retten die Pferde
verknüpft und zu viele zerstörte Hoffnungen. Sie würde auch bestimmt nicht so bald ein Reitturnier besuchen oder sich wieder wie neulich eines im Fernsehen anschauen. Aber diese freundlichen alten Pferde auf der Wiese, das war etwas anderes. Es tat gut wieder ein Pferd anzufassen, zu streicheln, zu riechen.
„Komisch, dass die anderen nicht da sind“, wunderte sich Jenny nach einer Weile.
„Ob der Zierer sie verkauft hat? Es wollte ja doch keiner mehr bei ihm reiten.“
„Vielleicht“, meinte Hanni. „Die beiden hat er behalten, weil sie schon so lange bei ihm auf dem Hof sind.“
„Das ist klar“, sagte Marion sachverständig. „Max und Sternchen konnte er gar nicht verkaufen. Die sind zu alt. Austragtiere.“
„Bitte, was sind Austragtiere?“, wollte Anja wissen.
„Alte Tiere, die nichts mehr leisten können. Sie sind sozusagen in Rente. Sie verbringen im Stall und auf der Weide ihren Lebensabend und bekommen das Gnadenbrot.“
Als die Mädchen gehen wollten, erschien Herr Zierer. Unrasiert wie immer, auch sonst ziemlich schlampig, das Hemd hing ihm hinten aus der Hose.
Aber er schien nüchtern zu sein und guter Laune. Er lachte die Mädchen an.
„Hallo“, rief Hanni, „wie geht’s?“
„Prima geht’s mir.“
Er kam an den Zaun, zündete sich eine Zigarette an.
„Max und Sternchen geht es auch gut“, sagte Carlotta. „Wo sind denn die anderen? Doch nicht im Stall bei dem
schönen Wetter? Oder haben Sie sie vielleicht verkauft?“
Der Bauer nickte und lachte breit. „Genau das. An einen Reitstall in der Großstadt.“
„Ach“, meinte Hanni bedauernd, „wie schade. Dann kommen die Tiere kaum mehr auf eine Wiese, sondern müssen den ganzen Tag in der Halle im Kreis laufen. Warum haben Sie sie denn verkauft? Hier ist doch so viel Platz.“ „Natürlich ist hier viel Platz. Aber nicht mehr für Pferde. Ich habe auch das Haus und den Grund verkauft. An eine Gesellschaft. Die Burschen haben eine Menge Geld ausgespuckt. Sie wollen Ferienwohnungen bauen. Und einen Swimmingpool. Und einen Tennisplatz und was weiß ich noch alles. Eine feine Sache, nicht?“ Er grinste. „Ich hab mein Leben lang geschuftet. Jetzt brauche ich keinen Finger mehr zu rühren. Ich habe ein kleines Haus im Städtchen gekauft. Meine Schwester zieht zu mir und besorgt mir den Haushalt. Sie kocht fabelhaft, denn sie hat bisher in einem Restaurant gekocht, nicht in irgendeiner Wirtschaft, sondern in einem ganz feinen Restaurant. Alles ist schon abgemacht.“
Die Mädchen wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie dachten voller Mitleid an die Pferde, die in Zukunft nur noch im Kreis traben sollten. Ihnen gefiel auch der Gedanke nicht, dass bald nahe bei Lindenhof eine Ferienanlage entstehen würde. Bisher hatten sie das Gefühl gehabt, als gehörten ihnen die Wiesen und der Wald fast alleine.
Anja bemühte sich um Höflichkeit. „Das ist schön für Sie, Herr Zierer. Dann nehmen Sie also nur Max und Sternchen mit und den Bello. Hoffentlich haben Sie einen großen Garten.
„Ja“, sagte der Bauer, „den Hund nehme ich mit. Aber die
Pferde nicht. Der Garten ist klein. Gerade so, dass die Lisa Gemüse darin pflanzen kann. Leider konnte ich Max und Sternchen nicht verkaufen. Zu alt, und Max hat ja das kaputte Bein. Schade drum. Jetzt habe ich mit dem Abdecker verabredet, dass er die beiden holt, wenn ich hier ausziehe. In drei oder vier Wochen ist es so weit. Bis dahin sollen sie noch ihr Gras fressen. Was sein muss, muss sein, aber nicht eher als nötig.“
„Zum Abdecker?“
Das war Marion. Ihre Stimme klang empört.
„Was ist das eigentlich, ein Abdecker?“, fragte Hanni unsicher. „Ich meine ... ich dachte ... das kann doch nicht ...“ „Du denkst ganz richtig“, sagte Marion. „Ein Abdecker schlachtet alte Pferde und verwertet das, was man brauchen kann, das Fell, die Knochen - aus denen macht man Leim.“ Die Mädchen starrten erst Marion an, dann den Bauern, zuletzt Max und Sternchen. Die Stute hatte ihren Kopf an den Hals des Wallachs gelehnt und beide wirkten zufrieden und glücklich.
Nanni fasste sich als Erste.
„Das dürfen Sie nicht tun, Herr Zierer“, sagte sie. „Sie können Max und Sternchen nicht einfach schlachten und . und verwerten lassen. Sie haben so lange bei Ihnen gelebt. Und sie sind schließlich nicht krank.“
Der Mann zuckte die Achseln und zündete sich eine neue Zigarette an. „Doch“, meinte er. „Ich kann die Pferde zum Abdecker geben. Mir bleibt gar
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