachtung steht?«
    »Die Riper behalten dich im Auge. Wohin du auch gehst. Überall.«
    Als hätte er Charlonge gehört, betrat Forlorn den Speisesaal. Sein Blick wanderte umher und blieb dann an ihnen haften.
    Charlonge stand auf. »Brand wird nicht vergessen, was du getan hast«, flüsterte sie. »Sei vorsichtig.« Sie ging zu einem anderen Tisch und setzte sich zu den Mädchen, die Retra vorhin im Umkleideraum gesehen hatte.
    »In einem Punkt hat sie recht«, sagte Suki. »Brand kann einem Angst machen – die vielen Narben und so. Die Wings könnten dich beschützen.«
    Retra antwortete nicht.
    »Na dann«, sagte Suki und stopfte sich Speck in den Mund, »bis zum Frühdämmer ist es noch Zeit. Bis dahin lass uns ausgehen. Ich habe gehört, der Typ, den du so magst, spielt im Club Abraxas. Markes, heißt er nicht so?«
    »Ich mag ihn nicht«, sagte Retra schnell.
    Mit dem letzten Stück Bacon tunkte Suki die Soße auf. »Ja, klar.«

9
    Während die Gondel zum Abraxas abwärts kurvte und holperte, hatte Retra Zeit, um den funkelnden, nächtlichen Berghang durch das Fenster zu betrachten, während Sukis Geplapper immer schneller und aufgeregter wurde.
    Bevor sie Vank verlassen hatte, waren sie zur Beichte gegangen, doch Test, die dieses Mal an der Ausgabe gewesen war, hatte Retra nicht gezwungen, die Pastille zu essen. Anschließend hatte sie sie über den Rand des Bahnsteigs geworfen, bevor sie in die Kabine eingestiegen waren.
    »Du musst sie nehmen«, warnte Suki sie, als sie ihre rote Kugel mit einem Mal herunterschluckte. »Das kriegen sie sonst raus.«
    »Ich mag das aber nicht. Damit seh ich Dinge – als hätte ich Visionen.«
    »Was-für-Visionen?«
    »Dämonen.«
    Suki zog eine Fratze. Dann kicherte sie. »Auf-jeden-Fall-hast-du-danach-sehr-sexy getanzt.«
    Retra bemerkte, dass die meisten Insassen der Gondel genauso schrill und abgehackt sprachen wie Suki. Hatte sie sich auch so angehört?
    Als die Kabine anhielt, drängten sie schubsend und schiebend und frotzelnd hinaus. Auf dem Bahnsteig suchte Retra in den vielen Gesichtern nach ihrem Bruder, konnte aber niemanden entdecken, der ihm auch nur ähnlich sah.
    Sie und Suki folgten den anderen über den von Lampen beschienenen Weg zum Club Abraxas.
    Anders als der Eingang zum Drop, den sie über eine Brücke erreicht hatten, lag der des Club Abraxas tief in den Hang gebaut. Die warme Luft strich wie eine nasse Zunge über Retras Körper und verursachte ihr eine Gänsehaut.
    » Will dich «, flüsterte eine Stimme aus der Dunkelheit. » Bald .«
    Retra blickte nach links und rechts, doch sie sah nichts als die dunklen, tiefen Büsche, die sich in die Nacht erstreckten. Als sie Moschus roch, richtete sie den Blick zum Himmel hinauf. Der schwarze Regenbogen aus Fledermäusen war zurück und schnitt in einem langen, schwarzen Bogen durch das Sternenlicht.
    »Suki, hast du das gehört?«
    »Was?-Was-soll-ich-hören?-Was-meinst-du?-Ich-rieche-nur-die-stinkenden-Fledermäuse-Hören-kann-ich-gar-nichts-außer-meinem-eigenen-Herzschlag-Bumm-Bumm-Bumm«, schnatterte Suki. Sie fing an zu hüpfen, als könnte sie ihre Glieder nicht ruhig halten.
    Retra rückte näher zu den vor ihr Gehenden auf

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