Rette mich
Erzengel.
Patch seufzte: »Es tut mir leid, Engelchen. Ich bin zu schnell. Lass mich erklären.«
Aber ich unterbrach ihn: »Ich weiß von der Kette. Ich habe den eingesperrten Erzengel in einer deiner Erinnerungen gesehen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie versucht hat, mir zu sagen, dass ich dafür sorgen sollte, dass Hank sie nicht bekommt, aber zu der Zeit dachte ich, ich hätte Halluzinationen.«
Patch sah mich einen Augenblick lang schweigend an, dann sagte er: »Sie ist ein Erzengel und mächtig genug, um in deine bewussten Gedanken einzudringen. Sie hat es eindeutig für notwendig gehalten, dich zu warnen.«
Ich nickte. »Weil Hank glaubt, ich hätte deine Kette.«
»Du hast sie nicht.«
»Versuch du mal, ihm das zu sagen.«
»Darum geht es hier also«, sagte Patch langsam. »Hank denkt, ich hätte dir meine Kette untergeschoben.«
Patch runzelte die Stirn, seine dunklen Augen nachdenklich. »Wenn ich dich nach Hause fahre, kannst du dich Hank zeigen und ihn davon überzeugen, dass du nichts zu verbergen hast? Du musst ihn glauben machen, dass nichts sich geändert hätte. Heute Nacht ist nie geschehen. Niemand wird es dir verdenken, wenn du nicht dazu bereit bist, ich am allerwenigsten. Aber ich muss wissen, ob du das fertigbringst.«
Meine Antwort auf diese Frage kam ohne Zögern. Ich konnte ein Geheimnis bewahren, egal wie schwer es war, wenn diejenigen, die ich liebte, in Gefahr schwebten.
Zweiundzwanzig
I ch trat mit dem Fuß heftig auf das Gaspedal des Volkswagens, in der Hoffnung, dass meine Route sich nicht mit der eines gelangweilten Polizisten kreuzte, der nichts Besseres zu tun hatte, als mir einen Strafzettel zu verpassen. Ich war auf dem Weg nach Hause und hatte Patch nur sehr ungern verlassen. Ich hatte nicht gehen wollen, aber der Gedanke an meine Mutter allein mit Hank, eine Marionette unter seinem Einfluss, war mir unerträglich. Obwohl ich wusste, dass es nicht wirklich logisch war, redete ich mir ein, meine Gegenwart könnte sie beschützen. Die Alternative war, Hank gegenüber klein beizugeben, und ich würde lieber sterben, bevor ich das zuließ.
Nachdem er eher halbherzig – und erfolglos – versucht hatte, mich davon zu überzeugen, bis zu einer normalen Aufstehzeit zu bleiben, hatte Patch mich dorthin gebracht, wo mein Wagen stand. Ich wusste nicht, was es über das Auto aussagte, dass es unberührt mehrere Stunden lang im Industriegebiet gestanden hatte. Ich hatte zumindest erwartet, dass jemand den CD -Player herausgerissen hätte.
Am Farmhaus angekommen lief ich die Verandastufen hinauf und schloss leise die Tür auf. Als ich die Küchenlampe anknipste, unterdrückte ich einen Schrei.
Hank Millar lehnte am Tresen, ein Glas Wasser lässig in der Hand. »Hallo, Nora.«
Ich wappnete mich sofort und versuchte, jedes Anzeichen von Besorgnis zu verbergen. Ich kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass diese Geste verärgert aussah. »Was hast du denn hier zu suchen?«
Er drehte den Kopf in Richtung der Eingangstür. »Deine Mutter musste schnell ins Büro. Irgendein Notfall, mit dem Hugo sie im letzten Moment überfallen hat.«
»Es ist fünf Uhr morgens.«
»Du kennst ja Hugo.«
Nein, aber ich kenne dich, wollte ich sagen. Mir kam kurz der Gedanke, dass Hank meine Mutter mit einem Psychotrick zum Gehen bewegt hatte, damit er mich allein in die Ecke treiben konnte. Aber wie hatte er wissen können, wann ich nach Hause kommen würde? Trotzdem hielt ich an dem Gedanken fest.
»Ich fand es nur höflich aufzustehen und meinen Tag ebenfalls zu beginnen«, sagte er. »Was würde es über mich aussagen, wenn ich im Bett liegen bliebe, während deine Mutter arbeitet?«
Er machte sich nicht die Mühe zu verbergen, dass er hier geschlafen hatte. Soweit ich wusste, war es das erste Mal. Es war eine Sache, mit der Psyche meiner Mutter zu spielen, aber in ihrem Bett zu schlafen …
»Ich dachte, du hättest vorgehabt, bei deiner Freundin Vee zu übernachten. War die Party so früh zu Ende?«, fragte Hank. »Oder sollte ich sagen, so spät?«
Mein Puls hüpfte vor Wut, und ich musste die ärgerlichen Worte herunterschlucken, die mir auf der Zunge lagen.
» Ich wollte lieber in meinem eigenen Bett schlafen.« Merkst du was?
Ein nachsichtiges Lächeln lag auf seinem Mund. »Aber sicher.«
»Glaubst du mir nicht?«, forderte ich ihn heraus.
»Bei mir brauchst du keine Ausflüchte zu benutzen, Nora. Ich weiß, dass es nur wenige Gründe gibt, aus denen ein junges
Weitere Kostenlose Bücher