Retter eines Planeten - 16
obwohl Jay sich nicht erinnern konnte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Er war groß und schlank und von jener vollkommenen und erlesenen männlichen Schönheit, die man gelegentlich bei den Darkovanern finden konnte. Er sprach mit Jay in einem freundschaftlichen, sonst aber erstaunlich höflichen Ton: „Ich habe ihnen gesagt, sie sollten dich eine Weile nicht stören, da deine Hand schlimmer verletzt sei, als es den Anschein hatte. Die Hand eines Chirurgen ist ein ungeheuer wertvolles Instrument, Doktor Allison. Ich hoffe, daß sie nicht ernstlich geschädigt ist. Darf ich einmal nachsehen?“
Automatisch zog Jay Allison seine Hand zurück, doch dann kam ihm zu Bewußtsein, wie unfreundlich diese Bewegung war und überließ dem Fremden die Hand, damit er die Finger ansehen konnte. „Allzu ernst scheint es nicht zu sein. Ich glaubte, es sei noch etwas anderes als das“, sagte der Fremde und hob seine ernsten Augen. „Kannst du dich an meinen Namen erinnern? Dr. Allison?“
„Du weißt, wer ich bin?“ „Dr. Forth sagte es mir nicht. Aber wir Hasturs sind Telepathen. Jason… , verzeih mir, Dr. Allison, ich wußte von Anfang an, daß du von einem Gott oder Dämon besessen bist.“
„Abergläubischer Unsinn“, fauchte Jay. „Typisch für die Darkovaner!“ Der junge Hastur überhörte die Unverschämtheit dieser Antwort. „Heute trifft das nicht mehr zu“, erklärte er ruhig und höflich. „Ich glaube, ich könnte mich deiner Terminologie anpassen, wenn ich es der Mühe wert hielte. Ich hatte eine Psi-Schulung und weiß genau, wenn die eine Seelenhälfte eines Menschen die andere aus ihm hinausgetrieben hat. Vielleicht kann ich die beiden wieder zusammenfügen, so daß du wieder du selbst wirst.“ „Mir vorzustellen, daß eine Darkovaner-Mißgeburt in meinem Geist herumpfuscht…“, begann Jay hitzig, schwieg aber dann unvermittelt. Unter Regis’ ernsten Augen fühlte er eine Demut, die ihm bisher unbekannt war. Diese Mannschaft brauchte einen Führer, und er, Jay Allison, war offensichtlich nicht der, den sie brauchten. Er bedeckte seine Augen mit der gesunden Hand.
Regis legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber Jay entzog sich mit einer raschen Drehung diesem Mitleid. Seine Stimme war bitter, voll Abwehr und Kälte: „Schön. So ist es eben. Ich kann es nicht. Jason kann es. Du bist Parapsychologe. Wenn du mich abschalten kannst — nun, dann fange doch an damit!“
*
Ich starrte Regis an und strich mit der Hand über meine Stirn. „Was ist denn passiert?“ fragte ich, und dann fiel mir plötzlich Kyla ein. „Wo ist Kyla? Sie war doch verletzt…“
„Kyla geht es ganz ordentlich“, erwiderte Regis, aber ich sprang auf, um mich selbst davon zu überzeugen. Kyla lag draußen ganz bequem auf einer Rolle aus Decken. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und trank etwas Heißes, und in der Luft hing der Geruch nach gutem, nahrhaftem Essen. Ich sah Regis an. „Ich bin doch wegen eines solchen Kratzers nicht umgekippt?“ fragte ich und sah meine verletzte Hand an.
Regis hielt mich zurück. „Warte, gehe jetzt noch nicht sofort hinaus. Erinnerst du dich an das, was geschehen ist, Doktor Allison?“
Allmählich packte mich ein Grauen, denn meine schlimmsten Ängste fanden sieh bestätigt. „Du… hast dich… verändert“, erklärte mir Regis ruhig. „Vielleicht war es der Schock, als du…“
Ich unterbrach ihn. „Ich erinnere mich noch, daß ich sah, wie Kyla blutete, als wir ihr die Kleider auszogen. Aber guter Gott, mir macht doch ein bißchen Blut nichts aus, und Dr. Allison ist Chirurg. Es ist doch ausgeschlossen, daß ihn ein paar Tropfen Blut…“
„Das weiß ich nicht.“ Aber Regis sah so drein, als wisse er viel mehr als das, was er mir sagte. „Ich glaube nicht, daß Dr. Allison — er hat wenig Ähnlichkeit mit mir — sich sehr um Kyla sorgte. Oder?“
„Verdammt, aber ich sorge mich um sie! Und ich will mich davon überzeugen, daß mit ihr alles in Ordnung ist.“ Aber dann blieb ich doch verwirrt stehen. „Regis… , haben die anderen das alles gesehen?“
„Nur Kendricks und ich. Wir beide sprechen nicht davon.“
„Vielen Dank“, antwortete ich erleichtert und fühlte seinen warmen Händedruck. Halbgott oder Prinz, das war egal. Ich mochte Regis. Ich ging hinaus, ließ mir einen Napf voll Essen aus dem Kessel geben und setzte mich zwischen Kyla und Kendricks zum Essen auf den Boden. Ich war noch sehr erschüttert und von der Reaktion geschwächt. Und außerdem
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