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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Polizeiwesen und ein großer Teil der Wirtschaftsförderung in die regionale Verantwortung. Aber auch weite Bereiche der Landwirtschaft, das Post- und Telekommunikationswesen, die Energie und vieles andere mehr können dezentral organisiert werden. Warum soll es nicht in einigen Ländern die Wehrpflicht geben, in anderen nicht? Man braucht einen gewissen Rahmen, regelmäßige Abstimmungen der jeweiligen Fachminister, damit auf den entsprechenden Gebieten kein Chaos entsteht und jeder weiß, was der andere tut.
    Statt oder zusätzlich zu einer Kommission zum Abbau von bürokratischen Hemmnissen sollte es eine Kommission zum Abbau von überflüssigen Vereinheitlichungen geben. Da ist nicht nur an die berühmte Krümmung der Gurke zu denken. Ich bin immer wieder überrascht, was Brüssel alles reguliert. Ein bisschen weniger würde das Leben vereinfachen, Europa sympathischer machen und die für den Euro nötige politische Union in keiner Weise stören.
    Grundsätzlich kann (und sollte meines Erachtens) die Europäische Union sehr viel dezentraler organisiert werden, als das in vielen föderalen Staaten (auch in den USA) der Fall ist. In einer politischen Union sollte es starke Regionen als Gegengewicht zu Zentralisierungstendenzen in Brüssel geben, die sich an den Nationalstaaten orientieren können, aber nicht müssen. Für Deutschland wäre eine Region aus Süddeutschland zusammen mit Österreich, Norditalien, vielleicht auch Elsass-Lothringen denkbar. Süddeutsche haben mehr Gemeinsamkeiten mit Österreich als mit Nordrhein-Westfalen oder Hamburg (und vice versa). Im Norden wäre eine Region aus Norddeutschland zusammen mit den Hanseregionen rund um die Ostsee denkbar. Nordrhein-Westfalen hat enge Bindungen zu Teilen Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs. Das wären Kulturregionen mit langen historischen Bindungen.

3. Das Potenzial für eine Weltmacht?
     
    Kann es, wird es eine solche politische Union als Vereinigte Staaten von Europa (unter welchem Namen auch immer) wirklich je geben?
    Natürlich kann das niemand mit Gewissheit sagen. Die meisten werden intuitiv wohl mit Nein votieren. Dabei sind die Voraussetzungen für eine politische Union vorhanden.
    Der Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld definiert vier Kategorien für eine Weltmacht: wirtschaftliche Stärke, politische Stabilität, wissenschaftliche Potenz und militärische Ausstattung. »In allen vier Kategorien ist die Europäische Union in der Weltspitze«, so Weidenfeld. »Was fehlt, ist ein strategisches Profil. Da hat Europa nach wie vor Defizite. Doch das ist ein kultureller Prozess, da sind wir mittendrin.« (Weidenfeld 2011 b, S. 13)
    Europa ist, wenn es sich als Einheit begreift, schon jetzt die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Es hat eine Bevölkerung von 500 Millionen Menschen, ist damit die Nummer drei in der Welt nach China und Indien, aber deutlich vor den USA (307 Millionen) oder Russland, Indonesien oder Brasilien. Der Euro-Raum für sich genommen ist nicht ganz so groß. Aber auch er hat 330 Millionen Einwohner und steht damit in der Welt vor den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Beim Bruttoinlandsprodukt ist die Europäische Union die Nummer eins der Welt. Ihre Wirtschaftsleistung ist natürlich größer als die Chinas und Indiens, übersteigt aber auch die der USA. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2010 in der Europäischen Union bei 12,6 Milliarden Euro, verglichen mit umgerechnet 11,3 Milliarden Euro in den USA. Natürlich spielt hier auch der Wechselkurs eine Rolle. Aber der Dollar müsste schon sehr stark werden (1,25 Dollar je Euro), damit die Amerikaner den Vorsprung der EU aufholen. Allein der Euro-Raum liegt beim Bruttoinlandsprodukt (9,2 Milliarden Euro) wegen Großbritannien, Schweden und Dänemark sowie der noch nicht so weit entwickelten Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa leicht unter den USA. Aber das Euro-Gebiet ist auch gemessen an der Wirtschaftsleistung fast dreimal so groß wie Japan (3,3 Milliarden Euro) und selbstverständlich größer als etwa Brasilien, Russland oder Indonesien.
    Beim Pro-Kopf-Einkommen nimmt der Euro-Raum den zweiten Platz in der Welt ein. Die USA haben ein Pro-Kopf-Einkommen von 36.900 Euro, Euro-Land von 27.700 Euro. Die Währungsunion liegt hier leicht vor der EU (25.100 Euro), Japan bewegt sich ebenfalls in dieser Größenordnung (25.800 Euro). Die Schwellenländer fallen in dieser Kategorie weit zurück.
    Deutlich schwächer ist Europa beim Wirtschaftswachstum. Hier ragen

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