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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gewöhnen. Wenn wir an die schmalen Bänder kommen, dann möchte ich nicht haben, daß einer nicht weiß, was er zu tun hat.“ Es paßte ihnen zwar noch immer nicht, aber es wurde auch kein Widerspruch laut. Als ich Kendricks in die Mitte des zweiten Seils dirigierte, musterte er mißtrauisch das dünne Nylonseil. „Soll ich nicht doch lieber am Schluß gehen, bis ich weiß, was ich zu tun habe?“ fragte er, und man sah ihm an, wie unbehaglich er sich fühlte. „So zwischen euch beiden fürchte ich Dummheiten zu machen.“
Hjalmar lachte schallend und erklärte ihm, der zweite Platz an einem Dreierseil sei für Neulinge, Schwächlinge und Amateure. Ich rechnete schon mit Kendricks Temperamentsausbruch, aber er warf dem Darkovaner nur einen bitterbösen Blick zu, dann zuckte er die Achseln und zog den Knoten durch seinen Gürtel. Kyla warnte Kendricks und Lerrys, sie sollten von schmalen Bändern nicht nach unten schauen, und dann brachen wir auf. Das erste Stück war sehr leicht. Ein paar Meilen weit zog sich der Pfad immer höher. Wenn wir einmal eine kurze Rast einlegten, sahen wir das ganze Tal unter uns liegen. Langsam wurde der Pfad steiler, stellenweise bis zu fünfzig Grad, und meistens lag er voll Geröll und Kies. Wir mußten daher vorsichtig gehen, um Steinschlag zu vermeiden, immer auf sichere Griffe achten und öfter kurze Schnaufpausen einlegen. Ich prüfte jeden einzelnen Griff mit größter Sorgfalt, damit keiner ausbrach und die Kameraden unter uns traf. Einer der Brüder — ich glaube, es war Vardo— war hinter mir mit drei oder vier Meter lockeren Seiles zwischen uns, als er auf einem Kiesfleck ausrutschte, stolperte und mir einen gehörigen Ruck versetzte. Was er murmelte, war richtig. Auf solchen Hängen, wo ein Sturz nicht unbedingt gefährlich ist, sollte man unangeseilt gehen, weil ein Stolpern dann nur den Stolperer betrifft und keinen anderen. Aber mir war wichtig, daß ich wußte, welche Bergsteiger ich durch den Hellers zu führen hatte.
An einer Felswand wurde der Pfad zu einem schmalen Horizontalband, das mit losem Geröll und niederem Buschwerk bedeckt war. Darunter fiel der Fels senkrecht etwa fünfzehn Meter ab. Für einen erfahrenen Kletterer ist die Traversierung eines solchen Bandes eine Kleinigkeit. Kendricks machte ein paar Witze, aber als er an die Reihe kam, ging er ziemlich sicher weiter, ohne je das Gleichgewicht zu verlieren. Die Amateure — Lerrys Ridenow, Regis und Rafe — querten ohne zu zögern, aber ich überlegte, wie sie es wohl schaffen würden, wenn es noch schwieriger wurde. Für einen richtigen Bergsteiger ist es egal, ob ein Pfad über eine Wiese führt oder über ein Querband von Fußbreite mit einem senkrechten Felsabsturz darunter. Bald wurde der Weg beschwerlicher. Es wurde steil, und oft war der Pfad kaum auszumachen. Er führte durch dichtes Buschwerk und an überhängenden Bäumen vorbei, und oft bildeten dicke, hohe Wurzeln ein ernstliches Hindernis. An vielen Stellen hatten die Pflanzen auch Felsen und Geröll abgesprengt. Für einen Waldmann wäre ein solcher Pfad kein Problem gewesen, aber wir mußten uns schon anstrengen. Einmal mußten wir erst eine ganze Barrikade toter Büsche und Äste wegschaffen, die ein Wolkenbruch oder Schmelzwasser heruntergeschwemmt hatte. Dann hatten wir die Geröllhalde von einem riesigen Bergrutsch zu überwinden, wo wir uns auf allen vieren vorwärtsbewegen mußten, und auch dann durfte immer nur einer gehen. Jetzt beklagte sich keiner mehr über das Seil.
Gegen Mittag hatte ich zum erstenmal das Gefühl, wir seien nicht allein auf diesem Berghang.
Zuerst war es nur eine flüchtige Bewegung, die ich aus dem Augenwinkel heraus bemerkte, der Schatten eines Schattens. Erst beim viertenmal sah ich etwas. „Siehst du etwas?“ rief ich Kyla leise zu.
„Ich dachte schon, es liege an meinen Augen oder an der Höhe“, antwortete sie. „Gesehen habe ich etwas, Jason.“
„Gib acht, daß wir eine Stelle für eine kurze Rast finden“, sagte ich. Wir kletterten eine flache Rinne hinauf, und links und rechts von uns kletterte eine kaum wahrnehmbare Bewegung mit. Es war eigentlich nur ein unmerkliches Flattern. „Ich bin froh, wenn wir hier durch sind“, flüsterte ich Kyla zu. „Dann sehen wir wenigstens, was hinter uns herkommt.“
„Wenn es zu einem Kampf kommt, würde ich lieber auf Kies kämpfen als auf Eis“, antwortete sie überraschend.
Hinter einer Kuppe röhrte etwas. Kyla schwang sich auf einen Felsen und

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