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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie berührte. Wir streckten sie aus, wo sie lag, und zogen ihr das Hemd aus. Kendricks kam heran, um die Wunde zu untersuchen. „Eine tiefe Stichwunde“, stellte er fest, aber ich hörte es nur noch ganz verschwommen. Etwas hatte mein Inneres nach außen gedreht, in meinem Gehirn umgerührt und…
    *
    Jay Allison holte keuchend Luft und sah sich, von einem plötzlichen Schwindel erfaßt, um. Er befand sich nicht im Büro des Dr. Forth, sondern stand gefährlich nahe am Rande eines Felsabsturzes. Er kniff die Augen zusammen, denn ihm war, als träume er einen Alptraum. Als er sie wieder öffnete, sah er in ein bekanntes Gesicht.
Buck Kendricks war leichenblaß. Sein Mund war in ungläubigem Staunen aufgerissen. „Jay! Doktor Allison… Um. Himmels willen!“ flüsterte er heiser. Die ärztliche Ausbildung bringt Reaktionen mit sich, die schon fast zu Reflexen werden. Jay Allison schien wieder irgendwie zu Vernunft zu kommen, als er bemerkte, daß jemand ausgestreckt vor ihm lag. Dieses Wesen war halbnackt und blutete sehr stark. Er winkte die Fremden zurück, die herumstanden, und sagte in seinem schlechten Darkovan: „Laßt sie doch in Ruhe. Das hier ist meine Arbeit.“ Er kannte keine Flüche, die sie weggescheucht hätten, und so ging er zur terranischen Standardsprache über: „Buck, schau, daß diese Leute verschwinden und der Patient Luft bekommt. Wo ist mein chirurgisches Besteck?“ Er beugte sich hinunter und stellte jetzt erst fest, daß der Patient eine Frau war — und jung.
Die Wunde blutete wohl sehr stark, doch sie war nicht lebensgefährlich. Die Messerspitze war bis zum Brustbein vorgedrungen, hatte aber kein Lungengewebe verletzt. Man hätte den Schnitt nähen können, doch Kendricks reichte ihm nur einen spärlich ausgestatteten Verbandskasten. Also deckte Dr. Allison die Wunde nur mit einer Spezialkompresse ab, die weiteres Bluten verhinderte. Als er fertig war, bewegte sich das fremde Mädchen wieder. „Jason?“ sagte sie mit matter Stimme.
„Dr. Allison“, berichtigte er sie schroff, ein wenig erstaunt darüber, daß sie seinen Namen kannte. Das große Staunen hatte das kleinere völlig überdeckt. Kendricks redete schnell mit dem Mädchen in einem der Darkovaner Dialekte, die Jay nicht verstand, und dann zog er Jay mit sich, weg aus der Hörweite der anderen. Er schien sehr erschüttert zu sein. „Jay, ich wußte nicht… und ich hätte auch nie geglaubt…, daß du Doktor Allison bist. Guter Gott, Jason, bist du das wirklich?“
Und dann war er sehr beschäftigt. „Was ist denn los? Oh, heiliger Jesus! Jay, nicht ohnmächtig werden!“
    *
    Jay war sich dessen bewußt, daß er nicht allzugut dastand, aber wer ihm das zum Vorwurf machen wollte, sollte sich erst einmal in seiner Lage befinden. In einem behaglichen, ruhigen Büro einschlafen und auf einem Felsen am Rande von Nirgendwo aufwachen — so einfach war das ja schließlich nicht. Seine Hand schmerzte. Er sah, daß sie blutete, und bewegte sie versuchsweise, um festzustellen, ob Sehnen verletzt waren. „Wie ist denn das passiert?“ brummte er.
„Sir, leiser sprechen, oder wenigstens Darkovan!“
Jay blinzelte. Kendricks war immer noch das einzige bekannte Wesen in einem seltsamen, wogenden Universum. „Jay, ich schwöre, davon hatte ich nicht die geringste Ahnung. Und wie lange kenne ich dich nun? Acht Jahre? Oder neun?“
„Dieser närrische Forth!“ knirschte Jay und fügte den blutleeren Fluch eines mickrigen Bürokraten hinzu.
„Jason!“ schrie jemand mit befehlender Stimme, und Kendricks stotterte mir verwirrt ins Ohr: „Jay, w-wenn ich d-dich so ansehe, d-dann bist du bubuchstäblich nicht der gleiche M-Mann!“
„Offensichtlich nicht.“ Jay sah zum Zelt hinüber. Einer der Zeltmasten stand noch. „Ist da jemand drinnen?“
„Noch nicht.“ Kendricks schob ihn hinein. „Ich werde es ihnen sagen. Irgendwas.“ Er nahm ein Leuchtgerät aus seiner Tasche, stellte es neben Allison ab und musterte ihn im unruhigen Licht. Dann fluchte er lange, ausführlich und mit sehr viel Nachdruck. „Sag mal, kannst du hier allein bleiben?“
Jay nickte. Mehr gelang ihm nicht. Er mußte seine ganze Kraft aufwenden, um seine Nerven buchstäblich festzuhalten. Ließe er sie los, würde er wie ein Wahnsinniger toben. Ein wenig Zeit verging, und von draußen hörte er merkwürdige Laute. Dann hüstelte jemand höflich, und ein Mann betrat das Zelt.
Er mußte ein Darkovaner-Aristokrat sein und sah auch irgendwie bekannt aus,

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