Retter einer Welt
seinem Schreibtisch wartete. Brion sah auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ihre Klimaanlage scheint nicht richtig zu funktionieren«, meinte Faussel. »Soll ich einen Mechaniker schicken, damit er sie überprüft?«
»Nein, das Gerät ist völlig in Ordnung; ich gewöhne mich nur an das Klima hier. Was wollten Sie noch, Faussel?«
Der andere warf ihm einen ungläubigen Blick zu, während er einige dünne Ordner auf Brions Schreibtisch legte.
»Das sind die Berichte, in denen alle Einzelheiten enthalten sind, die wir bisher über die Disaner zusammengetragen haben. Es ist nicht sehr viel, aber angesichts der schroffen Zurückweisungen, denen wir auf diesem verdammten Planeten ständig ausgesetzt waren, ist es doch nicht so wenig.« Er kniff die Augen zusammen und starrte Brion nachdenklich an. »Ich kann es nicht ändern, aber einige der Leute wundern sich wegen des Eingeborenen, der uns benachrichtigte. Wie haben Sie ihn nur dazu gebracht, daß er Ihnen behilflich war? Wir haben nie viel bei diesen Leuten erreicht, aber Sie finden gleich einen, der für Sie arbeitet. Deswegen sprechen die anderen auch darüber. Schließlich ist es auch ein bißchen seltsam, daß Sie so schnell …« Faussel hielt betroffen inne, als Brion ihn wütend ansah.
»Ich kann nicht verhindern, daß die anderen sich damit beschäftigen – aber ich werde durchsetzen, daß nicht mehr darüber gesprochen wird. Unsere Aufgabe ist es, mit den Disanern in Verbindung zu treten, um diesen selbstmörderischen Krieg zu verhindern. Ich habe in einem Tag mehr erreicht als ihr alle miteinander in den vielen Wochen, die ihr bereits hier seid. Ich habe es geschafft, weil ich meine Arbeit besser als jeder andere hier verstehe. Das ist alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe. Sie dürfen gehen.«
Faussel war vor Ärger weiß, als er sich umdrehte und das Büro verließ, um den anderen zu berichten, daß der neue Direktor ein erbarmungsloser Sklaventreiber wäre. Sie würden Brion aus tiefster Seele hassen – und er war damit durchaus zufrieden. Vielleicht spornte dieser Haß sie zu besseren Arbeitsleistungen an.
Die Verantwortung, die jetzt auf seinen Schultern lastete, war bestimmt nicht leicht zu tragen. Zum erstenmal seit er diesen Planeten betreten hatte, fand Brion etwas Zeit zum Nachdenken. Er kannte weder diese Welt noch die Parteien, die in diesen Konflikt verwickelt waren. Hier saß er an einem Schreibtisch und leitete den Außenposten einer Organisation, von deren Vorhandensein er erst seit wenigen Wochen wußte. Die Lage schien erschreckend und aussichtslos zugleich. Sollte er nicht lieber aufgeben?
Nein. Bevor er nicht jemand gefunden hatte, der mehr von der Sache verstand, war er selbst am besten dafür geeignet. Ihjels Auffassung bestätigte ihn in seiner Meinung. Brion erinnerte sich daran, wie überzeugt sein Freund gewesen war, daß nur er den Auftrag erfolgreich zu Ende führen könne.
Als er die Entscheidung getroffen hatte, fühlte Brion sich besser. Er lehnte sich nach vorn und drückte auf den Knopf der Sprechanlage, unter dem FAUSSEL stand.
»Ja?« Selbst durch den Lautsprecher hindurch war nicht zu überhören, welcher Haß aus der Stimme des anderen sprach.
»Wer ist Lig-magte? Und ist der frühere Direktor von seinem Besuch bei ihm zurückgekommen?«
»Magte ist ein Titel, der etwa Edler oder Lord bedeutet. Lig-magte ist eine Art Anführer. Er hat ein häßliches Kastell am Stadtrand. Anscheinend ist er das Sprachrohr der übrigen Magter, die diesen irrsinnigen Krieg wollen. Die zweite Frage kann ich nicht mit ja oder nein beantworten. Direktor Mervv blieb verschwunden, aber wir fanden seinen verkohlten Schädel am nächsten Morgen vor unserer Tür. Wir wußten, daß es seiner war, weil unser Arzt eine Brücke erkannte, die er erst eine Woche zuvor eingesetzt hatte. Haben Sie das verstanden? «
Faussel stieß die letzten Worte so laut hervor, daß sie Brion in den Ohren gellten. Anscheinend waren alle dem Nervenzusammenbruch nahe, wenn dieser Mann als typisches Beispiel angesehen werden konnte. Brion unterbrach ihn rasch.
»Danke, das genügt, Faussel. Bestellen Sie dem Arzt, daß ich ihn so bald wie möglich sprechen möchte.« Er schaltete das Gerät ab und schlug den ersten Ordner auf. Als der Arzt anrief, hatte er die Berichte oberflächlich durchgelesen und konzentrierte sich bereits auf wichtige Einzelheiten. Er zog sich eine warme Jacke an und durchquerte den weitläufigen Büroraum. Die
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