Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
hinüber. Ihre Gelassenheit erstaunte mich immer wieder. Es schien sie gar nicht zu stören, dass Todd sie berührte. Mich hätte die Anwesenheit eines untoten Exfreundes sicherlich weniger kalt gelassen.
Von einer fehlenden Seele ganz zu schweigen.
Nash setzte sich auf die Couch und zog mich neben sich. Er hatte den Mund zu einem schmalen Strich zusammengepresst, der seinen Widerwillen deutlich machte. Nash war immer noch nicht überzeugt davon, dass wir das Richtige taten und Addison das Recht hatte, uns um Hilfe zu bitten.
Todd setzte sich auf den freien Sessel und stützte die Ellbogen auf die Knie. Seit wir hier waren, hatte er Addy keine Sekunde lang aus den Augen gelassen.
„Also, was sollen wir tun? Wie kann ich helfen?“ Addison knetete nervös ihre Hände.
„Du musst uns sagen, wer …“ Todd setzte zu einer Erklärung an, doch Nash fiel ihm ins Wort.
„Addy, bevor wir weitermachen, solltest du wissen, wie gefährlich das Ganze ist. Nicht nur für dich, sondern auch für uns.“ Sein Tonfall war ungewohnt hart und unnachgiebig. „Wir riskieren unser Leben für dich, aber ich bin ehrlich gesagt nur aus einem Grund hier: wegen Kaylee! Ich möchte nicht, dass ihr etwas passiert.“
Das Herz klopfte mir bis zum Hals, und trotz der angespannten Stimmung stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen.
„Ich verstehe das …“, entgegnete Addison, aber Nash unterbrach sie.
„Das glaube ich kaum. Ich glaube ehrlich gesagt, du kannst das gar nicht verstehen. Wir sind Banshees!“ Nash schwieg kurz und wartete auf eine Reaktion, doch es kam keine. „Weißt du etwas über Banshees?“, hakte er nach.
„Nur sehr wenig“, gestand Addison mit einem Seitenblick auf Todd. „Todd hat mir ein paar … Dinge verraten.“ Sie wurde rot, und sofort fragte ich mich, was Todd ihr wohl erzählt hatte.
„Gut.“ Nash wirkte erleichtert. „Hat er dir gesagt, dass die Unterwelt für Banshees gefährlich ist? Dass wir uns gegen die Kreaturen, die dort leben, nicht verteidigen können? Dass wir uns auch nicht wie er schnell in Luft auflösen können, wenn etwas schiefgeht?“
Sie nickte verschüchtert. Fast schuldbewusst. Addison Page war es ganz offensichtlich nicht gewohnt, andere um Hilfe zu bitten. Es schien ihr … peinlich zu sein. Als könnte sie daran zerbrechen, ihre Machtlosigkeit einzugestehen.
Das allein zeigte mir, dass sie stärker war, als sie glaubte. Stärker, als Todd glaubte.
Sehr gut. Das musste sie auch sein.
„Also gut, als Erstes müssen wir wissen …“ Nash warf mir einen fragenden Blick zu, und ich nickte, ohne Todds misstrauisches Stirnrunzeln zu beachten. Wir hatten das Thema bereits besprochen. „Wir müssen wissen, wie du überhaupt in diesen Schlamassel geraten bist. Warum zum Teufel hast du deine Seele verkauft? Als Außenstehender ist das natürlich schwer zu beurteilen, aber du scheinst doch alles zu haben, was man sich nur wünschen kann!“
Todd sah uns finster an, während Addison nur wehmütig und bedauernd lächelte. „Ja, jetzt schon“, antwortete sie mit ihrer berühmten Stimme, melodisch und sanft wie ein Flüstern. „Aber als sie mir den Deal angeboten haben, bin ich verzweifeltgewesen. Und ich hatte einen Traum. Ich weiß, wie kitschig sich das anhört, aber so war es nun mal. Mit ihrer Hilfe würde ich entweder ganz nach oben kommen oder in der Gosse landen. Und sie hatten recht.“
„Wer denn?“ Endlich traute ich mich, auch mal etwas zu fragen.
„Dekker Media.“
Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Dekker Media war ein Titan der Unterhaltungsbranche. Das Unternehmen besaß Vergnügungsparks, Produktionsfirmen, Fernsehsender und hatte einen größeren Markteinfluss als jedes andere Unternehmen weltweit. Sie hatten die Finger wirklich überall im Spiel: Kinder sahen ihre Filme, hörten ihre CDs, spielten mit ihren Spielsachen, trugen Schuhe und Klamotten mit ihrem Logo und schliefen in Bettwäsche, die mit den Porträts ihrer sauberen und familienfreundlichen Stars zugepflastert war.
Dekker Media beherrschte einfach alles. Sie waren überall. Widerwärtig.
Ihre Stars rekrutierten sie meist direkt aus der Highschool und produzierten so einen Goldesel nach dem anderen, alle im Teenageralter.
„Moment mal, das verstehe ich nicht“, sagte Nash, der sich offenbar schneller wieder gefangen hatte als ich. „Du hast deine Seele an Dekker Media verkauft?“ Stirnrunzelnd sah er seinen Bruder an. „Ich denke, sie hat sie an einen Hellion
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