Retter einer Welt
Plastikmaterial wurde ein Kratzer sichtbar, an dem einige Tropfen einer grünlichen Flüssigkeit hingen.
»Wahrscheinlich Gift«, meinte Brion und bohrte seinen Stiefel in den Sand. »Mit dem Zeug ist bestimmt nicht zu spaßen. Marschieren wir lieber weiter.«
Lea brach zusammen, bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte. Sie wollte sich weiterschleppen, aber ihr Körper versagte den Dienst.
Brion sah zu ihr hinunter. Dann nahm er sie auf und trug sie, wie er es schon in der vergangenen Nacht getan hatte. Sie atmete unregelmäßig. Er wischte sich eine Hand ab und legte sie ihr auf die Stirn. Die Haut war heiß und trocken.
Hitzeschock mit den typischen Anzeichen. Trockene Haut, schneller Puls, unregelmäßiger Atem. Ihre Körpertemperatur stieg rasch an, als ihre Widerstandskraft gegen die Hitze erlahmte.
Hier konnte er sie nicht vor der brennenden Sonne schützen. Er flößte ihr einen winzigen Schluck Wasser ein, nahm sie wieder auf die Arme und ging weiter. In einiger Entfernung erhob sich ein Felsvorsprung, der einen kleinen Schatten warf. Brion marschierte darauf zu.
Im Schatten des Felsens war der Sand fast kühl. Lea öffnete die Augen, als er sie vorsichtig zu Boden gleiten ließ, und sah zu ihm auf. Sie wollte sich für ihren Schwächeanfall entschuldigen, brachte aber kein Wort heraus, weil ihre Kehle zu trocken war. Sein Körper über ihr schien in der Sonnenglut hin und her zu schwanken, wie ein Baum, der vom Sturm bewegt wird.
Dann riß sie erschrocken die Augen auf, denn Brion schwankte wirklich. In diesem Augenblick wurde ihr plötzlich klar, wie sehr sie auf seine unerschöpflichen Kraftreserven vertraut hatte – und jetzt waren sie erschöpft. Er öffnete den Mund und stieß einen lautlosen Schrei aus. Dann schrie sie auf, als er wie ein gefällter Baum niederstürzte und schwer auf den Sandboden schlug. Lea konnte nicht feststellen, ob Brion nur bewußtlos oder bereits tot war. Sie zog an seinem Bein, hatte aber nicht mehr die Kraft, ihn in den Schatten zu ziehen.
Brion lag auf dem Rücken in der Sonne und schwitzte. Also war er wenigstens noch am Leben. Aber was war mit ihm? Sie versuchte sich an die Dinge zu erinnern, die sie auf der Universität gelernt hatte, fand aber keine Erklärung für dieses Phänomen. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers war mit dicken Schweißperlen bedeckt, die aus einer öligen Flüssigkeit bestanden. Seine Brust hob und senkte sich rasch, als er keuchend nach Atem rang.
Brions Körper wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Nun atmete er wieder leichter, obwohl der Schweiß noch immer aus allen Poren trat. Sekunden später bewegte er sich, rollte sich auf die Seite und sah zu Lea hinüber. Er lächelte.
»Tut mir leid, wenn ich Sie eben erschreckt habe. Ich war selbst völlig überrascht davon. Ich werde Ihnen einen Schluck Wasser bringen – wir haben noch etwas übrig.«
»Was war denn mit Ihnen los? Als Sie plötzlich umfielen, dachte ich …«
»Einen Schluck, aber nicht mehr«, sagte er und hielt ihr die Wasserflasche an den Mund. »Nur die Umstellung auf den Sommer, sonst nichts. Auf Anvhar ist das jedes Jahr so – allerdings nicht so heftig. Im Winter setzen unsere Körper Fett an, um sich vor der Kälte zu schützen. Sobald die heiße Jahreszeit kommt, läuft dieser Prozeß in umgekehrter Richtung ab, und das Fett wird einfach ausgeschwitzt. Die hier herrschende Hitze muß diesen Vorgang beschleunigt haben.«
»Sie meinen – Sie haben sich also an diesen schrecklichen Planeten angepaßt?«
»Beinahe. Allerdings ist mir ein bißchen warm. Ich brauche bald eine Menge Wasser, deshalb können wir nicht hierbleiben. Glauben Sie, daß Sie die Sonne aushalten können, wenn ich Sie trage?«
»Nein, aber hier fühle ich mich auch nicht besser.« Lea zuckte erschöpft mit den Schultern. »Tun Sie, was Sie für richtig halten.«
Brion hob sie auf und setzte seinen Weg fort. Schon nach wenigen Metern im vollen Sonnenlicht wurde Lea wieder ohnmächtig. Er stolperte weiter und spürte dabei, daß er bald am Ende seiner Kräfte angelangt sein würde. Er kam immer langsamer voran, denn jetzt erschien ihm eine Düne höher als die andere. Riesige Felsbrocken versperrten ihm den Weg und mußten mühsam umgangen werden. Unterhalb eines dieser Felsen sah Brion einige Pflanzen stehen. Er wollte schon vorbeigehen, blieb aber doch nachdenklich stehen. Was war ihm an den Pflanzen aufgefallen? Sie waren irgendwie anders. Diese Pflanzen
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