Rette mich
zurückgeben, wie ich konnte. Ich wusste, dass die einzige Möglichkeit, dich in Sicherheit zu behalten, darin bestand, dich aus allem herauszuhalten. Dann sagte ich Hank, dass er dich nie wieder ansehen dürfte. Ich machte ihm klar, dass wenn er jemals wieder deinen Weg kreuzte, ich ihn zur Strecke bringen und einen Weg finden würde, ihn zu töten, was auch immer es mich kostete. Ich dachte, er wäre klug genug, um seinen Teil der Abmachung einzuhalten, bis du mir erzählt hast, dass er mit deiner Mutter zusammen ist. Mein Instinkt sagt mir, dass es hier nicht bloß um Verliebtheit oder Zuneigung geht. Er führt etwas im Schilde, und was auch immer es ist, er benutzt deine Mutter oder, wahrscheinlicher noch, dich, um es zu erreichen.«
Mein Herz schlug doppelt so schnell. »Diese Schlange !«
Patch lachte grimmig. »Ich hätte ein stärkeres Wort gebraucht, aber das geht auch.«
Wie konnte Hank mir so etwas antun? Er hatte offensichtlich beschlossen, mich nicht zu lieben, aber er war immer noch mein Vater. Waren denn Blutsbande überhaupt nichts wert? Wie hatte er es wagen können, mir in diesen letzten paar Tagen in die Augen zu sehen und dabei zu lächeln? Er hatte mich meiner Mutter entrissen. Er hatte mich wochenlang gefangen gehalten, und jetzt wagte er es, mein Haus zu betreten und so zu tun, als würde ihm meine Familie etwas bedeuten?
»Hinter alldem steckt irgendein Plan. Ich weiß nicht, was es ist, aber harmlos kann es nicht sein. Mein Instinkt sagt mir, dass er seinen Plan noch vor Cheschwan verwirklichen will.« Patchs Blick traf auf meinen. »Cheschwan beginnt in weniger als drei Wochen.«
»Ich weiß, was du denkst«, sagte ich. »Dass du ihn allein verfolgen willst. Aber bring mich nicht um die Genugtuung, ihn zu erledigen. Das habe ich mir verdient.«
Patch legte seinen Arm um meinen Hals und presste seine Lippen heftig auf meine Stirn. »Das würde mir im Traum nicht einfallen.«
»Also, was jetzt?«
»Er ist uns einen Schritt voraus, aber ich habe vor, ihn einzuholen. Der Feind deines Feindes ist dein Freund, und ich habe einen alten Freund, der uns nützlich sein könnte.« Etwas an der Art, wie er das Wort »Freund« aussprach, ließ durchblicken, dass die besagte Person alles andere als das war. »Ihr Name ist Dabria, und ich glaube, es ist an der Zeit, sie anzurufen.«
Wie es schien, hatte Patch den nächsten Schritt bereits beschlossen, und ich auch. Ich schwang mich aus dem Bett, griff nach meinen Schuhen und dem Pulli, die er auf der Kommode ausgebreitet hatte. »Ich kann nicht länger hierbleiben. Ich muss nach Hause. Ich kann nicht zulassen, dass Hank meine Mutter so ausnutzt, und ihr nicht sagen, was los ist.«
Patch gab einen besorgten Seufzer von sich. »Du kannst ihr nichts sagen. Sie wird dir nicht glauben. Er macht mit ihr dasselbe, was ich mit Vee gemacht habe. Sogar, wenn sie ihm nicht trauen will, muss sie es tun. Sie steht unter seinem Einfluss, und einstweilen müssen wir es dabei belassen. Warte noch ein bisschen länger, bis ich herausbekommen habe, was er plant.«
Meine Feindseligkeit kochte auf, loderte bei dem Gedanken daran, wie Hank meine Mutter kontrollierte und manipulierte. »Kannst du nicht einfach da rübergehen und ihn in Fetzen reißen?«, fragte ich. »Er verdient viel Schlimmeres, aber das würde zumindest unsere Probleme lösen. Und mir ein wenig Genugtuung verschaffen«, setzte ich bitter hinzu.
»Wenn, dann müssen wir ihn ein für alle Mal erledigen. Wir wissen nicht, wer ihn sonst noch unterstützt und wie weit sein Plan geht. Er baut eine Nephilimarmee auf, um gegen die gefallenen Engel vorzugehen, aber er weiß genauso gut wie ich, dass keine Armee stark genug sein wird, um einem Eid zu trotzen, der unter freiem Himmel geschworen wurde, sobald Cheschwan beginnt. Gefallene Engel werden in Scharen ausschwärmen, um seine Männer in Besitz zu nehmen. Er muss etwas anderes vorhaben. Aber was hast du damit zu tun?«, dachte er laut nach. Plötzlich wurden seine Augen schmal. »Was auch immer er plant, es hängt alles an der Information, die er von dem Erzengel braucht. Aber um sie zum Sprechen zu bringen, braucht er die Kette eines Erzengels.«
Patchs Worte kamen mir vor wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war so gefangen im Rest der Enthüllungen dieser Nacht gewesen, dass ich die Vision von dem Mädchen im Käfig völlig vergessen hatte, von der ich jetzt wusste, dass sie eine reale Erinnerung war. Sie war kein Mädchen, sondern ein
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