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Rettende Engel (German Edition)

Rettende Engel (German Edition)

Titel: Rettende Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Glomp
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gelernt hatte.
    „Sandra, bitte tu das nicht”, sagte er ruhig. „Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir aus dieser Situation heil herauskommen.”
    Unsicher schaute Sandra zu ihm hinüber, dann fixierte sie wieder Marewski. Sie stellte sich so hin, dass sie beide Männer im Blick hatte. Sie bildeten ein fast gleichseitiges Dreieck, schoss es Kaha durch den Kopf. Ein tödliches Dreieck, wenn er nicht aufpasste.
    „Sandra”, sagte er wieder. Er versuchte, seiner Stimme einen möglichst weichen Klang zu geben. „Das kannst du doch nicht wollen: Das Recht in die eigene Hand nehmen und das Urteil auch noch selbst vollstrecken.”
    Sandras Augen blitzten zornig auf.
    Mist. Er hatte einen Nerv getroffen – und wünschte, er könnte seine Worte zurücknehmen.
    „Doch, das kann ich”, rief sie. „Ich habe damals gebetet, dass unsere Eltern sterben. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass jemand Lars und mich rettet.” Sie drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite, sah Kaha direkt in die Augen und brüllte: „Meinem Bruder hätte es das Leben gerettet, wenn jemand den Mumm gehabt hätte, das ‚Recht in die eigene Hand zu nehmen’.”
     

30
     
    „Scheiße”, sagte Chris zu dem Leiter der SEK-Einheit, die inzwischen eingetroffen war. „Die will keine Geiseln nehmen, die will den Mann erschießen. Wir gehen rein.“
     
    Auf der anderen Seite, nur wenige Schritte von der Tür entfernt, stand Nadine Marewski mit Kevin auf dem Arm und hörte gebannt zu, was sich im Wohnzimmer abspielte. Sowohl ihr Mann als auch Sandra befanden sich außerhalb ihres Gesichtsfelds.
    Mit Entsetzen sah Kaha, wie Nadine einige Schritte vorwärts machte, um in den Raum zu spähen. Verdammt. Und er konnte sie nicht ansprechen, ohne Sandras Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Was war bloß mit der Frau los? Konnte sie es nicht erwarten, dass Sandra ihren Mann abknallte?
    Die lehnte sich an die Wand und stützte ihren rechten Arm mit ihrer Linken. Die Kraft schien sie zu verlassen. Sie bemerkte das ebenfalls, gab sich einen Ruck und stellte sich aufrecht hin.
    Kaha musste jetzt sehr vorsichtig vorgehen.
    „Ich verstehe”, sagte Kaha. Und als Sandra ihn zornig anschaute, sagte er noch einmal: „Ich verstehe dich, Sandra, wirklich. Bitte lass uns reden. Ich will nicht auf dich schießen. Das weißt du. Aber du weißt auch, dass ich es tun muss, wenn du mir keine Wahl lässt.”
    Sandra schaute zu ihm hinüber. Ihre Miene verriet Unsicherheit, Unschlüssigkeit.
    „Bitte, Sandra, es gibt immer einen Ausweg. Hör zu. Wir nehmen den Kerl in Gewahrsam. Er kommt vor Gericht. Seine Familie wird vor ihm sicher sein.”
    Kaha merkte selbst, wie schwach das klang, wie unglaubwürdig.
    Nadine, Marewskis Frau, verzog sarkastisch den Mund. Es war klar, welche Lösung sie bevorzugte.
    Doch Kaha sprach nicht mit ihr. Und auch nicht mit Marewski, der versuchte, völlig still zu sein und bloß nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Kaha sprach nur mit Sandra. „Ich verspreche dir, dass ich persönlich für die Sicherheit der drei, der Mutter und der beiden Kinder, sorgen werde. Und wenn ich jeden Tag hier auf der Matte stehen muss.”
    Konnte er zu Sandra durchdringen? Kaha hielt die Luft an.
    Langsam ließ sie die Pistole sinken.
    Erleichtert atmete Kaha aus.
     
    Im Hausflur zählte Chris mit den Fingern: eins, zwei, drei.
     
    Da riss Sandra drinnen die Pistole hoch und feuerte einmal, zweimal auf Marewski.
    Und Kaha tat das, was er unzählige Male trainiert hatte: Er schoss ebenfalls. Instinktiv.
    Chris und das SEK stürmten die Wohnung.
    Kaha nahm von da an alles wie in Zeitlupe wahr: Sandra, die getroffen zu Boden sank, Marewski, der aus einer Wunde in der Brust blutete. Die SEK-Beamten, die Nadine und Kevin aus der Wohnung drängten.
    Chris, der Sandras Waffe zur Seite kickte. Chris, der sich zu Sandra hinabbeugte, um ihren Puls zu fühlen. Chris, der zu ihm hinübersah und den Kopf schüttelte.
    Die Worte des SEK-Beamten, der ihn ansprach, erreichten Kaha nur gedämpft, wie durch Watte. Ebenso das Jammern von Marewski, der getroffen war, aber noch lebte, und die vertrauten Töne der Sirenen, die draußen näherkamen.
    Er warf einen letzten Blick auf Sandra, neben der jetzt ein Sanitäter kniete. Dann gab er Chris seine Waffe und ging durch die Tür hinaus auf den Flur und die Treppe hinunter.
    Draußen herrschte ein einziges Chaos. Einsatzfahrzeuge waren kreuz und quer geparkt. Ein zweiter Krankenwagen kam mit Blaulicht angerast. Die

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