Rette mich vor dir
soll das? Ich klimpere nicht mit den Wimpern! Und den Anzug habe ich jeden Tag an!«
Kenji grunzt. Zuckt die Schultern und murmelt: »Sieht aber irgendwie anders aus.«
»Du bist völlig verrückt.«
»Ich meine doch bloß«, sagt Kenji und hebt die Hände hoch, als wolle er sich geschlagen geben, »wenn ich Adam wäre und du wärst mein Mädchen? Und du würdest so durch die Gegend laufen und ich dürfte dich nicht mal anfassen?« Er schaut beiseite. Zuckt wieder mit den Schultern. »Will nur sagen, dass ich den armen Kerl nicht beneide.«
»Ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann«, flüstere ich erstickt. »Ich versuche doch, ihm nicht weh zu tun –«
»Ach, weiß der Henker. Vergiss alles, was ich gesagt habe.« Kenji wedelt mit der Hand. »Im Ernst. Das geht mich alles nichts an.« Er wirft mir einen Blick zu. »Und betrachte das jetzt bitte nicht als Aufforderung, mir deine geheimsten Gefühle zu offenbaren.«
Ich schaue ihn finster an. »Ich werde dir ganz bestimmt nichts über meine Gefühle erzählen.«
»Gut so. Ich will es nämlich auch nicht wissen.«
»Hattest du jemals eine Freundin, Kenji?«
»Was?« Er sieht tödlich beleidigt aus. »Hältst du mich für einen Typen, der noch nie eine Freundin hatte? Kennen wir uns überhaupt?«
Ich verdrehe die Augen. »Vergiss es.«
»Ich kann nicht glauben, was du da grade gesagt hast.«
»Du bist doch derjenige, der nie über Gefühle sprechen will«, fauche ich.
»Das stimmt so nicht. Ich habe gesagt, dass ich nicht über deine Gefühle sprechen will.« Er deutet auf mich. »Ich hab nicht das geringste Problem, über meine zu reden.«
»Willst du das jetzt?«
»Nee, schönen Dank auch.«
»Aber –«
»Nein.«
»Na gut.« Ich schaue beiseite. Zupfe an meinen Holstergurten. »Und was hat es mit deinem Anzug auf sich?«
»Was meinst du damit?« Er runzelt die Stirn. Streicht über den Anzug. »Das Ding ist der Hammer.«
Ich verkneife mir ein Grinsen. »Ich meine: Wieso hast du so einen Anzug an und Adam nicht?«
Kenji zuckt die Schultern. »Adam braucht keinen. Das hat mit der jeweiligen Fähigkeit zu tun. Mir ist der Anzug eine große Hilfe. Ich benutze ihn nur bei wichtigen Missionen. Wenn ich mich unsichtbar machen muss«, erklärt er, »ist das einfacher, wenn mein Äußeres einfarbig und eng anliegend ist. Dann muss ich mich bei der Verwandlung nicht auf zu viele Details konzentrieren. Kann ein besseres Chamäleon sein. Außerdem«, er beugt die Arme und lässt die Muskeln spielen, »sehe ich in diesem Outfit umwerfend sexy aus.«
Ich muss mich beherrschen, nicht laut zu lachen.
»Aber dass Adam weder Anzug noch Waffen bekommt, finde ich nicht gut«, wende ich ein.
»Ich habe Waffen«, sagt Adam, als er wieder hereinkommt. Er tritt zu uns, den Blick auf seine Hände gerichtet. Er ballt sie zu Fäusten und öffnet sie wieder. »Ihr könnt sie nur nicht sehen.«
Es gelingt mir wieder nicht, den Blick von ihm zu lösen.
»Unsichtbare Pistolen, wie?«, sagt Kenji grinsend. »Niedlich. Ich glaube, die Phase habe ich nie durchlaufen.«
Adam funkelt Kenji wütend an. »Im Moment befinden sich an meinem Körper neun verschiedene Waffen. Möchtest du dir selbst aussuchen, mit welcher ich dir ins Gesicht schieße? Oder soll ich das für dich übernehmen?«
»Herrje, Kent, das war ein Scherz . Kannst du nicht mal –«
»Es geht los.«
Wir fahren herum, als wir Castles Stimme hören.
Er mustert uns. »Sind Sie bereit?«
»Ja«, antworte ich.
Adam nickt.
Kenji murmelt: »Bringen wir die Scheiße hinter uns.«
»Folgen Sie mir«, sagt Castle.
31
Es ist 10.32 vormittags.
In einer Stunde und 28 Minuten soll das Treffen mit dem Obersten Befehlshaber stattfinden.
Der Plan ist folgender:
Castle und alle kampffähigen Mitglieder von Omega Point sind vor einer halben Stunde aufgebrochen und haben bereits Stellung bezogen. Sie verstecken sich in den verlassenen Gebäuden in der Umgebung des Treffpunkts und sind sofort kampfbereit, sollte Castle das Zeichen geben. Was er aber nur tun wird, wenn wir in akuter Gefahr schweben.
Adam, Kenji und ich werden zu Fuß unterwegs sein.
Kenji und Adam sind als Soldaten vertraut mit Sperrzonen. Das Betreten unserer einstigen Welt – Gassen, Seitenstraßen, ehemalige Restaurants und Bürogebäude – ist Zivilisten untersagt.
Der Treffpunkt befindet sich in einer der wenigen Vorstadtgegenden, die noch existieren, erklärt Kenji, der sich dort gut auskennt. Er hatte in diesem Gebiet mehrmals
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