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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Arbeits- und Kapitalmärkten der Union sorgen, dass solche externen Schocks verkraftet werden können.
    Ein Beispiel: Aufgrund des Atomunfalls in Japan wird in Deutschland die Kernenergie zurückgefahren und massiv in erneuerbare Energien investiert. Der Strompreis in Deutschland steigt, und es gibt inflationäre Impulse durch hohe Investitionen in Solar-, Wind- und andere alternative Energien. In Frankreich bleibt dagegen alles beim Alten. Damit besteht ein Ungleichgewicht zwischen den beiden Ländern. In Deutschland müsste die Geldpolitik bremsen, um das Ausbreiten inflationärer Effekte zu verhindern. In Frankreich müsste sie unverändert bleiben. Das aber geht in einer Währungsunion nicht. Die Möglichkeit von Auf- und Abwertungen ist ebenfalls nicht mehr vorhanden. Ein Gleichgewicht kann nur wieder erreicht werden, wenn Arbeit und Kapital aus Frankreich nach Deutschland abwandern und in neue Energie investiert wird.
    Die Abwanderung von Kapital mag noch einigermaßen machbar sein, beim Faktor Arbeit wird es schon schwieriger. Hier spielen allgemeine Mobilitätshindernisse eine große Rolle. Nicht nur, dass Menschen nicht ohne weiteres ihr bisheriges Leben aufgeben und ihre Heimat und ihre Familie verlassen, auch die Nationalstaaten stellen eine Hürde dar. Wenn Arbeitnehmer aus Frankreich nach Deutschland abwandern, bedeutet das einen Imageverlust für Frankreich und einen entsprechenden Gewinn für Deutschland. Deshalb wird Frankreich versuchen, die Arbeitnehmer im eigenen Land zu halten. Das ist ein weiterer Grund, weshalb starke und selbstbewusste Nationalstaaten mit einer Währungsunion nicht gut vereinbar sind. Ein Abbau der Nationalstaaten würde auch der Faktormobilität helfen und das Funktionieren der Währungsunion erleichtern.
    Auch das ist den Experten längst geläufig. Die Väter des Euro waren viel zu klug, um das nicht zu wissen, haben aber dennoch keine entsprechenden Schritte unternommen. In der Europäischen Währungsunion gibt es kein Gremium, das sich mit der Förderung der Funktionsfähigkeit der Arbeits- und Kapitalmärkte in der Union befasst. Das gehört allenfalls zum Ressort Binnenmarkt bei der Europäischen Kommission. Da der Binnenmarkt aber für alle Länder der Union gilt und nicht speziell für die Euro-Zone, wird das Problem hier unter ganz anderen Vorzeichen behandelt.
    In jedem Fall reicht es nicht, wenn die Europäische Zentralbank in ihren sehr klugen und verdienstvollen Veröffentlichungen davon schreibt, dass wir mehr Flexibilität und Mobilität benötigen. Es muss auch etwas dafür getan werden. Eine Währungsunion braucht eine Wirtschaftsregierung, die sich unter anderem mit der Förderung der Faktormobilität in der Gemeinschaft befasst.
    Es ist interessant, dass sich die Faktormobilität innerhalb des Euro-Raums zuletzt etwas zu verbessern scheint. In Deutschland herrscht zunehmend Facharbeitermangel, weil die Wirtschaft gut läuft, die Zahl qualifizierter Arbeitnehmer aber aus demografischen Gründen zurückgeht. Umgekehrt gibt es etwa in Spanien eine große Zahl junger, gut ausgebildeter Menschen, die in ihrem Land keine Arbeit finden. Zunehmend gehen deutsche Unternehmen nach Spanien, um dort um gute Mitarbeiter zu werben. Das funktioniert, ohne dass der Staat oder die EU-Kommission hier etwas unternimmt.
    Sind Sie nun fertig? Können wir das Reißbrett nun abräumen? Nein, leider immer noch nicht. Auch für die Konstruktion und den Aufbau einer Währungsunion gilt, dass man für alle Eventualitäten vorsorgen und eine Lösung haben muss – ganz nach dem alten Gesetz von Murphy: »Alles Schlechte, was passieren kann, wird auch passieren.«
    Was ist, wenn sich die Mitglieder der Union politisch auseinanderentwickeln? Beispielsweise geraten zwei Länder in einen kriegerischen Konflikt. Sagen wir: Die Griechen würden – Gott verhüte – mit den Türken einen Krieg anfangen, den die übrigen Mitglieder der Gemeinschaft nicht mitmachen wollen. So ganz unmöglich ist das nicht, bedenkt man, dass Griechenland in der Union das Land mit dem relativ größten Militär ist. Kann man dann in der Währungsunion sagen: Das ist das Problem der Griechen, das geht uns nichts an? Wir machen weiter business as usual ?
    Natürlich nicht. Die Verbindung in der Währungsunion bedeutet automatisch, in einen solchen Konflikt hineingezogen zu werden. Die Griechen müssten vermutlich mehr Kredite aufnehmen als durch die Regelungen in der Euro-Zone erlaubt. Sie würden sich in

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