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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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ein ängstliches Gesicht sie machte, blieb sie vor meinem Toilettentisch stehen und untersuchte lässig eine Parfümflasche. »Vielleicht hat er ja eine Uniform mit einem Logo getragen? Oder nur eine einzige Farbe? Wie zum Beispiel … Schwarz?« Sie führte mich eindeutig irgendwohin, aber warum?
    »Er trug ein weißblaues Baseballhemd und Jeans.«
    Sorgenfalten formten deutliche Klammern um ihren Mund, der sich nachdenklich verzogen hatte.
    »Was verschweigst du mir?«, fragte ich.
    Die Sorgenfalten wanderten zu ihren Augen hinauf.
    »Was weißt du?«, wollte ich wissen.
    »Es gab da einen Jungen«, fing sie an.
    Ich setzte mich etwas aufrechter hin. »Was für einen Jungen?« Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob sie von Jev sprach. Ich erwischte mich dabei, dass ich es hoffte. Ich wollte mehr über ihn wissen. Ich wollte alles über ihn wissen.
    »Er ist ein paar Mal hier gewesen. Er war immer schwarz angezogen«, sagte sie mit offensichtlichem Abscheu. »Er war älter und – versteh mich bitte nicht falsch, aber ich konnte mir nicht vorstellen, was er an dir fand. Er hatte die Schule abgebrochen, hatte ein Problem mit Glücksspiel und arbeitete als Aushilfe im Borderline. Ich meine, um Gottes willen! Ich habe nichts gegen Aushilfskellner, aber es war schon beinahe lächerlich. Als dächte er, du würdest für immer in Coldwater bleiben. Er konnte sich nicht im Geringsten in deine Träume hineinversetzen und ihnen schon gar nicht folgen. Ich wäre doch sehr überrascht gewesen, wenn er die Entschlossenheit gehabt hätte, auf die Universität zu gehen.«
    »Mochte ich ihn?« Ihre Beschreibung klang nicht nach Jev, aber ich war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben.
    »Wohl kaum! Du hast dich jedes Mal, wenn er anrief, von mir entschuldigen lassen. Am Ende hatte er es begriffen und hat dich in Ruhe gelassen. Die ganze Angelegenheit hat nicht lange gedauert. Ein paar Wochen höchstens. Ich habe ihn nur erwähnt, weil mir irgendetwas an ihm merkwürdig vorkam. Und ich habe mich immer gefragt, ob er vielleicht etwas von deiner Entführung wusste. Ich will nicht dramatisieren, aber es kam mir vor, als hätte sich seit dem Tag, an dem du ihn getroffen hast, eine dunkle Wolke über dein Leben gelegt.«
    »Was ist mit ihm geschehen?« Ich bemerkte, dass mein Herz mit doppelter Geschwindigkeit schlug.
    »Er hat die Stadt verlassen.« Sie schüttelte den Kopf. »Siehst du? Er kann es nicht gewesen sein. Ich habe Panik bekommen, das ist alles. Ich würde mir über ihn keine Gedanken machen«, fügte sie hinzu, kam herüber und tätschelte mir das Knie. »Inzwischen ist er wahrscheinlich am anderen Ende des Landes.«
    »Wie hieß er?«
    Sie zögerte nur einen Moment lang. »Weißt du, ich kann mich nicht erinnern. Etwas mit P. Peter vielleicht.« Sie lachte lauter als nötig. »Ich nehme an, das beweist nur, wie unwichtig er war.«
    Ich lächelte geistesabwesend über ihren Witz, hörte aber währenddessen, wie Jevs Stimme durch mein Bewusstsein rumorte.
    Wir haben uns vor fünf Monaten getroffen, und ich habe dir von dem Moment an, als du mich zum ersten Mal gesehen hast, nur Schlechtes gebracht.
    Wenn Jev und dieser mysteriöse Junge aus der Vergangenheit ein und derselbe waren, dann hatte mir jemand nicht die gesamte Geschichte erzählt. Vielleicht war Jev ein Problem. Vielleicht war es nur zu meinem Besten, in die andere Richtung davonzulaufen.
    Aber etwas sagte mir, dass es nicht daran lag, weil er ein so abgebrühter und distanzierter Typ war, wie er mir versuchte weiszumachen. Genau vor der Halluzination hatte ich gehört, wie er sagte: Du solltest nicht mehr in die Sache verwickelt werden. Nicht einmal ich kann dich beschützen.
    Meine Sicherheit bedeutete ihm etwas. Seine Taten heute Nacht bewiesen das. Und Taten sprechen lauter als Worte, sagte ich mir grimmig.
    Was nur noch zwei Fragen offenließ. Worin sollte ich nicht mehr verwickelt werden? Und wer von den beiden – Jev oder meine Mutter – log?
    Wenn sie sich einbildeten, dass ich untätig, mit den Händen im Schoß dasitzen würde, das perfekte Modell eines süßen, uninformierten kleinen Mädchens, dann waren sie nicht so schlau, wie sie dachten.

Dreizehn
    A m Samstagmorgen war ich früh wach, zog mir ein paar Baumwollshorts und ein Trägerhemd an und ging laufen. Es fühlte sich merkwürdig beflügelnd an, meine Füße auf den Asphalt zu schlagen und alle meine augenblicklichen Sorgen auszuschwitzen. Ich tat mein Bestes, nicht über gestern

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