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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kälte in ihrem dünnen Pullover. Dann zog sie ihre Stiefel aus und warf sie mir zu. „Hjalmar, du hebst mich jetzt auf deine Schultern.“
Zu spät begriff ich, was sie vorhatte. „Nein, nicht!“ brüllte ich, aber schon hatte sie sich auf der Schulter des Darkovaners zum Sprung geduckt, um nach dem untersten Schlingenseil der Waldmännerbrücke zu greifen. Nun hing sie dort und schwang daran, als die lockeren Lianen sich unter ihrem Gewicht dehnten.
„Hjalmar, Lerrys, holt sie herein!“ „Ich bin leichter als einer von euch!“ schrie Kyla zurück, „Für die Seile tauge ich sowieso nicht, weil ich zu leicht bin.“ Aber dann klang ihre Stimme nicht mehr absolut ruhig. „Lerrys, halte das Seil fest! Wenn du’s losläßt, ist alles umsonst.“
Sie griff von einer Lianenschlinge zur anderen und schwang nun über der brodelnden Schlucht. Ich winkte den anderen zu, sie sollten sich weiter unten ein wenig verteilen, aber ich wußte genau, wie nutzlos diese Maßnahme wäre, würde Kyla abstürzen.
Hjalmar ließ sie nicht aus den Augen. Die dritte Schlinge schwang entsetzlich. „Kyla, schnell!“ schrie er. „Schnell! Die übernächste Schlinge, nicht die nächste! Die ist verrottet!“
Der erste Versuch mißlang. Sie setzte zu einem neuen Schwung an, griff weit aus und hing an der sicheren fünften Schlinge. Wir sahen, wie sie tief durchatmete. Mir hatte sich fast der Magen umgestülpt. Dieses verdammte Mädchen hätte mir sagen sollen, was es vorhatte! Kyla schaute nach unten. Ihr Gesicht, das von Schweiß und Sonnenschutzsalbe glänzte, war vor Anstrengung verzerrt. Ihre winzige Gestalt schwang vier Meter über dem reißenden Wasser, und wenn sie losließ, könnte sie nur ein Wunder retten. Mindestens eine Minute hing sie so da, dann begann sie langsam und kräftig vor- und rückwärts zu schwingen. Beim dritten Schwung tat sie einen Sprung und griff nach der letzten Schlinge.
Sie schlüpfte zwischen ihren Fingern durch. Sie griff mit der anderen Hand danach, aber nun brach sie auseinander. Kyla tat einen schrillen Schrei, duckte sich mitten in der Luft und landete, halb im Wasser hängend, auf der anderen Seite der Schlucht. Sie zog sich ganz hinauf und blieb zusammengekauert sitzen. Bis zu den Hüften war sie tropfnaß, doch in Sicherheit.
Die Darkovaner schrien vor Begeisterung. Ich machte Lerrys ein Zeichen, er solle das Seil an einer dicken Baumwurzel befestigen. Dann schrie ich hinüber: „Hast du dich verletzt?“ Sie deutete mit Gesten an, daß sie wegen des Getöses nichts hören könne, und beugte sich hinunter, um ihr Seilende zu sichern. Ich machte ihr nun durch Zeichen klar, daß sie auf die Knoten besonders achten müsse, weil sie ja zu leicht sei, um einen von uns festzuhalten.
Ich probierte das Seil selbst aus. Es hielt. Mit ihren Stiefeln um meinen Hals griff ich nach dem Seil und stieg ins Wasser. Kendricks folgte mir. Das Wasser war noch eisiger, als ich gedacht hatte. Mein erster Schritt wäre beinahe auch mein letzter gewesen. Der Wasserdruck riß mich um, ich fiel auf die Knie und ruderte verzweifelt, aber Kendricks griff nach mir und ließ dabei das Seil los. Ich brüllte ihn wütend an, aber wir kamen beide wieder auf die Beine und stemmten uns gegen das tosende Wasser. Ich gab ehrlich vor mir selbst zu, daß wir ohne Kylas Seil; für das sie ihr Leben riskiert hatte, diese Schlucht nie geschafft hätten.
Mit ein wenig zittrigen Beinen und frierend zogen wir uns ans Ufer. Ich signalisierte den anderen, sie sollten immer zu zweit herüberkommen. Kyla griff nach meinem Ellbogen. „Jason…“
„Später, verdammt noch mal!“ Ich mußte schreien, da sie mich sonst nicht hörte, und dabei half ich Rafe aus dem Wasser.
„Es kann aber nicht warten!“ brüllte sie mir ins Ohr.
Ich drehte mich zu ihr um. „Was?“
„Dort oben sind Waldmänner! Oben auf der Seilbrücke! Ich habe sie gesehen. Sie haben die Schlinge durchschnitten!“
Regis und Hjalmar kämpften sich als letztes Paar herüber. Regis, der Schlanke und Leichtgebaute, wurde vom Wasser aus dem Stand gerissen, und Hjalmar drehte sich um und wollte ihn fassen. Ich schrie ihm zu, er solle herauskommen, denn sie waren noch mit dem Seil verbunden, und so konnten sie beide ertrinken. Lerrys und ich sprangen hinunter und zogen Regis heraus. Er hustete, spuckte eisiges Wasser und war am ganzen Körper klatschnaß. Ich machte Lerrys ein Zeichen, daß wir das feste Spannseil lassen wollten, wo es war, obwohl ich wenig Hoffnung hatte,

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