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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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Blut wäre und Warner in meinem Kopf und weshalb bin ich nur so verwirrt
    »Juliette.«
    »Ja.« Ich bewege die Lippen kaum. Die Antwort auf diese Nichtfrage lautet Ja.
    Adam legt die Fingerspitzen an den Mund, blickt auf, schaut beiseite, gibt einen absonderlichen, ungläubigen Laut von sich. »Wann?«
    Ich sage es ihm.
    Ich erzähle, wann es passiert ist, wie es begann, ich erzähle, wie Warner mein Bein berührt hat, bevor ich aus dem Fenster kletterte, und wie nichts passiert ist.
    Ich erzähle ihm, wie ich mir eingeredet habe, dass ich mir das einbilde, bis Warner uns wieder gefangen nahm.
    Ich erzähle nicht, wie Warner mir sagte, dass er mich vermisst hat, dass er mich liebt. Wie er mich küsste, so wild und dreist und leidenschaftlich. Ich erzähle nicht, dass ich vorgab, seine Zärtlichkeiten zu erwidern, damit ich in seine Jacke greifen und die Pistole herausziehen konnte. Dass ich erschüttert darüber war, wie es sich anfühlte, von Warner umarmt zu werden, und dass ich diese sonderbaren Gefühle verdrängt habe, weil ich Warner hasste. Dass ich ihn umbringen wollte, weil ich so entsetzt darüber war, was er Adam angetan hatte.
    Adam weiß nur, dass ich das beinahe getan hätte. Dass ich Warner beinahe getötet hätte.
    Und jetzt blinzelt Adam verwirrt, versucht zu verarbeiten, was ich ihm erzähle, und ahnt nicht, was ich ihm verschweige. Ich bin wahrhaftig ein Monster .
    »Ich wollte nicht, dass du das weißt«, sage ich. »Ich dachte, es würde alles zwischen uns beiden so kompliziert machen – und wir haben es doch ohnehin schon so schwer – ich dachte einfach, es sei besser, es zu ignorieren, und – ich weiß nicht.« Ich suche verzweifelt nach Worten. »Es war so dumm von mir. Ich war dumm. Ich hätte es dir sagen sollen. Es tut mir leid. Es tut mir so furchtbar leid. Ich wollte nicht, dass du es auf diese Art erfährst.«
    Adam atmet schwer, reibt sich den Hinterkopf, fährt sich durch die Haare. Dann sagt er: »Ich – ich verstehe das nicht – ich meine – wissen wir denn, warum er dich berühren kann? Ist das so wie bei mir? Kann er dasselbe tun wie ich? Ich – Gott , Juliette, und du musstest so viel Zeit mit ihm alleine verbringen –«
    »Dabei ist nichts passiert«, sage ich. »Ich habe nur mit ihm geredet. Er hat nicht versucht, mich anzufassen. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum er das kann – ich glaube, niemand weiß es bislang. Castle hat ihn noch nicht getestet.«
    Adam seufzt, streicht sich übers Gesicht und sagt so leise, dass ich ihn kaum hören kann: »Ich weiß nicht mal, warum mich das überrascht. Wir haben dieselben verfluchten Gene.« Er flucht leise. »Ist denn nie Schluss?«, sagt er anklagend. »Wird das denn nie aufhören, dass mir ständig irgendwelcher Scheiß um die Ohren fliegt? Großer Gott. Das ist ja, als würde dieser Irrsinn nie ein Ende nehmen.«
    Ich bin versucht, ihm zu sagen, dass es wohl so sein wird.
    »Juliette.«
    Ich erstarre, als ich diese Stimme höre.
    Ich kneife die Augen fest zu, will meinen Ohren nicht trauen. Warner kann nicht hier sein. Natürlich ist er nicht hier. Er kann ja gar nicht hier draußen herumlaufen. Doch dann fällt es mir ein. Warner ist keine Geisel mehr.
    Castle muss ihn freigelassen haben.
    Oh.
    Oh, nein.
    Das kann nicht wahr sein. Warner steht jetzt nicht dicht neben mir und Adam, nicht schon wieder, nicht so, nach allem, was geschehen ist,
    aber Adam blickt über meine Schulter, auf die Person, die ich so sehr zu vergessen versuche, und ich kann nicht aufschauen. Ich will nicht sehen, was passiert.
    Adams Tonfall ist schneidend, als er sagt: »Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«
    »Schön, dich wiederzusehen, Kent.« Ich höre das Lächeln in Warners Stimme. »Wir sollten uns mal wieder unterhalten. Vor allem angesichts dieser neuen Entdeckung. Wusste gar nicht, dass wir so viel gemein haben.«
    Du hast doch überhaupt keine Ahnung, liegt mir auf der Zunge.
    »Du krankes Stück Scheiße«, sagt Adam langsam und ruhig.
    »Unerfreuliches Vokabular.« Warner schüttelt den Kopf. »Nur wer sich nicht intelligent artikulieren kann, muss auf eine derart verrohte Sprache zurückgreifen.« Er hält inne. »Hast du das nötig, weil ich dich verunsichere, Kent? Mache ich dich nervös?« Warner lacht. »Du scheinst um Fassung zu ringen.«
    »Ich bring dich um –« Adam stürzt sich auf Warner und will ihm an die Gurgel gehen, aber plötzlich ist Kenji da, drängt sich zwischen die beiden und schiebt sie mit

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