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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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diesen Vorschlag«, sagte der Anführer der Freeks.
    Kero wandte sich an das Mädchen in der Rüstung, das bisher geschwiegen hatte. »Wo steht die League?«
    Dark Eve ließ sich Zeit mit der Antwort. Langsam schlenderte sie um die anderen herum, genauso wie Krista-belle eben. Als sie schließlich das Wort ergriff, war es ganz still in der Grotte. »Euer Plan ist selbstsüchtig. Das ist zu kurz gedacht. Was ist mit denen, die weder den Wings noch der League oder den Ghosts oder den Freeks angehören? Wer passt auf die auf?«
    »Das ist ihr Problem«, sagte Kero. »Die sollen sich mal um sich selber kümmern. Ihre eigenen Entscheidungen treffen.«
    Von den Wings kam lauter Beifall.
    »Die League ist der Meinung, dass die Wächter sich uns allen gegenüber zu verantworten haben«, rief Dark Eve mit donnernder Stimme. »Die benutzen das Jugendkomitee, um uns auszuspionieren. Dabei soll es uns repräsentieren. Die L eague unterstützt Ruzalia. Sie weiß, wie die Wächter wirklich sind, und sie hat uns eine Warnung geschickt. Wehrt euch, sagt sie. Kämpft. Übernehmt die Herrschaft über diesen Ort.«
    Die Leaguaner und ein paar andere pfiffen zustimmend, aber genauso viele buhten auch und zischten.
    »Ich glaube, es würden ihr viele folgen«, flüsterte Suki. »Sie handelt wie ein echter Soldat.«
    Retra warf Rollo einen Blick zu. Die Aufregung stand ihm in das vom Kerzenlicht beschienene Gesicht geschrieben, und sein Atem ging so schnell, als wäre er gerannt.
    »Was ist?«, fragte sie ihn.
    »Ich sollte ihr von dem Rat erzählen«, sagte er, »nicht dem Jugendkomitee.«
    »Was für ein Rat?«, fragte Suki.
    Retra starrte Rollo an. Unmerklich schüttelte sie den Kopf. Rollos Information war gefährlich. Je weniger davon erfuhren, desto besser.
    »Wir sollten abstimmen«, drängte Kero und zog die allgemeine Aufmerksamkeit wieder in die Mitte der Grotte. »Wer glaubt, wir sollten die Unseren beschützen?«
    Alle Wings und auch die Ghosts hoben die Hand.
    »Wer glaubt, wir sollten die Riper bekämpfen?«
    Die League stand geschlossen auf, doch die Freeks waren uneins. Manche hoben die Hand, andere enthielten sich aber der Stimme, sodass sich die Wahl zu Keros Gunsten entschied.
    Die Befriedigung war ihm deutlich anzusehen. »Die Mehrheit sagt, wir beschützen die Unseren. Die Versammlung ist geschlossen.«
    »Wer ist die Seal? Wir wollen das wissen«, brüllten ein paar der Freeks ganz vorne.
    Einer der Wings vor Retra stand auf. »Hier. Hier ist sie!« Er drehte sich um und streckte den Finger aus.
    Die plötzliche Aufmerksamkeit war zu viel für Retra; ihre Beine begannen zu zittern.
    Aber Suki hielt sie fest und kniff sie ins Handgelenk. »Sei stolz darauf.«
    Rollo, der auf der anderen Seite stand, warf sich in Positur, zeigte mit dem Finger auf sie und machte alberne Gesten, als wollte er sagen: Ich gehöre zu ihr. Wäre sie imstande gewesen, die Beine zu bewegen, hätte sie ihn getreten.
    So aber dachte sie an Sukis Worte und besann sich auf die innere Stärke, die jedem Seal von klein auf antrainiert wurde. Sie richtete den Rücken auf, straffte die Schultern und zeigte eine möglichst ausdruckslose Miene.
    Die Menge klatschte. Dann waren plötzlich alle auf den Beinen und kamen auf sie zugeschwärmt. Capes aus Fledermaushaut schabten über ihre Arme, und viele Hände schlugen ihr auf den Rücken, um ihr zu gratulieren.
    »Gut gemacht, Seal.«
    »Super.«
    »Genial.«
    »Wow, das war mutig.«
    Während die Lobbekundungen zu einem einzigen Strom aus Geräuschen ineinanderflossen, hatte Retra nur Augen für Dark Eve, die mit gerunzelter Stirn zu ihr hinaufstarrte.
    Dann wurden plötzlich hinter ihnen allen Schreie laut.
    »Riper!«, rief einer der Wachtposten. »Riper kommen von Illi her.«
    Das Klatschen hörte auf, die Menge drängte die Treppe hinauf und durch das Tor.
    Allmählich leerte sich die Grotte. Retra ließ sich von den anderen mitziehen, sich drehend und wendend, um die einzelnen Gesichter besser erkennen zu können.
    Joel, wo bist du? Joel?
    Ihr Blick flog vor und zurück. Durch ihre Größe und auffällige Erscheinung war Dark Eve leicht auszumachen, doch es war die Gestalt neben ihr, die Retras Puls beschleunigte: ein Junge, dessen Körperhaltung etwas zutiefst Vertrautes hatte. Sie wollte zu ihm rennen, doch er war schon durch das Tor des Amphitheaters hindurch, bevor sie mehr als ein paar Schritte machen konnte. Dann waren Kero und Krista-belle neben ihr, die das Schlusslicht hinter den letzten

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