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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Handtuch hing über seiner Schulter. Unsere Blicke trafen sich, und seine vertrauten schwarzen Augen blickten tief in meine, mit Überraschung … die sich sofort in Vorsicht verwandelte.
    »Was machst du hier?«, fragte er leise.
    Patch, dachte ich, und mein Herz schlug schneller. Es ist Patch.
    Ich konnte mich nicht erinnern woher, aber ich kannte ihn. Die Brücke in meinem Bewusstsein war so zerstört wie zuvor, aber als ich ihn ansah, fügten sich kleine Stückchen zusammen. Erinnerungen, die sich anfühlten wie ein Schwarm Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich sah ein blitzartiges Bild, wie ich in Biologie neben ihm saß. Noch eines, wie er ganz nah bei mir stand und mir beibrachte, Poolbillard zu spielen. Ein weißglühender Blitz, als seine Lippen meine streiften.
    Ich hatte nach Antworten gesucht, und das hatte mich hierhergeführt. Zu Patch. Ich hatte einen Weg um meine Amnesie herum gefunden. Das hier war nicht einfach nur ein Traum: Es war ein unterbewusster Durchgang zu Patch. Jetzt verstand ich das starke Gefühl, das mich innerlich umtrieb und das nie zufrieden zu sein schien. Tief drinnen wusste ich, was mein Hirn nicht begreifen konnte. Ich brauchte Patch. Und aus welchem Grund auch immer – Schicksal, Glück, Willenskraft oder aus Gründen, die ich vielleicht nie verstehen würde – hatte ich ihn gefunden.
    Durch meinen Schock hindurch fand ich irgendwie meine Stimme wieder. »Sag du es mir.«
    Er steckte seinen Kopf zur Tür hinaus und schaute den Tunnel entlang. »Das hier ist ein Traum. Das ist dir klar, oder?«
    »Warum sorgst du dich dann, wer mir gefolgt sein könnte?«
    »Du darfst nicht hier sein.«
    Meine Worte kamen steif, wie gefroren. »Sieht aber aus, als hätte ich einen Weg gefunden, mich mit dir in Verbindung zu setzen. Schätze, das Einzige, was mir noch zu sagen bleibt, ist, dass ich mir eine freudigere Begrüßung erhofft hatte. Du hast all die Antworten, oder?«
    Er legte die Finger an den Mund. Die ganze Zeit wich sein Blick nicht von meinem Gesicht.
    »Ich hoffe, ich kann dich am Leben erhalten.«
    Mein Bewusstsein hinkte hinterher, konnte nicht genug von dem Traum verstehen, um die tiefere Botschaft zu erfassen. Der einzige Gedanke, der mich durchfuhr, war: Ich habe ihn gefunden. Nach all dieser Zeit habe ich Patch gefunden. Und anstatt genauso froh zu sein wie ich, ist das Einzige, was er empfindet – kalte Distanz.
    »Warum kann ich mich an nichts erinnern?«, fragte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. »Warum kann ich mich nicht erinnern, wie oder wann oder – oder warum du mich verlassen hast?« Ich war mir nämlich sicher, das war es, was geschehen war. Er hatte mich verlassen. Sonst wären wir jetzt noch zusammen. »Warum hast du nicht versucht, mich zu finden? Was ist mit mir passiert? Was ist mit uns passiert?«
    Patch verschränkte die Hände hinter dem Nacken und schloss die Augen. Er war schrecklich reglos, abgesehen von dem Zittern der Emotion, das unter seiner Haut aufwallte.
    »Warum hast du mich verlassen?«, schluchzte ich.
    Er richtete sich auf. »Glaubst du wirklich, ich hätte dich verlassen?«
    Davon wurde der Kloß in meinem Hals nur dicker. »Was soll ich denken? Du bist seit Monaten weg, und jetzt, wo ich dich endlich finde, kannst du mir kaum in die Augen sehen.«
    »Ich habe nur getan, was ich tun musste. Ich habe dich aufgegeben, um dir das Leben zu retten.« Sein Kiefer arbeitete, straffte sich und löste sich. »Es war keine leichte Entscheidung, aber es war die richtige.«
    »Du hast mich aufgegeben ? Einfach so? Wie lang hast du gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen? Drei Sekunden?«
    Seine Augen wurden kalt, als er sich zurückerinnerte.
    »Das war ungefähr so viel Zeit, wie ich hatte, ja.«
    Mehr Bruchstücke fügten sich zusammen. »Hat dich jemand gezwungen, mich aufzugeben? Ist es das, was du mir sagen willst? Der Patch, den ich kannte, ist vor niemandem davongerannt.« Der Schmerz, der in mir aufbrach, ließ meine Stimme lauter werden. »Ich hätte um dich gekämpft, Patch. Ich hätte gekämpft .«
    »Und hättest verloren. Wir waren umstellt. Er hat dein Leben bedroht, und er hätte seine Drohung wahr gemacht. Er hatte dich, und das bedeutete, dass er auch mich hatte.«
    »Er? Wer ist er?«
    Erneut Stille.
    »Hast du auch nur einmal versucht, mich zu finden? Oder war es so einfach …« – meine Stimme brach – »… mich gehen zu lassen?«
    Patch peitschte das Handtuch von seiner Schulter und warf es zur Seite.

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