Rette mich
erfahren und hatte den ganzen Charme von 1984. Und das Beste war, ich hatte keinen Pfennig dafür bezahlt.
Nachdem ich für ein paar Dollar Sprit in den Tank gepumpt hatte, fuhr ich zu Enzo’s hinüber. Ich richtete mein Haar im Schaufenster und ging hinein.
Ich nahm meine Sonnenbrille ab und sonnte mich in der eindrucksvollen Dekoration. Enzo’s war völlig neu hergerichtet worden, seit ich mich zuletzt daran erinnerte. Eine breite Treppe führte zur vorderen Bar und einem runden, tiefer gelegenen Restaurant. Zwei Laufstege breiteten sich auf jeder Seite der Rezeption aus, bedeckt mit industriellen Aluminiumtischen, die teilweise klassisch und teilweise modern waren. Aus der Stereoanlage klang Bigband-Musik, und einen Moment lang dachte ich, ich hätte mich in der Epoche geirrt und wäre in einer illegalen Kaschemme gelandet.
Um sich größer zu machen, kniete Vee auf ihrem Stuhl und ließ ihren Arm wie einen Propeller über dem Kopf kreisen. »Mädchen! Hier drüben!«
Sie traf mich auf halbem Weg den Laufsteg zu meiner Rechten hinunter und zog mich in eine Umarmung. »Ich habe Eismokkas bestellt und einen Teller Doughnuts mit Puderzucker. Mensch, haben wir viel zu besprechen. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber zum Teufel mit der Überraschung. Ich habe eineinhalb Kilo abgenommen. Kannst du es sehen?« Sie wirbelte vor mir herum.
»Du siehst toll aus«, sagte ich zu ihr und meinte es auch so. Nach all der Zeit waren wir endlich wieder zusammen. Sie hätte auch fünf Kilo zugenommen haben können, und ich hätte sie immer noch total schön gefunden.
»Im Self Magazin steht, dass Kurven ein Herbsttrend sind, ich fühle mich also richtig selbstbewusst«, sagte sie und ließ sich in ihren Stuhl fallen. Wir saßen an einem Tisch, der für vier gedeckt war, aber statt den Stuhl ihr gegenüber zu nehmen, setzte ich mich direkt neben sie. »So«, sagte sie und beugte sich verschwörerisch zu mir. »Erzähl mir von gestern Abend. Heiliger Bimbam. Ich kann es nicht glauben, deine Mutter und Hanky Panky.«
»Hanky Panky?«
»Wir nennen ihn Hanky Panky. Es passt so gut, dass es schon wehtut.«
»Ich finde, wir sollten ihn den Verbindungsstudenten nennen.«
»Das ist es ja genau, was ich meine!«, sagte Vee und schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Wie alt, meinst du, ist er? Fünfundzwanzig? Vielleicht ist er in Wirklichkeit Marcies älterer Bruder. Vielleicht hat er einen Ödipuskomplex, und Marcies Mutter ist seine Mutter und seine Frau!«
Ich lachte so heftig, dass ich aus Versehen prustete. Was uns nur noch hysterischer machte.
»Okay, hör auf«, sagte ich, legte meine Hände auf die Oberschenkel und versuchte ein ernstes Gesicht aufzusetzen. »Das ist gemein. Was, wenn Marcie hereinkäme und uns hören würde?«
»Was soll sie dagegen tun? Mich mit ihrem geheimen Vorrat an Abführmitteln vergiften?«
Bevor ich antworten konnte, wurden die beiden verbleibenden Stühle an unserem Tisch zurückgezogen, und Owen Seymour und Joseph Mancusi setzten sich zu uns. Ich kannte beide Jungen aus der Schule. Owen war letztes Jahr mit mir und Vee in Biologie gewesen. Er war groß und drahtig und trug eine gelehrtenhaft aussehende schwarze Brille und Ralph-Lauren-Polohemden. In der sechsten Klasse hatte er mich geschlagen, als es darum ging, wer unseren Jahrgang im stadtweiten Buchstabierwettbewerb vertreten sollte. Nicht, dass ich ihm das nachtrug. Mit Joseph – oder Joey, wie wir ihn nannten – hatte ich seit Jahren nicht mehr in einem Kurs gesessen, aber wir kannten uns seit der Grundschule; sein Vater war der einzige Chiropraktiker in Coldwater. Joey bleichte sein Haar, trug sogar im Winter Flipflops und spielte die Trommel in der Marschkapelle. Ich wusste, dass Vee in der Mittelstufe in ihn verliebt gewesen war.
Owen schob seine Brille die Nase hinauf und lächelte freundlich. Ich bereitete mich auf eine Serie von Fragen zu meiner Entführung vor, aber er sagte einfach mit etwas nervöser Stimme: »Wir haben euch hier sitzen sehen und dachten, wir könnten, äh, mal rüberschlendern.«
»Hey, was für ein Zufall.« Vees kurz angebundener Ton machte mich stutzen. Nicht typisch für Vee, die gerne flirtete, aber vielleicht versuchte sie es jetzt auf die ausdruckslose Art? »Und was meinst du mit ›rüberschlendern‹? Wer redet denn überhaupt noch so?«
»Äh, habt ihr Pläne für den Rest des Wochenendes?«, fragte Joey und faltete seine Hände auf dem Tisch, wo sie ein paar Zentimeter von
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