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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gefrorener, mitten in der Bewegung erstarrter Wasserfall. Ich murmelte den Namen des Berges in der Sprache der Waldmänner und übersetzte ihn für die anderen: Die Mauer um die Welt.
„Ein guter Name“, meinte Lerrys, der mit seinem Teebecher neben mich trat. „Jason, dieser riesige Gipfel dort ist doch noch nie betreten worden?“ „Ich kann mich nicht erinnern.“ Meine Zähne schlugen aufeinander, und ich kehrte zum Feuer zurück. Regis musterte den fernen Gletscher. „So schlimm sieht er gar nicht aus. An diesem westlichen Riegel dort müßte doch eine Route entlangführen. Hjalmar, warst du nicht bei der Expedition, die den Hohen Kimbi erstieg und kartographisch aufnahm?“
Der Riese nickte stolz. „Wir waren unmittelbar unter dem Gipfel, als ein Schneesturm aufkam. Wir mußten umkehren. Eines Tages werden wir die Mauer um die Welt angehen. Versucht wurde es schon, aber niemand hat noch den Gipfel erreicht.“
„Und das wird auch niemand“, bemerkte Lerrys.
„Dort sind fast hundert Meter senkrechten Felses zu überwinden. Prinz Regis, du brauchtest Schwingen, um hinaufzukommen. Und die Eistraverse dort heißt des Teufels Allee.“
„Mir ist’s egal, ob dieser Gipfel je erstiegen wurde oder erstiegen werden wird, ich hoffe nur, daß ich jetzt und später niemals dort hinauf muß!“ warf Kendricks gereizt ein.
„Wir gehen auch nicht hinauf.“ Die Unterbrechung war mir willkommen. Wenn die Jungen und Amateure sich mit Hypothesen über die Besteigung unbesteigbarer Bergketten unterhalten wollten, sollten sie das ruhig tun, aber es war Zeitverschwendung, wenn nicht noch schlimmer. Ich zeigte Kendricks eine Kerbe im Kamm, die viele hundert Meter tiefer lag und gut geschützt war vor den Eisabbrüchen zu beiden Seiten. „Das ist der Paß Dämmerung. Den müssen wir überschreiten. Den Berg selbst berühren wir gar nicht, und der Paß ist kaum sechstausend Meter hoch. Ein paar schwierige Stellen gibt es natürlich schon. Wir müssen uns auch bis zur Baumgrenze von den größeren Baumstraßen der Waldmänner fernhalten, selbstverständlich auch von ihren Dörfern, die ja auf den Karten eingezeichnet sind. Vielleicht stoßen wir auf eine ihrer Nomadenbanden…“
Plötzlich wußte ich, was ich zu tun hatte, und ich rief die anderen zu mir. „Von hier aus müssen wir damit rechnen, angegriffen zu werden. Kyla, sage ihnen, was du gesehen hast.“
Sie stellte ihren Becher ab. Ihr Gesicht war sehr ernst, als sie berichtete, was sie beobachtet hatte. „Sie wissen noch nicht, daß wir in friedlicher Absicht kommen. Wir müssen immer daran denken, daß sie nicht töten, sondern nur verwunden und plündern wollen. Wenn wir uns wehren…“ Sie zeigte uns ein kurzes, häßliches Messer, das sie ganz beiläufig aus ihrem Hemd gezogen hatte und sofort wieder einsteckte. „Sie werden weglaufen, wenn wir uns wehren.“
Lerrys zog einen schmalen Dolch aus der Scheide, die ich bisher eher als Schmuck betrachtet hatte. „Darf ich noch etwas dazu sagen, Jason? Aus dem ‘Narr-Feldzug ist mir in Erinnerung, daß die Waldmänner immer den Nahkampf suchen, und vom menschlichen Standpunkt aus kämpfen sie schmutzig.“ Er sah von einem zum anderen, und dann grinste er über sein ganzes unrasiertes Gesicht. „Noch etwas. Ich mag gerne ein bißchen Bewegungsfreiheit. Müssen wir weiter am Seil gehen, wenn wir wieder aufbrechen?“
Das überlegte ich mir. Seine Kampfbegeisterung ärgerte und freute mich gleichzeitig. „Ich zwinge keinen dazu, am Seil zu gehen, wenn er sich lieber unangeseilt bewegen möchte“, erklärte ich ihm und allen. „Entscheiden werden wir darüber aber erst, wenn es nötig wird. Ich persönlich bin der Meinung, daß die Waldmänner daran gewöhnt sind, über schmale Felsbänder zu laufen, wir aber nicht. Ihre Taktik wird in erster Linie darin bestehen, uns hinunterzustoßen, einen nach dem anderen. Sind wir angeseilt, können wir uns besser gegen sie verteidigen… Im Augenblick ist aber nur wichtig, daß wir trocken werden.“
Kendricks blieb neben mir, als die anderen sich wieder um das Feuer gesetzt hatten. Wir sahen hinunter in die dicken Wälder unter unserem Lager. „Hier scheint früher schon einmal ein Lager gewesen zu sein“, meinte er nachdenklich. „Sind wir hier einem Angriff nicht ebenso ausgesetzt wie anderswo?“
Gerade darüber hatte ich nicht sprechen wollen. Diese Lichtung war nicht besonders günstig. „Aber es gibt hier wenigstens keine Felsbänder, über die sie uns

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