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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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und mich vor dem Leben drücke. Ich gehe heute in die Schule, und damit hat es sich.« Ich sagte das ganz sachlich, aber mein Herz hatte einen dieser Schwindelanfälle. Ich schob das Gefühl von mir und sagte mir, dass es der einzige Weg war, der mir einfiel, um wenigstens den Anschein von Normalität zurückzubekommen.
    »Schule?« Meine Mutter hatte sich jetzt ganz herumgedreht, Erdbeeren und Haferbrei längst vergessen.
    »Nach dem Kalender an der Wand ist heute der neunte September.« Als Mom nichts erwiderte, setzte ich hinzu: »Die Schule hat vor zwei Tagen angefangen.«
    Sie presste die Lippen zu einer geraden Linie aufeinander. »Das ist mir bewusst.«
    »Wenn die Schule schon angefangen hat, sollte ich dann nicht dort sein?«
    »Ja, irgendwann schon.« Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab. Sah mich an, als würde sie zögern oder über ihre Wortwahl nachdenken. Ich wünschte, dass sie, was auch immer es war, es einfach ausspucken würde. Gerade jetzt war mir eine heiße Diskussion wesentlich lieber als kühle Sympathie.
    »Seit wann hast du denn nichts mehr gegen Schuleschwänzen?«, sagte ich, um sie zu ärgern.
    »Ich will dir nicht vorschreiben, wie du dein Leben führen sollst, aber ich glaube, du solltest es langsamer angehen.«
    »Langsamer? Ich kann mich an nichts in den letzten Monaten meines Lebens erinnern. Ich werde es nicht langsamer angehen und zulassen, dass mir die Dinge noch weiter entgleiten. Die einzige Art und Weise, wie ich mit dem, was passiert ist, besser zurechtkommen kann, ist, indem ich mein Leben wieder in die Hand nehme. Ich gehe jetzt zur Schule. Und dann gehe ich mit Vee Doughnuts essen oder was auch immer für Junkfood sie heute möchte. Und dann komme ich nach Hause und mache meine Hausaufgaben. Und dann schlafe ich ein, während ich Dads alte Schallplatten höre. Es gibt so vieles, das ich nicht mehr weiß. Die einzige Art, wie ich die ganze Sache überleben kann, ist, mich an dem festzuhalten, das ich kenne.«
    »Es hat sich viel verändert, während du weg warst.«
    »Meinst du, das wüsste ich nicht?« Ich hatte nicht vorgehabt, so über sie herzufallen, aber ich konnte nicht verstehen, wie sie dort stehen und mir einen Vortrag halten konnte. Wer war sie, dass sie meinte, mir Ratschläge erteilen zu können? Hatte sie jemals etwas annähernd Ähnliches erlebt? »Glaube mir, ich verstehe das. Und ich habe Angst. Ich weiß, ich kann nicht mehr zurück, und das jagt mir einen Schrecken ein. Aber gleichzeitig …« Wie sollte ich es ihr erklären, wenn ich es mir nicht einmal selbst erklären konnte? Damals war sicher. Damals hatte ich alles unter Kontrolle. Wie sollte ich vorwärtsspringen, wenn mir der feste Boden unter den Füßen weggezogen worden war?
    Sie stieß einen langen, erschöpften Seufzer aus. »Hank Millar und ich sind zusammen.«
    Ihre Worte trieben durch mich hindurch. Ich starrte sie an, fühlte, wie meine Stirn sich verwirrt in Falten legte. »Entschuldige, was?«
    »Es ist passiert, während du weg warst.« Sie hielt sich mit einer Hand an der Arbeitsplatte fest, und es sah aus, als wäre das das Einzige, was sie aufrecht hielt.
    »Hank Millar?« Zum zweiten Mal in wenigen Tagen brauchte mein Verstand etwas länger, um ein Netz um diesen Namen zu legen.
    »Er ist jetzt geschieden.«
    »Geschieden? Ich war nur drei Monate weg.«
    »All diese endlosen Tage, ohne zu wissen, wo du warst, ob du überhaupt noch am Leben warst … er war alles, was ich hatte, Nora.«
    »Marcies Vater?« Ich blinzelte sie an, fassungslos. Mir war, als könnte ich mir keinen Weg durch den Nebel bahnen, der sich von Ohr zu Ohr in mein Hirn gelegt hatte. Meine Mutter ging mit dem Vater des einzigen Mädchens, das ich je gehasst hatte? Des Mädchens, das mein Auto mit einem Schlüssel zerkratzt hatte, mein Schließfach mit Eiern beworfen und mich »Nora die Nutte« genannt hatte?
    »Wir sind früher schon mal miteinander ausgegangen. In der Schule und auf der Universität. Bevor ich deinen Vater kennengelernt habe«, fügte sie hastig hinzu.
    »Du«, sagte ich und presste endlich Lautstärke in meine Stimme, »und Hank Millar?«
    Sie fing an, sehr schnell zu sprechen. »Ich weiß, du gerätst jetzt in Versuchung, ihn nach deiner Meinung über Marcie zu beurteilen, aber er ist tatsächlich ein sehr lieber Kerl. So aufmerksam und großzügig und romantisch.« Sie lächelte, dann lief sie aus Verlegenheit rot an.
    Ich war außer mir. Das hatte meine Mutter also beschäftigt,

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