Rette mich
Vees entfernt liegen blieben.
Sie zog sich zurück und spannte ihren Rücken an. »Pläne, die dich nicht mit einschließen.«
Okay, nicht ausdruckslos. Ich sah sie von der Seite an, versuchte, ihren Blick lang genug aufzufangen, um sie ohne Worte zu fragen: Was ist denn los?, aber sie war zu beschäftigt, Owen niederzustarren.
»Wenn es dir nichts ausmacht«, sagte sie und drückte damit unmissverständlich aus, dass die beiden verschwinden sollten.
Owen und Joey wechselten kurze, verblüffte Blicke.
»Erinnerst du dich noch, wir hatten in der siebten Klasse zusammen Sport. Du warst meine Badmintonpartnerin. Du warst spitze in Badminton. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir das Klassenturnier gewonnen.« Er hob die Hand, um sie abzuklatschen.
»Keine Lust, den Pfad der Erinnerung mit dir zu beschreiten.«
Joey ließ seine Hand langsam unter den Tisch sinken. »Äh, in Ordnung. Seid ihr sicher, dass wir euch beide nicht auf eine Limonade oder so einladen können?«
»Damit du sie mit GHB versetzen kannst? Nein danke. Außerdem haben wir schon was zu trinken, was du auch bemerkt haben könntest, wenn du auf was anderes starren würdest als auf unsere Brüste.« Sie rasselte mit ihrem Eismokka vor seinem Gesicht herum.
»Vee«, sagte ich leise. Erstens hatten weder Owen noch Joey irgendwo hingesehen, was auch nur in der Nähe des Ortes lag, von dem Vee sprach, und zweitens: Was war mit ihr los?
»Ähm … okay. Entschuldigt die Störung«, sagte Owen und kam ungeschickt auf die Füße. »Wir dachten bloß …«
»Falsch gedacht«, schnappte Vee. »Was immer ihr für bösartige Hintergedanken habt, da wird nichts draus.«
»Bösartige was?«, wiederholte Owen, schob seine Brille noch einmal hoch und blinzelte wie eine Eule.
»Wir haben verstanden«, sagte Joey. »Wir hätten nicht dazwischenplatzen sollen. Mädchengespräche. Ich weiß Bescheid, ich habe Schwestern«, sagte er wissend.
»Nächstes Mal, äh, fragen wir erst?«
»Es wird kein nächstes Mal geben«, sagte Vee. »Nora und ich …« – sie zeigte mit dem Daumen abwechselnd auf uns beide – »… wollen mit euren Geschäften nichts zu tun haben.«
Ich räusperte mich, versuchte erfolglos herauszufinden, wie diese Situation noch so weit zu retten war, dass sie wenigstens auf einem positiven Akkord endete. Da mir nichts anderes mehr einfiel, tat ich das Einzige, was ich konnte. Mit einem entschuldigenden Lächeln sagte ich zu Owen und Joey: »Danke, Jungs, habt noch einen schönen Tag.« Es klang wie eine Frage.
»Ja, danke für nichts«, rief Vee ihnen nach, als sie gingen, ihre Gesichter völlig verwirrt.
Als sie außer Hörweite waren, fragte sie: »Was ist bloß mit den Jungs von heute los? Sie glauben, sie könnten einfach rüberkommen, ein hübsches Lächeln aufsetzen und wir schmelzen dahin? Oh-ooh. Kommt gar nicht in die Tüte. Wir nicht. Wir sind zu klug dafür. Die können ihre romantische Masche woanders abziehen, herzlichen Dank.«
Ich räusperte mich. »Woah.«
»Sag nicht ›woah‹ zu mir. Ich weiß, du hast diese Jungs auch sofort durchschaut.«
Ich kratzte mich an der Augenbraue. »Also ich persönlich glaube, sie wollten sich einfach nur unterhalten … aber was weiß ich denn schon«, fügte ich schnell hinzu, als sie mir einen vernichtenden Blick zuwarf.
»Wenn ein Kerl plötzlich aus dem Nichts auftaucht und sofort seinen Charme spielen lässt, dann ist das Fassade. Es gibt immer ein tieferliegendes Motiv. So viel weiß ich.«
Ich sog an meinem Strohhalm. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Ich würde weder Owen noch Joey jemals wieder in die Augen sehen können, aber vielleicht hatte Vee einen schlechten Tag. Vielleicht hatte sie schlechte Laune. Wenn ich Lifetime-Original-Filme gesehen hatte, brauchte ich auch immer ein oder zwei Tage, um nicht mehr zu denken, dass der nette Junge von nebenan in Wirklichkeit ein Massenmörder war. Vielleicht machte Vee gerade eine ähnliche Zurück-in-die-Wirklichkeit-Phase durch.
Ich wollte sie gerade direkt fragen, als mein Handy zirpte.
»Lass mich raten«, sagte Vee. »Das ist dann wohl deine Mutter mit ihrem Kontrollanruf. Ich war schon überrascht, dass sie dich überhaupt aus dem Haus gelassen hat. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass sie mich nicht mag. Für eine Weile, glaube ich, dachte sie sogar, dass ich irgendwie was mit deinem Verschwinden zu tun hätte.« Sie ließ ein geringschätziges Schnauben hören.
»Sie mag dich, sie versteht dich nur
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