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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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während ich verschwunden war?
    »Sicher.« Ich griff mir eine Banane aus der Obstschale und ging zur Haustür.
    »Können wir darüber sprechen?« Ihre nackten Füße tappten über den Holzfußboden, als sie mir folgte. »Kannst du mich wenigstens anhören?«
    »Scheint, als wär’s ein bisschen spät für die Lass-uns-darüber–sprechen–Party.«
    »Nora!«
    »Was?«, schnauzte ich und wirbelte herum. »Was soll ich denn sagen? Dass ich mich für dich freue? Nun, das tue ich nicht. Wir haben uns immer über die Millars lustig gemacht. Wir haben gewitzelt, dass Marcies kleines Verhaltensproblem an einer Quecksilbervergiftung liegen muss, von den ganzen teuren Meeresfrüchten, die ihre Familie immer isst. Und jetzt gehst du mit ihm?«
    »Ja, mit ihm. Nicht mit Marcie.«
    »Das ist mir ganz egal! Hast du wenigstens gewartet, bis die Tinte auf der Scheidungsurkunde getrocknet war? Oder hast du dich an ihn rangemacht, als er noch mit Marcies Mom verheiratet war, denn drei Monate kommen mir doch reichlich schnell vor.«
    »Das brauche ich dir nicht zu sagen!« Wohl, weil sie bemerkt hatte, wie rot sie im Gesicht geworden war, beruhigte sie sich damit, ihren Nacken zu kneten. »Hast du das Gefühl, ich würde deinen Vater betrügen? Glaube mir, ich habe mich schon genug gequält, habe mich gefragt, ob nicht jeder Zeitpunkt vor der Ewigkeit zu früh ist, um weiterzugehen. Aber er hätte gewollt, dass ich glücklich bin. Er hätte nicht gewollt, dass ich Trübsal blase und mich eine Ewigkeit lang selbst bemitleide.«
    »Weiß Marcie davon?«
    Sie zuckte wegen des plötzlichen Übergangs zusammen.
    »Was? Nein. Ich glaube nicht, dass Hank es ihr schon gesagt hat.«
    Mit anderen Worten, im Moment musste ich nicht in der Angst leben, dass Marcie sich für die Entscheidungen unserer Eltern an mir rächen würde. Wenn sie allerdings die Wahrheit herausfände, dann würde ihre Vergeltung schnell, erniedrigend und brutal sein, das war mir jetzt schon klar. »Ich bin spät dran für die Schule.« Ich durchwühlte die Schale auf dem Tisch im Eingang. »Wo sind meine Schlüssel?«
    »Sie sollten da drin sein.«
    »Mein Hausschlüssel ist da. Wo ist der Schlüssel zum Fiat?«
    Sie drückte ihr Nasenbein. »Ich habe den Fiat verkauft.«
    Ich blitzte sie voller Wut an. »Verkauft? Wie bitte?« Zugegeben, in der Vergangenheit hatte ich ausdrücklich gesagt, wie sehr ich den blätternden braunen Lack des Fiat hasste, seine abgenutzten weißen Ledersitze und die unpassende Gewohnheit des Schalthebels, aus dem Gang zu rutschen. Aber trotzdem. Es war mein Auto. Hatte meine Mutter mich nach meinem Verschwinden so schnell aufgegeben, dass sie meine Besitztümer übers Internet verhökert hatte? »Was sonst noch?«, wollte ich wissen. »Was hast du sonst noch verkauft, während ich weg war?«
    »Ich habe ihn verkauft, bevor du verschwunden bist«, murmelte sie mit niedergeschlagenen Augen.
    Ein Kloß saß in meinem Hals. Das bedeutete, ich hatte einmal gewusst, dass sie mein Auto verkauft hatte, konnte mich aber jetzt nicht mehr daran erinnern. Es war eine schmerzliche Erinnerung daran, wie hilflos ich in Wirklichkeit war. Ich konnte mich nicht einmal mit meiner Mutter unterhalten, ohne wie ein Idiot dazustehen. Statt mich zu entschuldigen, riss ich die Haustür auf und stiefelte die Treppe hinunter.
    »Wessen Auto ist das?«, fragte ich und stoppte. Ein weißes Volkswagen-Cabriolet stand auf der Betonplatte, wo gewöhnlich der Fiat seinen Platz gehabt hatte. Es sah aus, als stünde es da immer. Möglicherweise hatte es schon gestern, als wir aus dem Krankenhaus gekommen waren, dagestanden, aber da war ich kaum in der Stimmung gewesen, meine Umgebung wahrzunehmen. Das andere Mal, wo ich das Haus verlassen hatte, war gestern Nacht gewesen, und da war ich durch die Hintertür hinausgegangen.
    »Deines.«
    »Was meinst du damit, meines?« Ich blickte sie finster an, wobei ich meine Augen gegen die Morgensonne abschirmte.
    »Scott Parnell hat es dir geschenkt.«
    »Wer?«
    »Seine Familie ist Anfang dieses Sommer zurück in die Stadt gezogen.«
    »Scott?«, wiederholte ich und durchwühlte mein Langzeitgedächtnis, weil der Name mir vage bekannt vorkam. »Der Junge aus meiner Kindergartengruppe? Der vor Jahren nach Portland gezogen ist?«
    Mom nickte müde.
    »Wie konnte er mir ein Auto schenken?«
    »Ich hatte nie Gelegenheit, dich zu fragen. Du bist in der Nacht verschwunden, in der er es dir gebracht hat.«
    »Ich bin in derselben Nacht

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