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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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einem kurzen Flur wieder, an dessen Ende man auf einen Durchgang traf, der so breit wie ein Bahngleis wirkte. Nicht an der Vorderseite des Clubs, sondern an der Hinterseite.
    »Retra!«, schrie Suki. Sie stand eingeklemmt zwischen Rollo und einem großen, dünnen Jungen mit geschwärzten Zähnen und zahlreichen Goldringen in den Ohren. »Hier.« Sie hob die Ellbogen und drückte, bis der Junge aus dem Weg trat und eine Lücke entstand.
    Die hinter Retra Herandrängenden stießen sie vorwärts. Suki ergriff ihre Hand und zog sie an ihre Seite.
    »Ein Glück, dass du gerade jetzt gekommen bist, sonst hätte ich dich nicht gesehen. Sieh mal!«
    Vor ihnen bog sich ein schimmernder Weg in die Nacht. In kurzer Entfernung drängten sich dort mehrere junge Leute zusammen, umstanden von anderen, die primitive Waffen in den Händen hielten. Der Anblick riss Retra aus ihrer Trance. Für einen Moment fürchtete sie, der äußere Ring würde sich umdrehen und die Unbewaffneten angreifen. »Was tun sie da? Haben sie vor, ihnen was anzutun?«
    »Das ist die Cursed League. Sie beschützen sie. Warte. Sieh doch!« Suki bebte vor Aufregung und Anspannung.
    Die größte Gestalt unter den Bewaffneten schwenkte ein stumpfes, schweres Instrument in der Form eines Kreuzes. Sie war stämmig, muskulös und trug einen Brustpanzer. Glitzernde Messer hingen vom Bund ihrer Hose herab.
    »Dark Eve hat das Kreuz!«, schrie jemand hinter ihnen.
    »Das Kreuz vom Altar in Illi«, sagte jemand anders. »Sie hat es gestohlen.«
    Immer mehr Neugierige drückten nach, sodass sie aus der Sicherheit des Clubeingangs auf den Anfang des Weges geschoben wurden.
    Retra und Suki hielten sich aneinander und an Rollo fest. Plötzlich kam etwas Glänzendes und Schreckliches aus der Dunkelheit und schlug nach Dark Eve. Sie schwang das Kreuz in einem weiten, kraftvollen Bogen und auf die Klauen herunter. Retra konnte nicht erkennen, was es war, nur, dass es sich mit einer widernatürlichen Schnelligkeit bewegte. Dann griff etwas Dark Eve von der anderen Seite an, wickelte sich um ihr Handgelenk und zerrte sie an den Rand des Weges, auf die Finsternis zu. Sie beugte die Knie und lehnte sich zurück, um das Wesen in den Lichtkegel der Lampe zu ziehen.
    Der Kampf dauerte länger an, und Dark Eves Kräfte ließen allmählich nach. Das Wesen kreischte und wand sich: Im hellen Licht sah es aus, als wäre es nur eine Masse aus Gliedern und Klauen, ohne echten Körper oder Gesicht.
    Eine Gestalt mit einer schweren Kette sprang auf Dark Eves Seite und drosch erbittert auf das Wesen ein, bis es von ihr abließ.
    »Das ist Clash!«, rief eine Stimme. Die Menge jubelte.
    Retra sah nur ihren Bruder. Sein Oberkörper war nackt, doch an den Unterarmen trug er Ledermanschetten. Sie wollte hinaus und zu ihm hinrennen, aber jetzt wuchsen andere Dinge aus dem Dunkel, grausige Dinge, die die Luft mit fauligem Gestank und schrillem Heulen erfüllten. Um Retra herum pressten sich die Menschen die Hände auf die Ohren oder hielten sich die Nasen zu.
    »Warum wird er so genannt? Clash?«, fragte Retra den Jungen, der hinter ihr stand.
    »Wegen des Geräuschs, das sein Schwert macht.« Er schob sich an ihr vorbei. »Ich helfe dir, Dark Eve«, schrie er.
    Wieder jubelte die Menge, und der dünne Junge tänzelte vor ihnen und verbeugte sich. Sie applaudierten seinem Mut, als er über den Weg davonsprintete.
    Doch ein paar Schritte, bevor er den Kreis der League-Krieger erreichte, brachte ihn etwas zu Fall, sodass er an den Wegesrand rollte. Sofort schlugen Klauen nach seinem Arm und bohrten sich in seinen Fuß, bis er vor Schmerz aufschrie. Dann zogen dieselben Klauen seinen zuckenden Körper ins Dunkel.
    Clash – Joel – eilte ihm mit kreisenden Ketten zu Hilfe, doch in den wertvollen Sekunden, die er brauchte, um zu ihm zu gelangen, war der Junge bereits verschwunden.
    Die Menge verstummte, als sie begriff, was geschehen war. Jemand war dort draußen getötet worden, nicht weit entfernt von der Stelle, an der sie standen. Einer von ihnen.
    »Gnädige Mutter Gottes«, flüsterte Suki. Sie machte das Kreuzzeichen auf der Stirn.
    Rollo blickte starr vor sich hin.
    Dunkle Formen schossen, durchdringende Schreie ausstoßend, über die Köpfe der League und derer, die sie beschützten, hinweg. Einige der Kämpfer lösten sich aus dem äußeren Kreis und hielten die Schilde in die Höhe. Sie stießen mit den schweren Kerzenständern in die Höhe und schwangen ihre Ketten gen Himmel, um sie

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