Rette mich
nach jemandem, der stark genug war, um jemandes Bewusstsein zu verändern oder, wie Scott es ausdrückte, Erinnerungen auszulöschen. Die Übereinstimmung mit meinem eigenen Gedächtnisverlust entging mir nicht. Konnte ein Nephilim mir das angetan haben? Ein Knoten zog sich in meinem Magen zusammen, wenn ich über diese Möglichkeit nachdachte.
»Wie viele Nephilim haben diese Art von Macht?«, fragte ich.
»Wer weiß? Ganz eindeutig die Schwarze Hand.«
»Hast du jemals von einem Nephilim mit Namen Jev gehört? Oder von einem gefallenen Engel, wenn wir gerade dabei sind?«, fügte ich hinzu, weil mir mehr und mehr klar wurde, dass Jev höchstwahrscheinlich das eine oder das andere war. Nicht dass diese Erkenntnis mich auch nur im Geringsten getröstet hätte.
»Nein. Aber das bedeutet nicht viel. Ich musste ja fast sofort untertauchen, als ich von den Nephilim erfahren hatte. Warum?«
»Gestern Abend habe ich einen Typen namens Jev kennengelernt. Er wusste von den Nephilim. Er hat die drei Kerle …« Ich stoppte mich. Ich brauchte nicht vage zu sein, auch wenn es für meinen Geisteszustand einfacher gewesen wäre. »Er hat die gefallenen Engel, von denen ich dir erzählt hatte, davon abgehalten, einen Nephilim mit Namen B.J. zu zwingen, Treue zu schwören. Das wird jetzt verrückt klingen, aber Jev hat eine Form von Energie ausgestrahlt. Es hat sich angefühlt wie elektrischer Strom. Es war viel stärker als das, was die anderen ausgestrahlt haben.«
»Wahrscheinlich ein Zeichen seiner Macht«, sagte Scott. »Dass er sich mit drei gefallenen Engeln angelegt hat, spricht für sich selbst.«
»Er ist so mächtig, und du hast noch nie von ihm gehört?«
»Glaub mir oder nicht, ich weiß so viel wie du, wenn es um solche Dinge geht.«
Ich erinnerte mich an Jevs Worte. Ich habe versucht, dich zu töten. Was sollte das bedeuten? War er am Ende doch in meine Entführung verwickelt? Und war er mächtig genug, um meine Erinnerung auszulöschen? Nach der Intensität der Macht zu urteilen, die er ausstrahlte, war er noch zu ganz anderem fähig. Zu viel mehr.
»Bei allem, was ich über die Schwarze Hand weiß, überrascht es mich, dass ich noch ein freier Mann bin«, sagte Scott. »Er muss mich dafür hassen, dass ich ihn lächerlich gemacht habe.«
»Wo wir gerade darüber sprechen: Warum hast du Hanks Armee eigentlich verlassen?«
Scott seufzte und ließ seine Hände schwer auf die Knie fallen. »Das ist ein Gespräch, das ich nicht führen wollte. Es gibt keinen leichten Weg, es zu sagen, ich werde es also einfach in den Raum stellen. In der Nacht, in der dein Vater gestorben ist, sollte ich ein Auge auf ihn haben. Er war auf dem Weg zu einem gefährlichen Treffen, und die Schwarze Hand wollte ganz sicher sein, dass ihm nichts zustieß. Die Schwarze Hand sagte, wenn ich das schaffen würde, würde das bedeuten, dass er auf mich zählen könne. Er wollte mich in seiner Armee haben, aber ich hatte da ganz andere Pläne.«
Ein Schauer der Vorahnung prickelte über meinen Rücken. Das Letzte, was ich erwartet hatte, war, dass Scott meinen Vater zur Sprache bringen würde.
»Mein Vater … kannte Hank Millar?«
»Ich ignorierte den Befehl der Schwarzen Hand. Dachte mir, ich würde ihn in den Wind schießen und es ihm zeigen. Aber alles, was ich wirklich schaffte, war, den Tod eines unschuldigen Mannes nicht zu verhindern.«
Ich blinzelte, während Scotts Worte sich über mich ergossen wie ein Eimer Eiswasser. »Du hast meinen Vater sterben lassen? Du hast ihn in die Gefahr hineinlaufen lassen und nichts getan, um ihm zu helfen?«
Scott breitete die Hände aus. »Ich wusste nicht, dass es so enden würde. Ich dachte, die Schwarze Hand wäre verrückt. Ich hatte ihn als einen egoistischen Freak abgeschrieben. Ich habe das ganze Nephilim-Zeug nie begriffen. Nicht, bis es zu spät war.«
Ich sah geradeaus, starrte fest auf den Ozean hinaus. Ein ungewolltes Gefühl engte meine Brust ein, drückte gnadenlos zu. Mein Vater. Die ganze Zeit über hatte Scott die Wahrheit gewusst. Aber er hatte sie mir nicht gesagt, bis ich ihn praktisch dazu gezwungen hatte.
»Rixon hat den Schuss abgegeben«, sagte Scott, seine Stimme brach leise in meine Gedanken. »Ich habe deinen Vater in eine Falle laufen lassen, aber Rixon hat ihn getötet.«
»Rixon«, wiederholte ich. In bitteren Brocken kam alles wieder hoch. Ein schrecklicher Einblick nach dem anderen. Rixon, der mich ins Gruselkabinett führte. Rixon, wie er seine Waffe auf
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