Rette mich
ausgerechnet meine Handtasche?« Was die Frage aufwarf, was ein Unsterblicher mit meiner Handtasche wollte.
»War es eine Designertasche?«
»Klar doch! Was sonst?«
Marcie zuckte mit den Schultern. »Nun, das war aufregend. Was jetzt? Aufgeben und mit dem Einkaufen weitermachen?«
»Ich rufe die Polizei an.«
Eine halbe Stunde später hielt ein Streifenwagen am Bordstein vor dem Silk Garden, und Detective Basso schwang sich heraus. Plötzlich wünschte ich mir, Marcies Rat beherzigt und das Ganze abgeblasen zu haben. Mein Abend hatte sich gerade deutlich verschlechtert.
Marcie und ich waren drinnen, gingen an den Fenstern auf und ab, und Detective Basso kam zu uns. In seinen Augen stand zuerst Überraschung, mich zu sehen, und als er sich mit der Hand über den Mund fuhr, war ich mir ziemlich sicher, dass er ein Lächeln verbergen wollte.
»Jemand hat meine Handtasche gestohlen«, informierte ich ihn.
»Erzähl mir das Schritt für Schritt«, sagte er.
»Ich bin in die Ankleidekabine gegangen, um Kleider für Homecoming anzuprobieren. Als ich fertig war, habe ich bemerkt, dass meine Handtasche nicht mehr auf dem Boden stand, wo ich sie abgestellt hatte. Ich kam heraus, und die Verkäuferin hat gesagt, sie hätte einen Mann damit weglaufen sehen.«
»Er hatte graues Haar und trug einen karierten Pulli«, trug die Verkäuferin hilfreich dazu bei.
»Waren Kreditkarten in der Tasche?«, fragte Detective Basso.
»Nein.«
»Bargeld?«
»Nein.«
»Gesamtwert der gestohlenen Dinge?«
»Fünfundsiebzig Dollar.« Die Handtasche hatte zwanzig gekostet, aber zwei Stunden lang in einer Schlange zu stehen, um einen neuen Führerschein zu bekommen, musste mindestens fünfzig wert sein.
»Ich werde eine Anzeige machen, aber es gibt nicht viel, was wir tun können. Im besten Fall wirft der Kerl die Tasche weg, und jemand bringt sie uns. Im schlechtesten, kauf dir eine neue Tasche.«
Marcie nahm mich beim Arm. »Sieh’s mal so«, sagte sie, wobei sie meine Hand tätschelte. »Du hast eine billige Tasche verloren, aber du kriegst ein elegantes neues Kleid.« Sie händigte mir eine Kleidertasche mit dem Silk-Garden-Logo aus. »Alles geregelt. Du kannst mir später danken.«
Ich spähte kurz in die Tasche. Das lange rote Abendkleid lag ordentlich gefaltet darin.
Ich war in meinem Zimmer und schlang ein Stück Schokoladenkuchen hinunter. Ich starrte das rote Kleid böse an, das an der Schranktür hing. Ich hatte es noch nicht anprobiert, aber ich hatte die eindeutige Vorstellung, dass ich darin Jessica aus »Falsches Spiel mit Roger Rabbit« unheimlich ähnlich sehen würde. Abgesehen von den C-Körbchen.
Ich putzte mir die Zähne, spritzte mir Wasser ins Gesicht und legte Augencreme auf. Ich sagte meiner Mutter gute Nacht, tappte den Flur entlang in mein Zimmer, zog mir einen niedlichen Schlafanzug von Victoria’s Secret an und schaltete das Licht aus.
Ich hielt mich an Patchs Ratschlag, klärte mein Bewusstsein und bereitete mich zum Schlafen vor. Patch hatte gesagt, er könnte in meine Träume kommen, aber ich müsste für die Idee offen sein. Ich war ein bisschen ungläubig und ein bisschen hoffnungsvoll. Und nicht im Geringsten dagegen. Nach diesem Abend war das Einzige, was meine Laune bessern könnte, eine Umarmung von Patch. Besser im Traum als gar nicht.
Ich lag im Bett, dachte über den Tag nach und ließ zu, dass mein Unterbewusstsein die Erinnerungen in Traumphantome verwandelte. Mein Kopf spielte mit Stückchen von Unterhaltungen, Blitzen von Farben. Plötzlich stand ich mit Patch in der Ankleide im Silk Garden. Nur hatte er in dieser Version seine Finger in meinen Hosenbund gehakt, und meine Finger verwuschelten seine Haare. Unsere Münder waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt, und ich konnte die Wärme seines Atems spüren.
Ich war beinahe vollständig in dem Traum versunken, als ich spürte, wie mir die Decke weggezogen wurde.
Ich setzte mich auf und sah Patch an meinem Bett stehen. Er trug dieselben Jeans und das weiße T-Shirt wie vorhin, und er knüllte meine Bettdecke zusammen und warf sie zur Seite.
Ein Lächeln ließ seine Augen aufleuchten. »Süße Träume?«
Ich sah mich um. Alles in meinem Zimmer war genau, wie es sein sollte. Die Tür war geschlossen, das Nachtlicht an. Meine Kleider hingen über dem Schaukelstuhl, wo ich sie gelassen hatte, und das Jessica-Rabbit-Kleid hing noch an der Schranktür. Aber obwohl es keinen sichtbaren Beweis dafür gab, kam mir irgendetwas
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