Rette mich
Mitglied seiner Armee einen Vorteil zu verschaffen. Sogar, wenn ich den Ring nicht trage und mich nur auf meine natürliche Kraft und Macht verlasse, ist der Drang nach mehr von beidem stark. Die einzige Möglichkeit, ihn zu besiegen, ist, meine Kräfte und Mächte so wenig wie möglich zu benutzen.«
Ich versuchte, mich in Scott hineinzuversetzen, aber ich war ein bisschen enttäuscht. Ich musste besser verstehen, wie Gabe mich beeinflusst hatte, für den Fall, dass ich ihm wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde. Und wenn Hank wirklich die Schwarze Hand war, der Führer einer Untergrund- und nicht-menschlichen Miliz, musste ich mich fragen, ob er aus Gründen in mein Leben getreten war, die dunkler waren, als mit bloßem Auge erkennbar. Also, wenn er wirklich so sehr damit beschäftigt war, gefallene Engel zu bekämpfen, wie hatte er dann Zeit, seine Autovertretung zu führen, ein Vater zu sein, mit meiner Mutter auszugehen? Vielleicht war ich zu misstrauisch, aber nach all dem zu urteilen, was Scott mir gerade erzählt hatte, war ich ziemlich sicher, dass es angebracht war.
Ich brauchte jemanden an meiner Seite, der gegen Hank antreten konnte, wenn es dazu kommen sollte. Im Moment war der Einzige, den ich kannte, Scott. Ich wollte, dass er seine Integrität bewahrte, aber gleichzeitig war er der einzige Mensch, den ich kannte, der es mit Hank aufnehmen konnte.
»Vielleicht könntest du versuchen, die Kräfte des Rings dazu zu nutzen, Gutes zu tun«, schlug ich nach einer Minute sanft vor.
Scott fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, offensichtlich entschlossen, das Thema fallen zu lassen. »Zu spät. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde den Ring nicht tragen. Er verbindet mich mit ihm.«
»Machst du dir nie Sorgen darüber, dass du, wenn du den Ring nicht trägst, Hank einen gefährlichen Vorteil einräumen könntest?«
Seine Augen trafen auf meine, aber er vermied es zu antworten. »Hast du Hunger? Ich kann uns ein paar Barsche fangen. Sie schmecken in der Pfanne über dem Feuer gegrillt ganz anständig.« Ohne auf meine Antwort zu warten, griff er nach seiner Angel und ging die Felsen hinunter, die von der Höhle weg führten. Ich folgte ihm, wobei ich mir plötzlich wünschte, ich könnte meine Stiefel gegen Turnschuhe eintauschen. Scott bewältigte die Felsen in langen Schritten und Sprüngen, während ich dazu gezwungen war, einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen zu machen.
»Gut, ich hör jetzt auf, über deine Fähigkeiten zu sprechen«, rief ich ihm nach. »Aber ich bin noch nicht fertig. Es gibt da immer noch viel zu viele Lücken. Lass uns noch mal zu dem Abend kommen, an dem ich verschwunden bin. Hast du irgendeine Idee, wer mich entführt haben könnte?«
Scott setzte sich auf einen Felsen und steckte einen Köder an die Angel. Als ich zu ihm aufgeholt hatte, war er beinahe damit fertig.
»Zuerst dachte ich, dass es Rixon gewesen sein muss«, sagte er. »Das war, bevor ich erfuhr, dass er in der Hölle ist. Ich wollte zurückkommen und nach dir suchen, aber es war nicht so einfach. Die Schwarze Hand hat überall Spione. Und nach dem, was im Gruselkabinett passiert war, war ich mir sicher, dass mir die Bullen auch auf den Fersen waren.«
»Aber?«
»Aber so war es nicht.« Er sah mich von der Seite an. »Findest du das nicht ein bisschen merkwürdig? Die Bullen mussten doch wissen, dass ich in jener Nacht mit dir und Rixon im Gruselkabinett war. Du musst es ihnen doch gesagt haben. Du hast ihnen wahrscheinlich gesagt, dass ich angeschossen worden bin. Warum haben sie dann nicht nach mir gesucht? Warum haben sie mich laufen lassen? Es ist beinahe so, als …« Er hielt sich zurück.
»Als was?«
»Als wäre jemand hereingekommen und hätte aufgeräumt. Und ich spreche hier nicht von materiellem Beweismaterial. Ich spreche von mentalen Tricks. Erinnerungen auslöschen. Jemand, der mächtig genug ist, um zu erreichen, dass die Polizei nicht hinschaut.«
»Ein Nephilim, meinst du.«
Ein Schulterzucken. »Das ergibt doch einen Sinn, oder? Vielleicht wollte die Schwarze Hand nicht, dass die Polizei nach mir sucht. Vielleicht wollte er mich selbst finden und mit mir fertig werden, ohne Spuren zu hinterlassen. Und wenn er mich findet, dann kannst du dir sicher sein, dass er mich nicht der Polizei zum Verhör übergeben wird. Dann wird er mich in eines seiner Gefängnisse sperren und dafür sorgen, dass ich es bereue, ihn verlassen zu haben.«
Wir suchten also
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