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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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Zorn, sondern nur unermessliche Angst. So voller Angst hatte ich ihn zuletzt an dem Tag erlebt, an den ich mich nur schwach erinnern konnte: dem Tag, an dem meine Mutter für mich gestorben war.
    „Nicht schon wieder“, murmelte er und bettete mich behutsam auf die Couch. Als ich vor Schmerzen aufstöhnte, liefen ihm Tränen über die Wangen.
    „Sie wird schon wieder.“ Das war Harmonys Stimme. Ich hatte sie gar nicht gesehen, aber sie tauchte plötzlich neben mir auf und legte ihre kühlen Finger auf meinen Arm, eine aufgezogene Spritze in der Hand. „Todd hat gesagt, es ist Crimson Creeper.“
    „Wo zur Hölle hat sie …“ Dad riss entsetzt die Augen auf. „Kaylee, was habt ihr gemacht?“
    „Das kann sie dir später erklären, Aiden“, entgegnete Harmony bestimmt. Die Nadel glitt in meine Vene, und das anfangs angenehm kühle Gegengift brannte schnell wie Feuer in meinen Adern. „Lass sie jetzt schlafen. Und spritz ihr in vier Stunden die zweite Dosis.“ Sie hielt Dad eine Spritze hin. „Wenn das rote Muster vier Stunden danach nicht verschwunden ist, rufstdu mich an.“
    Bestimmt würde sie vorher noch einmal nach mir sehen. Dafür würde Nash schon sorgen.
    „Komm mit, Nash, wir gehen“, sagte Harmony streng. Ihm drohte eine gehörige Standpauke.
    „Nein …“, flüsterte ich, überrascht über meine schwache Stimme, und griff mit letzter Kraft nach Nashs Hand.
    Stirnrunzelnd sah Harmony auf. „Kann er hierbleiben, Aiden? Sie möchte, dass er bleibt.“
    Als mein Vater zögerte, sah ich ihn flehend an. Ich brauchte sie jetzt beide. Meine Schmerzen waren so groß, dass ich sie nur mit Nashs Hilfe aushalten konnte. Seine Stimme konnte mich trösten, das wusste ich!
    „Na gut“, sagte er schließlich. „Aber du musst jetzt schlafen, junge Dame.“
    Über den Ausdruck „junge Dame“ würden wir noch ein ernstes Wörtchen reden müssen. Aber gegen den Rest hatte ich nichts einzuwenden.
    Das Letzte, was ich sah, bevor ich einschlief, waren ihre Gesichter, während sie mich voller Sorge musterten.

21. KAPITEL
    „Schön, dass ihr gekommen seid.“ Regan strich das schwarze Kleid glatt. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, doch sie wirkte stark und gefasst. Neben dem Sarg stand ihre Mutter und starrte wie in Trance zwischen den Grabsteinen hindurch. Sie verarbeitete Addys Tod auf die einzige Art, die sie kannte: mit Pillen und Alkohol. Seit fast einer Woche hatte sie das Haus nicht verlassen und sich völlig zurückgezogen. Regan hatte sie nur zur Beerdigung aus dem Haus locken können.
    „Das ist doch selbstverständlich“, antwortete Nash, und ich nickte.
    Regan hatte alles für die Beerdigung arrangiert: Addisons Lieblingsblumen, die Musik, ein Gedicht und den gesamten Ablauf. Eine Menge Verantwortung für eine Dreizehnjährige, die den Tod ihrer Schwester – ihren Opfertod – verkraften musste. Es brach mir das Herz, dass sie aufgrund dieser Tragödie so schnell erwachsen werden musste.
    Doch sie würde das schon schaffen. Ihr entschlossener Gesichtsausdruck und die aufrechte Haltung ließen keinen Zweifel daran. Was auch immer geschah, Regan Page würde es durchstehen.
    Dafür hatte Addy gesorgt.
    „Wie fühlst du dich?“, fragte Regan nach einem prüfenden Blick auf ihre Mutter und die hinter der Absperrung lauernden Paparazzi.
    „Wieder gut, danke. Wirklich“, fügte ich hinzu, als ich ihren skeptischen Blick auffing. Zum Glück waren ihre Augen jetzt wieder echt.
    Die roten Linien auf meinem Knöchel waren noch am selben Abend verschwunden, nachdem Addy gestorben war,die Schmerzen aber erst nach drei Tagen. An den Einstichstellen hatten sich Narben gebildet, ein doppelter Reif grellroter Punkte. Ich hatte zwei Tage nicht in die Schule gehen können, und Nash hatte am Donnerstag schwänzen dürfen, weil wir in der Nacht kaum geschlafen hatten.
    Nachdem ich heute fit genug war, um zur Beerdigung zu gehen, musste ich am Montag wohl oder übel wieder hin.
    Addys Beerdigung fand im engsten Familienkreis statt, aber Regan hatte uns trotzdem eingeladen. Todd weinte die ganze Zeit, aber wahrscheinlich war ich die Einzige, die das sehen konnte. Addys Tod brach ihm schier das Herz. Es ging ihm so schlecht, dass Levi ihm zwei Wochen freigegeben und seine Schichten persönlich übernommen hatte. Selbst bei Nash und mir war er seit der besagten Nacht kein einziges Mal aufgetaucht.
    Es machte ihm sicher schwer zu schaffen, dass jetzt ein Hellion im Besitz von Addisons Seele war und sie für

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