Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
hinter mir und sog mit offenem Mund einen langen, dicken Strahl Dämonenatem aus Addys regloser Gestalt auf.
Es war Libby! Ihr hatte Addys Nicken gegolten.
Langsam begriff ich, was geschehen war.
„Die Abmachung hat sich geändert.“ Todd wandte sich an Avari. „Wenn du Banas Seele haben willst, musst du Addisons auch nehmen und dafür ihre Schwester freigeben. Sonst verschwinden wir mit beiden, und du musst dich mit einer begnügen.“
Verdammt noch mal! Addison musste gewusst haben, wer Libby war und wieso sie gekommen war. Hatte Todd es ihrverraten, oder hatte sie es in der Sekunde des Todes einfach begriffen?
Egal wie. Mit diesem letzten Kopfnicken hatte sie Libby gebeten, ihr Leben zu beenden. Jetzt konnten wir ihre sofort verfügbare Seele gegen Regans eintauschen, die Avari erst nach ihrem Tod in wer weiß wie vielen Jahren hätte übernehmen können.
Avari wurde totenbleich vor Wut, und die Leere in seinen Augen schien herumzuwirbeln.
„Fünf Sekunden, sonst platzt der Deal. Wir haben es ein bisschen eilig.“ Todd wedelte mit der Hand in meine Richtung. Er wollte mich nach Hause bringen, bevor ich starb. Wenn er Addison schon nicht hatte retten können, dann zumindest mich.
Mir blieb nichts übrig, als weiterzusingen. Zuzusehen, wie Libby den Dämonenatem einsog. Und zu warten.
„Fünf, vier …“, zählte Todd genüsslich, und Avari stieß einen wuterfüllten Schrei aus. Unter meinen Füßen bildete sich noch mehr Eis, und mein Atem stieg in einer weißen Wolke in die kalte Luft.
Als ich schon nicht mehr daran glaubte, spuckte der Hellion mit einem kurzen Huster Regans Seele ins Zimmer. Dicht unter der Decke blieb sie wabernd hängen.
Auf Nashs Handzeichen hin ließ ich Addys Seele frei und hielt stattdessen die ihrer Schwester so lange fest, bis Nash sie zurückgeführt hatte. Libby schluckte inzwischen den letzten Rest Dämonenatem hinunter und löste sich ohne ein weiteres Wort in Luft auf. Addisons Seele verschwand im Bruchteil einer Sekunde in Avaris Mund, und ganz zum Schluss gab Todd Banas Seele frei.
Während Avari sich Bana einverleibte, stürmte Nash mit Regan an der Hand auf mich zu. Ihre Augen waren wieder blauund schön und ganz normal. Nash nahm mich an der Hand und zog mich in die Hocke, was schrecklich wehtat, aber nur so konnte ich alle auf einmal berühren: Regan, Addison und Nash.
„Bring uns zurück!“, flüsterte er verzweifelt. „Beeil dich!“ Diesmal ging alles ganz schnell, weil ich den Schrei nicht erst entfesseln musste. Außerdem wollte ich unbedingt zurück nach Hause. Avaris Wutgeheul verklang, und schon fand ich mich auf dem billigen Teppichboden eines ganz normalen Großraumbüros liegend wieder. Neben mir lag Addy. Nash und Regan beugten sich mit einer Mischung aus Erleichterung und Trauer über mich.
Kurz darauf kam Todd hereingeplatzt.
„Geht es dir gut?“ Nash kniete sich besorgt neben mich, doch ich konnte nur stumm den Kopf schütteln. Die Schmerzen waren so stark, dass selbst das Atmen wehtat. Sprechen war unmöglich.
„Ruf Mom an!“, rief Nash, hob mich hoch und trug mich aus dem Büro. Regan lief weinend hinter uns her und scrollte blind durch die Adressenliste in Nashs Handy, während Todd ihre tote Schwester auf den Armen trug.
Ich wurde fast verrückt vor Schmerzen, und überall dort, wo Nash mich berührte, tat es noch mehr weh. Trotzdem tat mir seine Berührung unglaublich gut.
„Das wird schon wieder“, flüsterte er. „Hier ist dein Todestag wieder gültig, und du wirst nicht sterben. Aber es wird saumäßig wehtun, bis wir es fertig behandelt haben.“
Das hatte ich schon befürchtet.
Wir fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss, wo Nash mich auf ein Sofa bettete und die verschlossene Glastür zum Parkhaus mit dem Fuß auftrat. Er brauchte drei Anläufe dafür, aber ich bewunderte ihn.
Harmony nahm Regans Anruf entgegen, als wir gerade losfahren wollten. Ich saß auf dem Beifahrersitz, und Todd hatte Addys Leiche im Kofferraum verstaut. Todd erklärte Harmony alles und bat sie, die notwendigen Medikamente zu besorgen und uns bei mir zu Hause zu treffen. Sie versprach, in zehn Minuten da zu sein.
Nachdem er Nash und mich abgesetzt hatte, fuhr Todd Regan nach Hause. Der Plan sah vor, dass sie ihre Schwester auf dem Boden ihres Zimmers liegend „finden“ würde.
Noch bevor Nash geklingelt hatte, flog die Eingangstür auf, und mein Vater stürmte heraus. Wortlos entriss er mich Nashs Armen, doch seine Miene spiegelte keinen
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