Rette mich vor dir
für mich. Mir ist nicht klar, was ich da eigentlich anhabe.
Dann sehe ich die Pistolen.
»In der Mitteilung wurde nicht erwähnt, dass wir unbewaffnet sein müssen«, erklärt Castle, als Alia ihm zwei Pistolen reicht, die ich inzwischen kenne. Gestern noch habe ich damit Schießübungen gemacht.
Und habe verheerend abgeschnitten.
»Und ich sehe keinen Grund, weshalb Sie ohne Waffe unterwegs sein sollten«, ergänzt Castle. Erklärt mir den Umgang mit den Holstertaschen, zeigt mir, wo die Munition verstaut wird.
Dass ich keine Ahnung habe, wie man eine Schusswaffe lädt, behalte ich für mich. Zu diesem Teil des Unterrichts waren Kenji und ich noch nicht vorgedrungen. Kenji hatte schon alle Mühe damit, mir beizubringen, dass man nicht mit einer Pistole herumfuchtelt, während man spricht.
»Ich hoffe aber sehr, dass wir die Schusswaffen nicht zum Einsatz bringen müssen«, sagt Castle. »Sie verfügen über genügend natürliche Waffen und müssen hoffentlich auf niemanden schießen. Und für den Fall, dass Sie Ihre Zerstörungsenergien anwenden sollten, tragen Sie bitte das hier.« Er hält zwei Gegenstände aus Metall hoch. »Alia hat das für Sie angefertigt.«
Ich blicke von Alia zu Castle zu den unbekannten Objekten. Castle strahlt, und ich bedanke mich bei Alia für ihre Mühe. Sie stottert etwas und wird rot, als könne sie nicht fassen, dass ich überhaupt mit ihr spreche.
Was ich verblüffend finde.
Ich nehme die beiden Teile entgegen und betrachte sie. Die Unterseite besteht aus vier verbundenen Ringen, die ich über meine Handschuhe streifen kann. Die Oberseite ist eine Art kleiner Schutzschild aus zig Metallplättchen, die meine Knöchel, meine Finger, meinen Handrücken schützen. Ich probiere eines an und krümme die Finger. Die Plättchen passen sich der Bewegung an. Und das ganze Teil ist nicht annähernd so schwer, wie ich vermutet hatte.
Ich streife das andere über. Bewege die Finger. Greife zu den Pistolen in den Holstern.
Funktioniert bestens.
»Gefallen sie Ihnen?«, fragt Castle. Ich habe ihn noch nie so vergnügt grinsen sehen.
»Die sind fantastisch«, sage ich. »Perfekt. Vielen Dank.«
»Gut. Freut mich sehr. Und nun«, sagt er, »müssen Sie mich entschuldigen, ich habe noch allerhand zu erledigen, bevor wir aufbrechen. Bin in Kürze zurück.« Er deutet eine Verbeugung an und geht mit den anderen hinaus. Nur Kenji, Adam und ich bleiben zurück.
Ich drehe mich zu den Jungs um. Und mir bleibt der Mund offen stehen.
Kenji trägt einen Anzug.
Schwarz von Kopf bis Fuß, hauteng, die perfekte Ergänzung zu seinen rabenschwarzen Haaren und Augen. Der Anzug besteht aus einem Kunststoff, der auf den ersten Blick starr zu sein scheint. Doch dann dehnt sich Kenji, wippt auf den Zehenspitzen vor und zurück, und der Anzug bewegt sich so geschmeidig mit, als sei er flüssig. Kenji trägt Stiefel, aber keine Handschuhe, und sein Spezialholster hat er übergestreift wie einen Rucksack.
Und Adam.
Adam sieht umwerfend aus hat ein langärmliges dunkelblaues, eng anliegendes T-Shirt an, das seinen Brustkorb umspannt. Ich kann nicht anders, meine Augen tasten jede Linie seines Körpers ab. Und die Erinnerung an das Gefühl, in Adams Armen zu liegen, trifft mich wie ein Schock. Ich sehne mich so nach ihm, als hätte ich ihn seit Jahren nicht gesehen. Zu einer schwarzen Worker-Hose trägt er die schwarzen halbhohen Stiefel, die ich zum ersten Mal damals in der Anstalt gesehen habe. Das weiche glatte Leder schmiegt sich an seine Beine wie eine zweite Haut. Er scheint allerdings komplett unbewaffnet zu sein.
Ich will wissen, warum.
»Adam?«, sage ich.
Er schaut auf. Starrt mich verblüfft an, mit halb geöffnetem Mund und großen Augen. Mustert mich von Kopf bis Fuß, und sein Blick ruht auf dem Holster unter meinen Brüsten, wandert zu den Pistolen.
Er bleibt stumm. Wendet schließlich den Blick ab. Er sieht aus, als habe ihm jemand in die Magengrube geschlagen, als ringe er um Luft. Fährt sich durch die Haare, presst sich den Handballen an die Stirn, murmelt, er käme gleich wieder. Hastet hinaus.
Mir wird fast übel.
Kenji räuspert sich lautstark. Schüttelt den Kopf. Sagt: »Herrje. Sag mal, versuchst du den Typen umzubringen?«
»Was?«
Kenji sieht mich an, als sei ich geistig minderbemittelt. »Du kannst doch nicht rumlaufen à la ›o schau nur, Adam, wie sexy ich aussehe in meinem neuen Anzug‹ und mit den Wimpern klimpern –«
»Spinnst du?«, fahre ich ihn an. »Was
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