Retter einer Welt
hinein.
»Wie schnell wirkt das Zeug?« erkundigte Brion sich besorgt.
»Innerhalb weniger Minuten. Sie wird bald wieder zu sich kommen.«
Ulv stand in der Tür. »Mörder!« zischte er. Das Blasrohr in seiner Hand war halb an die Lippen gehoben.
»Er ist an dem Wagen gewesen – er hat die Leiche gesehen!« rief Telt und griff nach seiner Pistole.
Brion warf sich mit erhobenen Händen zwischen die beiden Männer. »Aufhören! Keinen Mord mehr!« rief er Ulv zu. Dann drohte er Telt mit der Faust. »Wenn Sie schießen, schlage ich Ihnen den Schädel ein! Ich werde die Sache auch ohne Ihre Hilfe in Ordnung bringen.« Er drehte sich wieder zu Ulv um, der sein Blasrohr noch immer nicht weiter an den Mund gehoben hatte. Das war ein gutes Zeichen – der Disaner war sich nicht sicher.
»Du hast die Leiche in dem Wagen gesehen, Ulv. Du mußt aber auch erkannt haben, daß es die Leiche eines Magter ist. Ich habe ihn selbst getötet, weil ich lieber einen, zehn oder sogar hundert Menschen umbringen würde, bevor ich zulasse, daß ein ganzer Planet vernichtet wird. Ich habe ihn in einem ehrlichen Kampf Mann gegen Mann umgebracht, damit ich die Leiche untersuchen kann. Du weißt selbst, daß die Magter äußerst seltsam sind – sie benehmen sich anders als die übrigen Disaner. Wenn ich den Grund dafür herausbekommen kann, finde ich vielleicht einen Weg, um den Krieg zu verhindern.«
Ulv war noch immer zornig, aber er ließ sein Blasrohr sinken. »Ich wünschte, ihr wäret nie gekommen. Früher, als noch keine Fremden nach Dis kamen, war alles in Ordnung. Die Magter herrschten über uns, sie verlangten Gehorsam und brachten alle um, die ihre Befehle nicht befolgten; aber sie halfen uns auch. Jetzt wollen sie einen Krieg mit euren Waffen führen, und ihr wollt dafür meine Welt zerstören. Und ich soll euch dabei helfen!«
»Nicht uns, nicht mir persönlich – dir selbst!« gab Brion müde zurück. »Wir können das alles jetzt nicht mehr ungeschehen machen, Ulv. Vielleicht wäre es für Dis wirklich besser gewesen, wenn die Fremden nie gekommen wären. Vielleicht aber auch nicht. Aber über diesen Punkt brauchen wir uns jetzt keine Sorgen mehr zu machen, denn Dis hat nun einmal Kontakt mit der restlichen Galaxis. Ihr habt ein Problem zu lösen, und ich bin hier, um euch dabei zu helfen.«
Die Sekunden vergingen unendlich langsam, während Ulv sich mit Fragen beschäftigte, die für ihn völlig neuartig waren. Konnte ein Mord weiteres Blutvergießen vermeiden? Konnte er seinem Volk dadurch helfen, daß er die Fremden unterstützte, die seine Leute umbrachten? Seine Welt hatte sich in einer Weise verändert, die er kaum zu begreifen vermochte. Sollte er sich dieser Veränderung anpassen – oder sollte er ihr entgegentreten?
Er schob das Blasrohr in seinen Gürtel zurück, drehte sich um und verließ den Raum.
»Ein bißchen zu viel für meine Nerven«, meinte Telt. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh ich sein werde, wenn die verdammte Sache endlich vorüber ist. Mir ist es jetzt ganz egal, ob der Planet dabei draufgeht. Ich habe alles gründlich satt.« Er ging zu dem Sandwagen hinaus und beobachtete dabei den Disaner, der vor der Tür an der Wand lehnte.
Brion wandte sich wieder Lea zu, die mit offenen Augen auf der Couch lag. Er setzte sich neben sie.
»Sie rannten«, flüsterte sie mit tonloser Stimme. »Sie rannten an der Tür meines Zimmers vorbei, und ich sah, wie sie Dr. Stine umbrachten. Dann kam einer von ihnen in mein Zimmer … Mehr weiß ich nicht, mein Gedächtnis ist von da ab völlig leer.« Sie wandte langsam den Kopf und sah zu Brion auf. »Was war dann? Warum bin ich hier?«
»Sie sind alle … tot«, berichtete Brion. »Nach dem Überfall haben die Disaner das Gebäude gesprengt. Du bist die einzige Überlebende. Der Mann, der in dein Zimmer kam, war Ulv – der Disaner, der uns in der Wüste gerettet hat. Er hat dich in Sicherheit gebracht und dich hier versteckt.«
»Wann fliegen wir ab?« fragte sie in dem gleichen Tonfall wie vorher und drehte das Gesicht zur Wand. »Wann verlassen wir diesen Planeten?«
»Heute ist der letzte Tag. Das Ultimatum läuft um Mitternacht aus. Krafft läßt uns abholen, wenn wir ihm mitteilen, daß wir startbereit sind. Aber unsere Aufgabe ist noch nicht gelöst. Ich habe eine Leiche beschafft. Du mußt sie untersuchen. Wir müssen herausbekommen, was die Magter …«
»Alles hat keinen Sinn mehr, wir müssen fort von hier.« Ihre Stimme klang
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