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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Gewohnheitsmäßig zur Höhle zu kommen, war zu gefährlich, behauptete er. Er würde mich stattdessen aufsuchen.
    Auf der Fahrt nach Hause dachte ich nach. Ich ging alles durch, was Scott mir erzählt hatte. Ein merkwürdiges Gefühl brodelte in mir. Rachegefühle vielleicht. Oder Hass in seiner reinsten Form. Ich hatte nicht genug Beweise, um mit Sicherheit sagen zu können, dass Hank hinter meiner Entführung steckte, aber ich hatte Scott mein Wort gegeben, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun würde, um der Frage auf den Grund zu gehen. Und mit »Grund« meinte ich, dass, wenn Hank irgendetwas damit zu tun hatte, ich ihn dafür bezahlen lassen würde.
    Und dann war da noch Patch. Mein angeblicher Exfreund. Ein geheimnisvoller Typ, der bei uns beiden, Marcie und mir, einen starken Eindruck hinterlassen hatte und dann spurlos verschwunden war. Ich konnte mir schon vorstellen, einen Freund zu haben, aber wenn ich das tat, dann dachte ich an einen netten, normalen Jungen, der seine Mathehausaufgaben rechtzeitig abgab und dessen Hobby vielleicht sogar Basketball war. Eine blitzsaubere Beschreibung, die das genaue Gegenteil von allem war, was ich über Patch wusste. Was nicht viel war.
    Ich musste einen Weg finden, das zu ändern.
    Am Farmhaus fand ich einen Klebezettel auf der Anrichte. Meine Mutter war für den Abend mit Hank aus. Abendessen, gefolgt vom Symphonieorchester in Portland. Der Gedanke an sie mit Hank allein ließ meine Eingeweide rumoren, aber Scott hatte Hank Millar lange genug beobachtet, um zu wissen, dass er mit meiner Mutter ausging, und er hatte mich klar gewarnt: Ich durfte unter gar keinen Umständen preisgeben, was ich wusste. Keinem von beiden. Hank glaubte, dass er uns alle zum Narren hielt, und es war das Beste, ihn in dem Glauben zu belassen. Ich musste darauf vertrauen, dass meine Mutter, zumindest für den Augenblick, in Sicherheit war.
    Ich überlegte, ob ich Vee anrufen sollte, um ihr zu sagen, dass ich wusste, dass sie mich angelogen hatte, was Patch betraf, aber mir war mehr nach passiv-aggressiv. Ich würde einen Tag lang überhaupt nicht mit ihr sprechen und sie darüber brüten lassen, was sie getan hatte. Ich würde sie erst dann damit konfrontieren, wenn ich wusste, dass sie genug Panik schob, um endlich die Wahrheit zu sagen – und diesmal wirklich. Ihr Betrug tat mir weh, und zu ihrem Wohl hoffte ich, dass sie eine sehr gute Erklärung dafür hatte.
    Ich riss einen Becher Schokoladenpudding auf und aß ihn vor dem Fernseher, wobei ich Wiederholungen von Fernsehkomödien dazu benutzte, um die Zeit totzuschlagen. Schließlich zeigte die Uhr elf, und ich tappte nach oben in mein Zimmer. Ich schälte mich aus meinen Kleidern, und als ich meinen Schal an seinen Platz in der Schublade zurücklegen wollte, bemerkte ich wieder die schwarze Feder. Sie hatte einen seidigen Glanz, der mich an die Farbe von Jevs Augen erinnerte. Ein Schwarz, so endlos, dass es auch den letzten Lichtpartikel noch aufnahm. Ich erinnerte mich, wie ich neben ihm im Tahoe gefahren war, und obwohl Gabe genau dort war, hatte ich keine Angst gehabt. Jev hatte dafür gesorgt, dass ich mich sicher fühlte, und ich wünschte, ich hätte eine Möglichkeit, das Gefühl in eine Flasche zu füllen und es immer dann, wenn ich es brauchte, hervorzuholen.
    Am allermeisten wünschte ich mir, Jev wiederzusehen.
    Ich hatte gerade von Jev geträumt, als ich meine Augen aufschlug. Das Knirschen von Holz war in meinen Schlaf gedrungen und hatte mich aufgeweckt. Ein schattenhafter Umriss hockte in meinem Fenster und blendete das Mondlicht aus. Der Umriss sprang herein und landete leise wie eine Katze in meinem Zimmer.
    Ich schnellte in eine sitzende Haltung hoch, und all mein Atem verließ mich mit einem whoosh.
    »Schscht«, murmelte Scott mit einem Finger auf den Lippen. »Weck deine Mutter nicht auf.«
    »W-was machst du hier?«, brachte ich schließlich stammelnd heraus.
    Er zog das Fenster hinter sich zu. »Ich hab dir doch gesagt, ich würde dich bald besuchen.«
    Ich ließ mich zurück auf mein Bett fallen und versuchte, zu meinem normalen Herzschlag zurückzufinden. Ich hatte zwar nicht gerade mein Leben vor meinen Augen vorüberziehen sehen, aber ich war doch peinlich nah daran gewesen, zu schreien so laut ich konnte. »Du hast vergessen, mir zu sagen, dass das bedeutet, in mein Zimmer einzubrechen.«
    »Ist Hank hier?«
    »Nein. Er ist mit meiner Mutter weg. Ich bin eingeschlafen, aber ich hab sie noch nicht

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