Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
auch selbst helfen wollte. Was bedeuteten schon Ruhm und Reichtum verglichen mit ewiger Qual und Folter?
„So funktionieren Verträge nun mal, Addison“, sagte ich. „Entweder man hält ihn ein, oder man muss alles zurückzahlen, was man bekommen hat. Ist dir deine unsterbliche Seele das nicht wert?“
Addison blinzelte mich an, und Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. „Es geht nicht um das Geld oder den Ruhm. An manchen Tagen möchte ich am liebsten mit jemandem tauschen, den man auf der Straße nicht erkennt.“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und verschmierte ihren Eyeliner, woraufhin ich ihr eine Packung Taschentücher über den Tisch zuschob.
„Um was geht es dann?“
Sie holte tief Luft. „Wenn ich meine Seele zurückfordere, nehmen sie mir alles weg, was ich im Gegenzug für den Vertrag bekommen habe. Auch das, was andere Leute von mir bekommen haben. Sie ruinieren nicht nur mich, sondern auch meinen Agenten, meinen Anwalt, meinen Pressesprecher und jeden, der mal für mich gearbeitet hat. Es wird meine ganze Familie zerstören.“ Sie zog die Nase hoch und sprach erbost weiter. „Meine Mom. Regan. Meinen Dad und seine zwanzigjährige Gespielin. Und ich spreche hier nicht nur von Geld. Wir waren arm, und wir können auch wieder arm sein. Ich spreche von Schulden, Entehrung und öffentlicher Demütigung – tausendmal schlimmer als alles, was sie erlebt hätten, wenn ich das Angebot damals abgelehnt hätte.“Todd trat die Kühlschranktür mit dem Fuß zu und kehrte mit vier Dosen Cola Light zurück, die er an uns verteilte. Mehr hatte Addy anscheinend nicht vorrätig.
„Das können sie nicht tun. Oder doch?“, fragte Nash misstrauisch.
Addison lachte verbittert. „Erinnerst du dich an Whitney Lance? Oder Lindy Cohen? Zusammen kommen sie auf drei Scheidungen, sieben Verhaftungen, fünf Entziehungskuren und zwei Kinder, die im Heim gelandet sind. Und das ist noch längst nicht alles. Andere wurden mit Nacktfotos in der Zeitung abgebildet, brachen in aller Öffentlichkeit zusammen und verbrachten Wochen in der Psychiatrie. Carolina Burke hat zwei Jahre wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis gesessen, und Denison Clark wurde wegen Alkohol am Steuer verhaftet, zwei Monate vor seinem einundzwanzigsten Geburtstag. Sechs Monate später dann wegen Unzucht mit Minderjährigen.“
„Na gut, aber sie haben diese Taten auch begangen, oder?“, fragte Nash mitleidslos und öffnete seine Coladose. „Sag mir bitte nicht, dass du schon mal verhaftet worden bist und irgendwo ein Kind der Liebe versteckst.“
„Natürlich nicht!“ Addys Augen funkelten vor Zorn, ein gutes Zeichen. Wenn sie sich nicht mal gegen uns zur Wehr setzen konnte, wie sollte sie es dann erst mit einem Hellion aufnehmen?
„Dann liefere ihnen keinen Grund, dich dranzukriegen.“
„Ich bin nicht perfekt, Nash!“ Addison sprang auf und funkelte Nash wütend an. „Erzähl mir nicht, dass du noch nie Alkohol getrunken hast. Oder noch Jungfrau bist!“
Nashs Miene war wie versteinert, doch er schwieg.
„Der Vertrag ist eine Art Schutzhülle, aber wenn ich meine Seele zurückhole, werden sie Löcher hineinreißen und anfangen,mich mit Messern zu bewerfen. Jede Entscheidung, die ich treffe, werden sie so lange verdrehen, bis sie als Bumerang zurückkommt. Sie werden mir jeden Drink als öffentliches Saufgelage auslegen. Jede Beziehung, die ich eingehe, wird ein Drama sein und in jeder Zeitung der Welt verheizt werden. Meine Exfreunde werden Geschichten und Fotos an Magazine verscherbeln.“
Addison hatte begonnen, hektisch auf und ab zu laufen. Die Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus ihr heraus. „Die Paparazzi werden Fotos von meiner zugedröhnten Mom machen. Scheiße, wahrscheinlich landet sie im Gefängnis, weil sie Medikamente im Internet gekauft hat oder so. Sie werden herausfinden, dass mein Vater mal betrunken Auto gefahren ist. Und wenn ich ihn nicht mehr unterstützen kann, werden seine Gläubiger ihn in Stücke reißen. Was mit Regan passiert, will ich mir erst gar nicht ausmalen. Sie hat gerade erst eine Rolle in einer TV-Serie bekommen. Ihre Karriere wird vorbei sein, ehe sie überhaupt begonnen hat.“
Addison setzte sich wieder und sank förmlich in sich zusammen. „Sie werden mich in den Wahnsinn treiben, und dann werden die Medien erst recht über mich herfallen.“
Ich lehnte mich zurück und versuchte, das Gehörte zu verdauen. Ich stellte mir vor, dass es mein Leben wäre, das ins
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