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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Riper«, sagte Naif.
    »Die sind überall, kleine Schwester.«
    Naif hätte ihn so gern gesehen. Seine Stimme kam von einer Stelle hinter ein paar herabgestürzten Felsen. Dort musste er sich geduckt haben.
    »Ich habe gehört, dass dich die Riper in ihrer Gewalt hatten. Was hat Lenoir mit dir gemacht?«, flüsterte er wütend.
    »N-nichts. Es war Brand. Lenoir hat mir das Leben gerettet, Joel.«
    »Erzähl mir alles«, verlangte er.
    Naif holte Luft. »Die Aufseher haben einen Gehorsamkeitsstreifen an mir angebracht, als wir auf Bewährung gesetzt wurden. Ich sollte nicht versuchen, die Anlage zu verlassen.«
    »Und was bewirkt das?«
    »Ich bekam elektrische Schocks, sobald ich mich dem Tor zur Anlage genähert habe.«
    »Und wie bist du da dann rausgekommen?«
    »Ich hab geübt, Schmerz zu ertragen, um mich daran zu gewöhnen. Damit ich fliehen konnte.«
    »Du hast geübt, Schmerz zu ertragen?«
    Naif leckte sich über die trockenen Lippen. »So, wie du es mir gesagt hast. Mir ist nichts anderes eingefallen, was ich hätte tun können. Nachdem du weg warst, habe ich es dort einfach nicht mehr ausgehalten. Mutter hat es das Herz gebrochen. Sie hat kaum noch gesprochen. Und der Aufseher, der hat immer …« Sie hielt inne. Sie wollte nicht darüber sprechen, was geschehen war, auch nicht mit Joel.
    »Ret, es tut mir leid.«
    Sie nickte knapp. »Brand fand den Streifen und hat ihn aus mir herausgeschnitten. Fast wäre ich verblutet, wenn nicht Lenoir … er hat die Blutung gestoppt.«
    »Brand hat dich mit einem Messer geschnitten?«
    »Sie ist grausam und gefährlich, Joel.«
    »Und sie wird dafür bezahlen«, flüsterte er wütend. »Woher kannte sie dich?«
    »Bei der Wiedergeburt hatte sie mir die Kleider herunterzureißen versucht, und dann habe ich eingegriffen, als sie über eine der White Wings hergefallen ist – ein Mädchen namens Krista-belle.«
    »Mit dem Stuhl? Ich habe davon gehört, es aber nicht geglaubt.«
    »Was Brand getan hat … das hat auch der Aufseher gemacht. Deshalb wurde ich so wütend. Na ja … und seitdem haben mich Brand und Modai nicht aus den Augen gelassen.« Sie holte Luft. »Suki, ich und Rollo sind zur Sitzung des Jugendkomitees gegangen. Sie wollen Markes als Köder für Ruzalia benutzen. Ich habe versucht ihn zu warnen, damit er nicht beitritt, aber Brand hat mich fortgebracht … und dann fand sie den Gehorsamkeitsstreifen. Als sie ihn herausschnitt, riss meine Arterie. Lenoir kam und hat die Blutung gestoppt.«
    »Wirklich? Lenoir?«
    »Ja. Lenoir versucht uns alle zu beschützen. Er sagt, die Maxer würden an einen besseren Ort kommen; er nennt es die nächste Phase des Vergnügens.«
    »Und du glaubst ihm?«
    Naif atmete tief durch. »J-ja, das tue ich. Zumindest glaube ich, dass er es glaubt. Aber die Riper sind gespalten. Brand will Lenoir stürzen. Darüber werden sie in zwei Wechseln abstimmen. Wenn Brand gewinnt, werden sie die League jagen. Und alle Gangs auflösen.«
    Joel stieß einen ärgerlichen Laut aus. »Dein Freund Rollo hat uns eine ähnliche Geschichte erzählt, aber wir wussten nicht, ob er die Wahrheit sagt. Ich muss Eve warnen. Wir müssen Ruzalia informieren. Kannst du mir noch irgendetwas anderes sagen?«
    Naifs Herz tat einen schmerzhaften Schlag. Auf einmal fühlte sie sich benutzt. »Ich bin nicht dein Spitzel, Joel. Ich bin deine Schwester. Ich will nicht Teil irgendeiner Gang sein. Ich möchte, dass du mit mir kommst. Weg von Ixion.«
    »Hier weg?«, fragte Joel. »Warum sollte ich das wollen?«
    Naif verschränkte fest die Finger. »Dieser Ort – so sollte es doch wirklich nicht sein. Es ist …«
    »Fehlerhaft? Gefährlich?«, sagte ihr Bruder. »Genauso wie Grave. Aber Ixion kann ich ändern. Das hat mir Eve gezeigt. In Grave konnte ich nichts tun. Der Rat, unsere Eltern, sie haben uns erstickt. Aber Eve hat Pläne. Sie ist wirklich ganz erstaunlich. Ich wünschte, du würdest sie kennen.«
    »Wirst du wirklich in der Lage sein, etwas zu ändern, Joel?« Naif konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bitter klang. So sehr hatte sie sich nach ihrem Bruder gesehnt, hatte so viel durchgemacht, um zu ihm zu kommen, und nun … »Willst du nur ein Held sein?«
    Joel gefielen ihre Fragen nicht. »Was ist mit dir passiert, Ret? Früher hast du an alles, was ich getan habe, geglaubt. Du warst der Grund, warum ich es zu Hause überhaupt ausgehalten habe, und ich habe dich zu beschützen versucht. Erinnerst du dich, als Vater die Angel Arias gefunden

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