Rette mich

den Kopf in den Nacken und lachte, aber ich hatte die verärgerten Linien um seine Augen nicht übersehen. »Du hast da eine ganz schöne Geschäftemacherin, Blythe. Mein Instinkt sagt mir, dass sie nicht deine liebe, bescheidene Natur geerbt hat.«
    Mom sagte: »Sei nicht unverschämt, Nora. Jetzt machst du viel Lärm um nichts. An einem Abend mit uns zu fahren wird dich schon nicht umbringen.«
    Ich sah Hank an in der Hoffnung, dass er meine Gedanken lesen konnte. Sei dir da nicht so sicher.
    »Wir müssen los«, sagte Mom. »Wir haben für acht Uhr reserviert und wollen unseren Tisch nicht verlieren.«
    Noch bevor ich ein anderes Argument anbringen konnte, hatte Hank die Haustür geöffnet und Mom und mich nach draußen manövriert. »Ah, das ist also dein Auto, Nora? Der Volkswagen?«, fragte er und sah in Richtung Auffahrt. »Nächstes Mal, wenn du eines suchst, komm bei meinem Gebrauchtwagenhandel vorbei. Ich hätte einen Celica Cabrio für denselben Preis für dich gefunden.«
    »Es war das Geschenk eines Freundes«, erklärte Mom.
    Hank stieß einen leisen Pfiff aus. »Einen guten Freund hast du da.«
    »Sein Name ist Scott Parnell«, sagte Mom. »Alter Freund der Familie.«
    »Scott Parnell«, grübelte Hank und wischte sich mit der Hand über den Mund. »Der Name kommt mir bekannt vor. Kennst du seine Eltern?«
    »Seine Mutter, Lynn, wohnt drüben in der Deacon Road, aber Scott hat die Stadt im Sommer verlassen.«
    »Interessant«, murmelte Hank. »Irgendeine Ahnung, wo er gelandet sein könnte?«
    »Irgendwo in New Hampshire. Kennst du Scott?«
    Hank verneinte ihre Nachfrage mit einem Kopfschütteln. »New Hampshire ist das Land Gottes«, murmelte er anerkennend. Seine Stimme war so glatt, dass es wehtat.
    Genauso lästig war die Tatsache, dass er als Moms jüngerer Bruder hätte durchgehen können. Wirklich und wahrhaftig. Er hatte Bartwuchs, einen feinen Flaum, der den Großteil seines Gesichts bedeckte, aber überall, wo ich es sehen konnte, hatte er tadellose straffe Haut und ganz wenig Falten. Ich hatte schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass meine Mutter irgendwann wieder anfangen würde, mit jemandem auszugehen, und dass sie vielleicht sogar wieder heiraten würde, aber ich wollte einen distinguierten Ehemann für sie. Hank Millar sah aus wie ein Verbindungsstudent, der sich mit einem haigrauen Anzug tarnte.
    Bei Coppersmith’s parkte Hank auf dem hinteren Parkplatz. Als wir ausstiegen, zirpte mein neues Handy. Ich hatte Vee meine neue Nummer gesimst, bevor wir weggefahren waren, und es schien, als hätte sie sie bekommen.
    BABY! ICH BIN BEI DIR ZU HAUSE. WO BIST DU?
    »Ich komme gleich nach«, sagte ich zu Mom und Hank. » SMS «, erklärte ich, wobei ich mit meinem Handy winkte.
    Mom warf mir einen düsteren Blick zu, der besagte: Beeil dich , dann nahm sie Hanks Arm und ließ sich von ihm in Richtung der Restauranttüren führen.
    Ich tippte eine Antwort an Vee ein.
    RATE MAL, WO ICH BIN.
    TIPP? , schrieb sie zurück.
    SCHWÖRST DU, DASS DU’S KEINEM SAGST?
    MUSST DU DAS FRAGEN?
    Ich schrieb widerstrebend: @ESSEN MIT MARCIES VATER.
    #?@#$?!&
    MEINE MUTTER GEHT MIT IHM AUS.
    VERRÄTER! WENN SIE HEIRATEN, SIND DU UND MARCIE …
    KÖNNTE STATTDESSEN EIN BISSCHEN TROST GEBRAUCHEN!
    WEIß ER, DASS DU MIR SIMST?, fragte Vee .
    NEIN. SIE SIND DRINNEN. ICH BIN AUF DEM PARKPLATZ VOM COPPERSMITH’S.
    DER ZUHÄLTER. ZU GUT FÜR APPLEBEE’S, SCHEINT MIR.
    ICH WERDE DAS TEUERSTE BESTELLEN, WAS AUF DER KARTE STEHT. WENN ALLES GUT GEHT, DANN WERD ICH IHM SEINEN DRINK INS GESICHT KIPPEN.
    HA! MACH DIR NICHT DIE MÜHE: ICH KOMM UND HOL DICH AB: WIR MÜSSEN WAS ZUSAMMEN MACHEN. ZU LANGE HER. MUSS DICH SEHEN!
    ES STINKT ZUM HIMMEL! , schrieb ich zurück. ICH MUSS HIERBLEIBEN: MOM IST AUF DEM KRIEGSPFAD.
    LÄSST DU MICH IM STICH?
    FAMILIÄRE VERPFLICHTUNGEN. SEI NICHT SO STRENG MIT MIR.
    HAB ICH SCHON GESAGT, DASS ICH DICH UNBEDINGT SEHEN MUSS?
    ICH DICH AUCH. DU BIST DIE ALLERBEsTE, DAS WEIßT DU, ODER?
    KLAR.
    SEH DICH MORGEN @ENZO’S ZUM ESSEN? MITTAG?
    ABGEMACHT.
    Ich legte auf, überquerte den gekiesten Parkplatz und ging hinein. Die Beleuchtung war schummrig, die Dekoration maskulin und urig mit Ziegelmauern, roten Ledernischen und Kandelabern aus Hirschgeweihen. Ein Geruch von brutzelndem Fleisch lag schwer in der Luft, und die Fernseher über der Theke trompeteten die neuesten Sport-Nachrichten heraus.
    »Meine Gruppe ist vor ein paar Minuten hereingekommen«, sagte ich der Empfangsdame. »Die