Retter einer Welt
monoton. »Ich habe getan, was ich konnte; jetzt kann ich nicht mehr. Bitte, laß das Schiff kommen, ich möchte Dis verlassen.«
Brion biß sich in hilfloser Verzweiflung auf die Lippen. Nichts schien Lea aus ihrer Apathie aufrütteln zu können. Sie hatte in den letzten Tagen mehr durchmachen müssen, als ihr geschwächter Körper ertragen konnte. Er nahm ihr Kinn in seine Hand und drehte ihr Gesicht zu sich her. Sie leistete keinen Widerstand, aber in ihren Augen standen Tränen.
»Bitte, bring mich nach Hause, Brion. Bitte.«
Er zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. Was konnte er nur tun? Die Zeit verging immer rascher, die Untersuchung mußte durchgeführt werden – und doch konnte er Lea nicht dazu zwingen. Er sah sich nach dem Erste-Hilfe-Kasten um, aber Telt hatte ihn mit sich in den Wagen genommen. Vielleicht enthielt er ein Beruhigungsmittel, das er Lea geben konnte.
Telt hatte einige seiner Meßinstrumente auf dem Kartentisch geöffnet und betrachtete einen Papierstreifen mit Hilfe einer Lupe, als Brion die Tür aufriß. Er fuhr nervös auf und versteckte den Streifen hinter seinem Rücken. Dann grinste er verlegen, als er Brion erkannte.
»Ich dachte, Sie wären der komische Kerl dort draußen, der sich die Sache auch einmal ansehen wollte«, flüsterte er. »Vielleicht können Sie ihm trauen – aber ich kann mir das nicht leisten. Ich darf nicht einmal das Funkgerät benützen. Ich verschwinde jetzt so schnell wie möglich. Hys muß unbedingt davon erfahren!«
»Was muß er erfahren?« erkundigte sich Brion. »Was soll die ganze Geheimnistuerei?«
Telt drückte ihm den Papierstreifen und das Vergrößerungsglas in die Hand. »Sehen Sie sich das an – das ist der Streifen aus meinem Geigerzähler. Die roten senkrechten Linien zeigen jeweils einen Zeitabschnitt von fünf Minuten an, die wellige schwarze Linie gibt die Radioaktivität der Umgebung an. Sie sehen, daß sie während der Zeit unserer Fahrt nur geringfügige Änderungen aufweist.«
»Und der steile Anstieg hier in der Mitte?«
»Die Spitze fällt genau mit unserem Aufenthalt in dem schwarzen Turm zusammen! Als wir durch das Loch in den Keller eindrangen!« Telts Stimme klang aufgeregt.
»Soll das heißen, daß …«
»Ich kann es nicht sagen. Ich weiß es noch nicht bestimmt. Ich muß diesen Streifen erst mit den anderen vergleichen, die ich im Lager habe. Vielleicht ist es nur das Gestein des Turms – manche Arten besitzen eine sehr hohe natürliche Radioaktivität. Oder auch nur einige Instrumente mit Leuchtzifferblättern. Möglicherweise handelt es sich auch um eine kleinere taktische Atombombe – wir wissen, daß sie einige haben.«
»Oder die Kobaltbomben?«
»Kann sein«, meinte Telt und verpackte seine Instrumente. »Eine schlecht abgeschirmte Bombe oder eine alte, deren Mantel nicht mehr ganz dicht ist, würde eine ähnliche Spur auf dem Streifen hinterlassen. Ein winziger Sprung in der Außenhülle genügt schon.«
»Warum rufen Sie Hys nicht über Funk und benachrichtigen ihn davon?«
»Ich möchte vermeiden, daß Opa Kraffts Abhördienst davon Wind bekommt. Das hier ist unsere Aufgabe – wenn ich recht habe. Und ich muß erst die anderen Streifen überprüfen, bevor ich es sicher sagen kann. Jedenfalls lohnt sich ein Angriff, das spüre ich in den Knochen. Laden wir lieber gleich Ihre Leiche aus!« Er half Brion dabei und setzte sich dann hinter das Steuer.
»Halt, noch einen Augenblick«, sagte Brion. »Haben Sie zufällig etwas in Ihrem Erste-Hilfe-Kasten, das ich Lea geben könnte? Sie scheint einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben. Sie ist weder vernünftigen Argumenten zugänglich, noch will sie etwas tun, sie liegt einfach nur da und wartet darauf, daß ich sie abholen lasse.«
»Das werden wir gleich haben«, meinte Telt und öffnete den Kasten. »Unser Arzt nennt diese Erscheinung Schlächter-Syndrom. Hat eine Menge von unseren Leuten erwischt. Wenn man sein ganzes Leben lang in einer Gesellschaft gelebt hat, die Gewalttätigkeiten jeder Art verabscheut, nimmt es einen schwer mit, wenn man plötzlich andere Menschen umbringen soll. Nachdem es einige schwer erwischt hatte, mixte unser Arzt dieses Zeug zusammen. Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert, aber jedenfalls löscht es alle Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit aus. Die letzten zehn, zwölf Stunden sind einfach nicht mehr da. Und man kann sich nicht über etwas aufregen, an das man sich gar nicht erinnert.« Er holte eine
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