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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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die in dieser miesen Welt das Sagen haben, sind die mit echter Macht. Und du«, er unterbricht sich, »du besitzt Macht. Du verfügst über Kräfte, die diesen Planeten erschüttern könnten – du könntest ihn erobern. Aber vielleicht ist es noch zu früh, vielleicht brauchst du mehr Zeit, um dein eigenes Potential zu erkennen. Ich werde jedenfalls immer auf dich warten. Ich werde dich immer an meiner Seite haben wollen. Denn wir zwei – wir zwei.« Er verstummt. Sagt dann atemlos: »Kannst du dir das vorstellen?« Starrt mich durchdringend an. Forschend. »Natürlich kannst du das«, flüstert er. »Du denkst dauernd daran.«
    Ich keuche erschrocken auf.
    »Du gehörst nicht hierher«, sagt er. »Du gehörst nicht zu diesen Leuten. Die werden dich mit in den Untergang reißen, mit denen wirst du getötet werden –«
    »Ich habe keine andere Wahl!«, erwidere ich aufgebracht. »Ich will lieber hier sein, bei diesen Menschen, die etwas verbessern wollen! Die töten zumindest keine unschuldigen Zivilisten –«
    »Du glaubst, deine neuen Freunde hätten noch nie Menschen getötet?«, schreit Warner und deutet zur Tür. »Glaubst du vielleicht, Kent hätte noch nie jemanden umgebracht? Kenji hätte noch nie jemandem eine Kugel in den Leib gejagt? Die waren meine Soldaten!«, fügt er hinzu. »Ich hab ihnen mit eigenen Augen dabei zugesehen!«
    »Sie mussten überleben«, entgegne ich, beginne zu zittern, versuche die grausamen Bilder zu verdrängen, die sich einstellen. »Sie standen nie auf Seiten des Reestablishment –«
    »Ich stehe auch nicht auf Seiten des Reestablishment«, versetzt Warner, »sondern auf Seiten von denen, die wissen, wie man überlebt. Ich habe nur zwei Optionen in diesem Spiel, Süße.« Er atmet schwer. »Töten. Oder getötet zu werden.«
    »Nein«, sage ich, weiche zurück, wehre mich gegen die aufsteigende Übelkeit. »So muss es nicht sein. Du kannst etwas ändern. Du könntest dich lösen von deinem Vater, diesem Leben. Du musst nicht so sein, wie er es will –«
    »Zu spät«, erwidert er. »Zu viel zerstört. Ich habe mein Schicksal bereits akzeptiert.«
    »Nein – Warner –«
    »Ich verlange nicht von dir, dass du dir meinetwegen Sorgen machst«, sagt er. »Ich weiß genau, wie meine Zukunft aussieht, und ich habe sie akzeptiert. Ich bleibe gerne allein. Ich fürchte mich nicht davor, den Rest meines Lebens nur mit mir selbst zu verbringen. Ich habe keine Angst vor der Einsamkeit.«
    »Du musst so nicht leben«, wiederhole ich. »Du musst nicht allein sein.«
    »Ich werde nicht hierbleiben«, entgegnet er. »Ich möchte, dass du das weißt. Ich werde eine Möglichkeit finden, hier rauszukommen, und zwar bald. Mein Urlaub«, sagt er, »ist nun offiziell beendet.«

55
    Tick tack.
    Castle hat ein Treffen einberufen, um alle auf den morgigen Kampf vorzubereiten; in weniger als 12 Stunden werden wir aufbrechen. Wir haben uns im Speisesaal versammelt, weil dort alle Platz finden.
    Eine letzte Mahlzeit, angespannte Gespräche, 2 Stunden Vortrag, während dem immer wieder kurzes Lachen aufbrandet, das halb erstickt klingt. Tana und Randa kommen zuletzt herein, winken mir kurz zu, bevor sie sich setzen. Dann beginnt Castle zu sprechen.
    Jeder muss sich am Kampf beteiligen.
    Alle körperlich einsatzfähigen Männer und Frauen. Wer nicht kämpfen kann, bleibt bei den Kindern. Zu denen auch James und seine Freunde zählen.
    James hält Adams Hand so fest, dass er sie fast zerquetscht.
    Anderson wendet sich jetzt gegen das Volk, berichtet Castle. Viele Leute haben Aufstände angezettelt, weil unser Kampf ihnen Hoffnung gegeben hat. Sie hatten bislang nur Gerüchte von einer Widerstandsbewegung gehört, und das letzte Gefecht hat ihnen nun den Beweis geliefert. Die Bürger erwarten, dass wir sie unterstützen, und wir werden dabei erstmals offen unsere Fähigkeiten nutzen.
    In den Siedlungen.
    Wo uns die Zivilisten so sehen werden, wie wir sind.
    Castle erklärt uns, dass mit Gewalt von beiden Seiten zu rechnen ist. Sagt, dass Menschen manchmal – vor allem, wenn sie sich fürchten – auf unsereins nicht positiv reagieren. Der vertraute Terror ist ihnen dann noch lieber als das Fremde, Unerklärliche, und durch unsere sichtbare Anwesenheit könnten wir uns womöglich neue Feinde machen.
    Darauf sollten wir vorbereitet sein.
    »Und warum sollten wir uns dann um die kümmern?«, schreit eine Frau von hinten. Als sie aufsteht, sehe ich, dass ihre glänzenden tintenschwarzen Haare ihr bis zur

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