Rette mich
In seinen Augen flackerte es, seine Schultern hoben und senkten sich mit jedem Atemzug, aber ich konnte spüren, dass seine Wut nicht gegen mich gerichtet war.
»Du solltest nicht hier sein«, sagte er, und seine Stimme war rau. »Du musst aufhören, nach mir zu suchen. Du musst zurückgehen in dein Leben und das Beste daraus machen. Nicht für mich«, fügte er hinzu, als würde er meine nächste gekränkte Bemerkung erraten. »Für dich. Ich habe alles getan, um ihn von dir fernzuhalten, und werde auch weiterhin tun, was ich kann, aber ich brauche deine Hilfe.«
»So wie ich deine Hilfe brauche«, schoss ich zurück. »Ich brauche dich jetzt , Patch. Du musst zurückkommen. Ich komme mir verloren vor und habe Angst. Weißt du, dass ich mich an absolut gar nichts erinnern kann? Natürlich weißt du das«, sagte ich bitter, weil mir die Erkenntnis dämmerte. »Deshalb hast du nicht nach mir gesucht. Du weißt, dass ich mich nicht an dich erinnern kann, und das lässt dich vom Haken. Ich hätte nie gedacht, dass du es dir so leicht machen würdest. Nun, ich habe dich nicht vergessen, Patch. Ich sehe dich in allem. Ich sehe schwarze Blitze – die Farbe deiner Augen, deiner Haare. Ich spüre deine Berührungen, ich erinnere mich daran, wie du mich gehalten hast …« Ich brach ab, konnte nicht weitersprechen, weil ich das Gefühl hatte zu ersticken.
»Es ist besser, wenn du nichts weißt«, sagte Patch unbewegt. »Das ist die schlechteste Erklärung, die ich dir bisher gegeben habe, aber es gibt Dinge, die du um deiner eigenen Sicherheit willen nicht wissen darfst.«
Ich lachte auf, aber der Laut war erstickt und qualvoll. »Das war’s dann also?«
Er verringerte den Abstand zwischen uns, und als ich gerade dachte, dass er mich an sich ziehen würde, blieb er stehen, bekam sich unter Kontrolle. Ich atmete aus und versuchte, nicht zu weinen. Er lehnte seinen Ellbogen an den Türrahmen, direkt über meinem Ohr. Er roch so verheerend vertraut – nach Seife und Kräutern –, und der berauschende Duft brachte einen Ansturm so lustvoller Erinnerungen zurück, dass es diesen Augenblick nur noch schwerer zu ertragen machte. Mich überkam das Verlangen, ihn zu berühren. Meine Hände über seine Haut wandern zu lassen, zu spüren, wie sich seine Arme sicher um mich schlossen. Ich wollte, dass er meinen Nacken streichelte, wollte, dass sein Flüstern mein Ohr kitzelte, wenn er intime Dinge sagte, die nur für mich bestimmt waren. Ich wollte ihn nah, so nah, ohne den geringsten Gedanken daran, ihn jemals wieder loslassen zu müssen.
»Es ist nicht vorbei«, sagte ich. »Nach allem, was wir durchgemacht haben, hast du nicht das Recht, mich sitzenzulassen. So einfach werde ich es dir nicht machen.« Ich war mir nicht sicher, ob das eine Drohung war, ein letzter Versuch, ihm zu trotzen, oder einfach nur unvernünftige Worte, die geradewegs aus meinem gebrochenen Herzen kamen.
»Ich will dich beschützen«, sagte Patch ruhig.
Er war mir so nah. All seine Stärke und Wärme und stille Macht. Ich konnte ihm nicht entkommen, weder jetzt noch sonst jemals. Er würde immer da sein, alle meine Gedanken einnehmen, mit meinem Herz in seinen Händen. Ich wurde von Kräften zu ihm hingezogen, die ich nicht kontrollieren konnte, und entkommen konnte ich erst recht nicht.
»Aber das hast du nicht.«
Er nahm mein Kinn in seine Hand, seine Berührung war unerträglich sanft. »Glaubst du das tatsächlich?«
Ich versuchte, mich zu befreien, aber nicht bestimmt genug. Ich konnte seiner Berührung nicht widerstehen; weder damals noch jetzt oder jemals. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Kannst du mir das verdenken?«
»Meine Geschichte ist lang, und nicht viel davon ist gut. Ich kann sie nicht ausradieren, aber ich setze alles daran, nicht noch einen Fehler zu begehen. Nicht, wenn der Einsatz so hoch ist, nicht, wenn es um dich geht. Es gibt einen Plan hinter alldem hier, aber es wird seine Zeit dauern.« Dieses Mal nahm er mich in die Arme, strich mir das Haar aus dem Gesicht, und etwas in mir zerbrach unter seiner Berührung. Heiße, nasse Tränen liefen mir über die Wangen. »Wenn ich dich verliere, dann verliere ich alles«, murmelte er.
»Vor wem hast du solche Angst?«, fragte ich noch einmal.
Er legte mir die Hände auf die Schultern und neigte seine Stirn zu meiner hinunter. »Du gehörst zu mir, Engelchen. Und ich lasse nicht zu, dass irgendetwas das ändert. Du hast Recht – es ist nicht vorbei. Es ist erst ein
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