Rette mich
sollte, keinen Erzengel mehr.«
»Ich hab auch schon daran gedacht, aber dabei gibt es zwei große Probleme. Erstens traut der Erzengel mir noch weniger als Hank, und wenn sie mich irgendwo in der Nähe ihres Käfigs sieht, wird sie eine Menge Lärm machen. Zweitens ist Hanks Lagerhaus voll mit seinen Leuten. Ich würde meine eigene Armee gefallener Engel brauchen, um es mit ihnen aufzunehmen, und es dürfte mir schwerfallen, gefallene Engel davon zu überzeugen, mir dabei zu helfen, einen Erzengel zu befreien.«
Unser Gespräch schien in eine Sackgasse geraten zu sein, und wir dachten beide schweigend über unsere kurze Liste von Möglichkeiten nach.
»Was ist mit dem anderen Kleid passiert?«, fragte Patch schließlich. Ich folgte seinem Blick zu dem Jessica-Rabbit-Abendkleid.
Ich seufzte schwer. »Marcie meinte, ich sähe in Rot besser aus.«
»Und was meinst du?«
»Ich meine, Marcie und Dabria würden sich sofort miteinander anfreunden.«
Patch lachte leise, und der Laut ließ meine Haut prickeln, als hätte er sie geküsst. »Willst du meine Meinung hören?«
»Bitte, da jeder andere sie bereits abgegeben hat.«
Er saß auf meinem Bett und lehnte sich lässig auf die Ellbogen zurück. »Probier’s mal an.«
»Es ist wahrscheinlich ein bisschen eng«, sagte ich und fühlte mich plötzlich auffallend. »Marcie kauft immer lieber kleiner als größer.«
Er lächelte nur.
»Es ist am Bein geschlitzt.«
Sein Lächeln wurde breiter.
Ich schloss mich im Schrank ein und probierte das Kleid an. Es fiel wie Flüssigkeit über jede Kurve. Der Schlitz öffnete sich ungefähr halb meinen Oberschenkel hinauf und enthüllte mein Bein. Ich trat in das dämmrige Licht hinaus und raffte mein Haar mit beiden Händen zusammen. »Ziehst du den Reißverschluss hoch?«
Patchs Augen begutachteten mich langsam und schärften sich zu einem lebendigen Schwarz. »Es wird mir schwerfallen, dich in diesem Kleid mit Scott loszuschicken. Nur eine Warnung: Wenn du nach Hause kommst und das Kleid sieht aus, als hätte jemand auch nur minimal daran herumgefummelt, dann werde ich Scott aufstöbern, und wenn ich ihn finde, wird er nachher keinen schönen Anblick mehr bieten.«
»Ich werd’s ihm ausrichten.«
»Wenn du mir sagst, wo er sich versteckt, dann tu ich das selbst.«
Ich unterdrückte mühsam ein Lächeln. »Etwas sagt mir, dass deine Nachricht entschieden direkter ausfallen würde.«
»Sagen wir nur, er würde sie verstehen.«
Patch nahm mein Handgelenk und zog mich für einen Kuss an sich, aber etwas stimmte nicht. Sein Gesicht wurde an den Rändern neblig und löste sich im Hintergrund auf. Als seine Lippen auf meine trafen, spürte ich es kaum. Schlimmer noch, ich spürte, wie ich mich von ihm löste wie ein Stück Klebeband von Glas.
Patch merkte es auch und fluchte verhalten.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Es ist das Halbblut«, knurrte er.
»Scott?«
»Er klopft an dein Zimmerfenster. Jede Sekunde wirst du jetzt aufwachen. Ist es das erste Mal, dass er nachts hier herumschleicht?«
Ich hielt es für sicherer, nicht zu antworten. Patch war in meinem Traum und konnte nichts Unüberlegtes tun, aber das bedeutete nicht, dass es eine gute Idee war, die Konkurrenz zwischen den beiden noch anzustacheln.
»Wir bringen das morgen zu Ende!«, war alles, was ich noch sagen konnte, bevor der Traum und Patch sich in den Hintergrund meines Bewusstseins verflüchtigten.
Der Traum fiel auseinander, und tatsächlich stand Scott in meinem Zimmer und schloss das Fenster hinter sich.
»Raus aus den Federn«, sagte er.
Ich stöhnte. »Scott, du musst damit aufhören. Ich muss morgen in die Schule. Und außerdem war ich mitten in einem wirklich schönen Traum«, grollte ich nachträglich.
»Von mir?«, sagte er und ließ dabei ein eingebildetes Lächeln aufblitzen.
Ich sagte nur: »Ich hoffe, es ist wichtig.«
»Mehr als wichtig. Ich habe einen Job, ich kann bei einer Band namens Serpentine den Bass spielen. Wir haben nächstes Wochenende im Devil’s Handbag Premiere. Bandmitglieder kriegen zwei Karten gratis, und du bist einer der glücklichen Empfänger.« Mit schwungvoller Geste warf er zwei Karten auf mein Bett.
Mit jeder Sekunde wurde ich wacher. »Bist du verrückt? Du kannst in keiner Band spielen! Du solltest dich vor Hank verstecken. Mit mir auf die Feier zu gehen ist eines, aber das hier geht zu weit.«
Sein Lächeln erstarb, sein Ausdruck wurde bitter. »Ich dachte, du würdest dich für mich freuen,
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