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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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Decke schwebte.
    Hoppla! Das Wichtigste hätte ich fast vergessen. Da Regan nicht wirklich starb, verspürte ich auch nicht den Drang, für sie zu singen. Also tat ich das, was Harmony mich gelehrt hatte, und rief den Klageschrei absichtlich herbei. Ein paar leise Töne reichten, um die Seele im Schwebezustand zu halten.
    Sie waberte unter der Decke auf und ab, direkt unter einem der großen Eiszapfen. Nash fixierte sie konzentriert, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen von der Anstrengung, sie in Regans Körper zurückzuleiten. Mir fiel auf, dass Addy und Regan staunend nach oben blickten. Anscheinend konnten sogar Menschen in der Unterwelt Seelen sehen.
    Nur Avari schien sich irgendwie zu … amüsieren.
    Hatte ich was verpasst?
    Ich konzentrierte mich auf meinen Schrei, damit ich nicht an die Schmerzen in meiner rechten Schulter denken musste, die sich inzwischen in meinen rechten Arm vorarbeiteten. Nash dirigierte die Seele immer näher an Regan heran, und in einem kurzen Moment der Klarheit schubste Addison ihre Schwester nach vorne.
    Mein Herz klopfte vor Aufregung, und das Adrenalin betäubte für einen Moment jeglichen Schmerz. Wir standen kurz davor, Regan und ihre Seele zu vereinen und wenigstens eine der Schwestern zu retten.
    Addy konnten wir nicht helfen – sie hatte ihre Wahl getroffen –, aber wir hatten unser Möglichstes versucht.
    Als Nash erschrocken die Augen aufriss, schwante mir, dass irgendetwas schieflief. „Sie passt nicht!“, keuchte er, und ich dachte erst, ich hätte mich verhört. „Das ist nicht Regans Seele“, wiederholte er.
    Auf einmal ergab das Verhalten des Hellions einen Sinn. Deshalb hatte er so zufrieden ausgesehen, so vergnügt: Er hatte uns reingelegt!
    Avari hatte Addisons Seele ausgespuckt und nicht Regans.

20. KAPITEL
    „Nein!“ Addisons markerschütternder Schrei gellte durch den Raum. Ich hätte ihre trainierten Lungen jetzt gut gebrauchen können, denn mein sachtes Wimmern drohte zu verklingen.
    Avari ließ Addisons Reaktion völlig kalt. „Das ist mein Angebot“, sagte er, noch sanfter als zuvor. Sanft und so kalt, dass ich fröstelte. „Die Entscheidung liegt bei euch.“
    „Nein.“ Diesmal brachte Addison bloß ein Stöhnen hervor. „Nein, nimm mich. Du hast gesagt, dass du meine Seele nimmst!“
    Avari schüttelte bedächtig den Kopf, wie ein Lehrer, der einen Schüler tadelt. „Da hast du mich falsch verstanden. Das kommt übrigens öfter vor, als man glaubt.“
    Mein Klagelied geriet ins Stocken, weil ich mich an die genauen Worte des Hellions zu erinnern versuchte. Hatte er wirklich gesagt, dass er Regans Seele gegen die von Bana eintauschen würde? Oder nur eine Seele? Ich wusste es nicht mehr …
    „Entscheide dich.“ Avari schnalzte mit der Zunge. „Deine Freundin kann deine Seele nicht ewig festhalten. Sie ist ja eh schon halb tot.“
    Der Dämon sah mir in die Augen. Er hatte recht, ich würde sterben. Das Gift wütete bereits in meiner rechten Hand und arbeitete sich zum Herzen vor. Viel länger würde ich Addys Seele nicht mehr halten können.
    Ich sah Addy flehend an und sang unter Aufbietung meiner letzten Kräfte weiter.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, während ihr Blick verzweifelt zwischen mir und Regan hin- und herirrte, die sich kreidebleich an ihre Hand klammerte. Plötzlich blieb ihr Blick an einem Punkt über meiner Schulter hängen, und ein Hoffnungsschimmer stahl sich in ihre schrecklichen weißen Augen.
    War das möglich? War ihr eine Lösung eingefallen?
    Sie wandte sich an Todd und formte mit den Lippen etwas, das ich nicht entziffern konnte. Dann tat sie dasselbe bei mir, und diesmal verstand ich: „Noch eine Minute. Bitte!“ Ich atmete tief durch und nickte knapp. Ein klein wenig länger würde ich noch aushalten.
    Addison lächelte zum Dank, fixierte den Punkt hinter mir und nickte entschlossen.
    Im nächsten Moment brach sie zusammen. Die Beine knickten ohne Vorwarnung unter ihr weg, und sie schlug mit dem Kopf hart auf dem vereisten Marmorboden auf. Doch das spielte keine Rolle mehr – sie war schon tot, bevor sie aufkam.
    „Nein!“ Diesmal war es Regan, die laut aufschrie. Sie warf sich nach vorne, doch Todd hielt sie zurück und nahm sie tröstend in den Arm.
    Ich war so überrascht, dass ich kurz aufhörte zu singen und Addys Seele ein Stück weiter nach oben stieg, bevor ich meinen Fehler bemerkte. Doch damit war es noch längst nicht vorbei.
    Eine Gestalt löste sich aus den Schatten

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