Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
gesagt, dass du heute nicht arbeitest. Ruf ihn lieber an und beruhige ihn. Wir sehen uns morgen.“
Ein Piepton beendete die Nachricht. Em hatte versucht, mich zu warnen.
Todd kam mit meinem Chemiebuch und dem Heft zurück, als ich gerade Emmas Nummer wählte. Sie nahm beim dritten Klingeln ab.
„Kay? Es ist mitten in der Nacht“, murmelte sie verschlafen. „Was ist los?“
„Entschuldige, Em, aber das ist eine Art Notfall. Kannst du Nash und mich morgen mit in die Schule nehmen?“
„Klar.“ Ich hörte das Bett knarzen. „Was ist mit deinem Auto los?“ Sie klang jetzt schon viel wacher.
„Dad hat mir Autoschlüssel und Handy für eine Woche weggenommen.“
„Autsch. Ich hol dich um halb acht ab.“ Nach Emmas Zeitrechnung war das Viertel vor acht. Aber es war immer noch besser, zu spät zu kommen, als im Bus mit den ganzen Neuntklässlern zu fahren.
„Danke. Du bist die Beste!“
„Ich weiß“, brummelte sie, halb im Schlaf. „Bye.“ Es tutete, nachdem sie aufgelegt hatte. Blieb nur zu hoffen, dass sie dasGespräch bis zum Morgen nicht vergessen hatte.
Hundemüde kuschelte ich mich aufs Bett. Zumindest das dringendste Problem war gelöst. „Sag Nash bitte, dass er um halb acht hier sein soll, wenn er mitfahren will.“ Was er meistens tat, seit wir zusammen waren. Mein Blick fiel auf das Chemiebuch, aber ich war doch viel zu müde für Hausaufgaben. Das konnte bis morgen warten, wozu gab es schließlich eine Mittagspause. „Wie lautet der Plan für morgen?“
„Wir fahren in die Stadt und suchen nach der Entsorgungsstation. Dort löchern wir die Typen so lange mit Fragen, bis wir alles wissen, was wir wissen müssen.“ Todd fläzte sich in meinen Sessel.
„Klingt einfach. Das gefällt mir.“ Ich setzte mich auf mein Kissen und schob die Füße unter die Decke. „Wann?“
„Nach der Schule?“
„Nein. Wenn Dad hier anruft und ich nicht rangehe, wird er … keine Ahnung. Die Polizei rufen oder so was.“
Todds engelsgleiches Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Hier geht es um mehr, Kaylee. Addys Seele ist in Gefahr. Ich habe schon zwei Schichten getauscht und werde morgen das Gleiche machen. Da wirst du es ja wohl schaffen, mal zwei Stunden von der Bildfläche zu verschwinden.“
„Also erstens haben wir noch Zeit. Morgen ist Mittwoch, und Addy wird erst am Donnerstag sterben. Und zweitens können wir das erst durchziehen, wenn ich gelernt habe, wie man Seelen in die Unterwelt schleust.“
Im Klartext musste ich Dad dazu überreden, mich trotz Hausarrest zum Banshee-Unterricht gehen zu lassen. Und Harmony musste mir beibringen, was ich wissen musste, ohne dass sie erfuhr, wozu ich es brauchte.
„Außerdem brauchen wir ein Auto. Du kannst dich jederzeitnach Dallas zaubern, aber Nash und ich nicht. Und ich fahr bestimmt nicht mitten in der Nacht mit dem Bus.“
„Mitten in der Nacht?“, fragte er besorgt. „Wird das nicht ein bisschen knapp?“
„Uns bleibt nichts anderes übrig, Todd.“ Ich kuschelte mich tiefer unter die Decke. „Dad lässt mich nur aus den Augen, wenn er schläft, deshalb können wir erst morgen Abend losfahren. Dann hast du den ganzen Tag Zeit, Addy und Regan alles zu erklären und ein Auto zu organisieren.“ Harmony, Todds Mom, arbeitete nachts im Krankenhaus und brauchte das Auto selbst. „Und komm ja nicht auf die Idee, eins zu klauen. Wir können uns nicht leisten, auf dem Weg in die Unterwelt verhaftet zu werden!“
Ich sah schon die Schlagzeile vor mir: Psychisch labiler Teenager in gestohlenem Fahrzeug verhaftet; behauptet, nach einem Dämon zu suchen . Das wäre Sophies Chance, alle Welt davon zu überzeugen, dass ich nicht alle Tassen im Schrank hatte.
„Das wird zu knapp, Kaylee.“ So grimmig hatte ich Todd selten gesehen.
„Es muss reichen.“ Wie sollte ich einen Reaper nur trösten? „Donnerstagmorgen wird Addy wieder im Besitz ihrer Seele sein.“
Das war besser als nichts. Wenn ich schon nicht für Addys Leben garantieren konnte, dann zumindest für ihre Seele.
„Und jetzt bring bitte das Handy zurück. Und mach das Licht aus, wenn du gehst.“ Mit diesen Worten kuschelte ich mich ins Kissen und zog mir die Decke über die Schultern. Es war höchste Zeit zu schlafen.
Schließlich sah es so aus, als würde ich am nächsten Tag den abgefahrensten Mittwoch meines Lebens erleben.
13. KAPITEL
„Als Strafe für die ganze Geheimniskrämerei sollte ich echt abhauen und euch mit dem Bus fahren lassen!“ Emma knallte die
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