Retter einer Welt
Dis ein eigenartiger Planet war. Der andere kaute aufgeregt auf seiner Unterlippe herum. Brion ließ sich Zeit mit seiner Antwort und sprach sehr langsam, weil er verhindern wollte, daß der Mann in seiner Erregung den Abzug der Pistole betätigte.
»Ich heiße Brandd. Wir sind vorletzte Nacht in der Wüste gelandet und bis hierher marschiert. Regen Sie sich nicht auf und schießen Sie nicht aus Versehen, wenn ich Ihnen noch etwas erzähle: Vion und Ihjel sind tot.«
Der Mann mit der Pistole riß erschrocken die Augen auf. Der Fahrer warf einen kurzen Blick über die Schulter zurück und konzentrierte sich dann wieder auf den Weg. Brions Versuch hatte Erfolg gehabt. Selbst wenn diese beiden Männer nicht Angestellte der Gesellschaft für kulturelle Beziehungen waren, wußten sie doch viel darüber. Brion war davon überzeugt, daß er Agenten der G.K.B. vor sich hatte.
»Sie wurden erschossen, während wir zwei mit dem Leben davonkamen. Wir waren auf dem Weg in die Stadt, um mit Ihnen in Verbindung zu treten. Sie gehören zu der Gesellschaft, nicht wahr?«
»Ja. Selbstverständlich«, sagte der Mann und senkte die Pistole. Er starrte einen Augenblick lang zu Boden und riß dann seine Waffe wieder hoch, als sei er über seine Unaufmerksamkeit erschrocken.
»Wenn Sie wirklich Brandd sind, dann möchte ich etwas von Ihnen wissen.« Er griff mit seiner freien Hand in die Brusttasche und holte einen gelben Spruchvordruck heraus. Seine Lippen bewegten sich, als er den Funkspruch noch einmal durchlas. »Beantworten Sie – falls Sie es können – mir folgende Frage …« Er warf erneut einen Blick auf das Blatt. »In welcher Reihenfolge finden die drei letzten Disziplinen in den Spielen statt?«
»Schach, Tontaubenschießen und Florettfechten.«
Der Mann nickte zufrieden mit dem Kopf und schob die Pistole in den Halfter. »Ich heiße Faussel«, erklärte er Brion und schwenkte dabei den gelben Vordruck. »Hier ist Ihjels Testament, das uns von einem der Blockadeschiffe übermittelt wurde. Er ahnte, daß er sterben würde. Ihjel hat Ihnen seine Aufgabe übertragen. Sie müssen hier das Kommando übernehmen. Ich war Mervvs Stellvertreter, bis der arme Kerl vergiftet wurde. Ich sollte für Ihjel arbeiten, aber jetzt sind Sie der Chef. Jedenfalls bis morgen, bis wir alles verpackt haben, damit wir von diesem verdammten Planeten wegkommen.«
»Warum haben Sie es denn so fürchterlich eilig?« erkundigte sich Brion. »Schließlich läuft das Ultimatum erst in drei Tagen ab. Bis dahin läßt sich noch eine Menge Arbeit erledigen!«
Faussel, der sich auf einen der Sitze niedergelassen hatte, sprang wieder auf.
»Drei Tage, drei Wochen, drei Minuten – finden Sie, daß das einen so großen Unterschied macht?« Seine Stimme klang bei jedem Wort schriller, und er mußte sich mühsam beherrschen, bevor er weitersprechen konnte. »Hören Sie. Sie haben keine Ahnung von der ganzen Sache. Sie sind eben erst angekommen, das ist Ihr Pech. Mein Pech ist es, daß ich in dieser Mausefalle bleiben und die dreckigen Eingeborenen beobachten muß. Ich muß ihnen gegenüber höflich bleiben, obwohl sie meine Freunde ermorden, obwohl dort oben die Raumschiffe von Nyjord kreisen. Früher oder später wird einer der Bombenschützen bestimmt nervös, wenn er an die Kobaltbomben denkt, die seine Heimat bedrohen. Und dann kracht es, selbst wenn das Ultimatum noch längst nicht abgelaufen sein sollte.«
»Setzen Sie sich, Faussel. Setzen Sie sich und ruhen Sie sich aus.« Brions Stimme klang freundlich, aber trotzdem bestimmt. Faussel zögerte einen Augenblick, ließ sich dann aber in den Sitz fallen. Offensichtlich hatten seine Nerven unter der langen Anspannung gelitten.
Das gesamte G.K.B.-Gebäude schien von einer ähnlichen Atmosphäre erfüllt, als sie es endlich erreichten. Verzweiflung und Untergangsstimmung. Nur der Arzt, der Lea sofort in die Krankenstation bringen ließ, schien von der allgemeinen Hysterie nicht betroffen zu sein. Er hatte wahrscheinlich genug mit seinen Patienten zu tun, als daß er sich noch um andere Dinge kümmern konnte.
Sofort nach dem Essen ging Brion mit Faussel in das Büro, das für Ihjel vorgesehen gewesen war. Auf der anderen Seite der durchsichtigen Trennwand sah er die Angestellten, die Akten in große Transportkisten verpackten. Faussel schien jetzt weniger nervös, nachdem die Verantwortung von seinen Schultern genommen war. Brion nahm sich vor, dem Mann auf keinen Fall zu erzählen, daß dies sein
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